Saddams Verhaftung nährt in Irak Verschwörungstheorien

publiziert: Dienstag, 16. Dez 2003 / 11:41 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 16. Dez 2003 / 12:22 Uhr

Bagdad - Alle haben sie gesehen, und am Montag prangten sie noch von allen Zeitungskiosken: die Fotos des US-Militärs, die den einst gefürchteten Diktator Saddam Hussein zerzaust und heruntergekommen zeigten. In Irak fielen die Reaktionen darauf gemischt aus.

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Dramatische Ereignisse haben in Irak wiederholt kühne Verschwörungstheorien entstehen lassen. So scheint es nun auch mit dem einstigen Herrscher über Leben und Tod zu geschehen, der in einem Erdloch sass.

Der Beamte Badr Ahmed ist sich ganz sicher, dass die US-Amerikaner ein Betäubungsmittel versprüht hatten, bevor sie das primitive Versteck in dem Ort Ad Dwar bei Tikrit stürmten.

Saddam Hussein, bewaffnet mit zwei Kalaschnikows und einer Pistole, habe sich deshalb gar nicht wehren können. Badr Ahmed hat dazu auch gleich eine "völlig logische" Erklärung parat: "Sie zeigten keine Bilder, auf denen man sieht, wie die US-Soldaten das Versteck stürmten. Denn dann hätte man auch die Gasmasken gesehen."

Politisches Kalkül

Auch der Geldwechsler Imad Dschabar glaubt den offiziellen Darstellungen nicht. Er ist sich ziemlich sicher, dass die Amerikaner mit ihrem "Intimfeind" eine Show abgezogen haben. "Warum gestern?", fragt er - und gibt sich gleich selbst die Antwort: "Die haben ihn schon vor längerer Zeit gefangen." Aber jetzt passe es US-Präsident George W. Bush genau in die Planung für den Wahlkampf.

Ansonsten hatte er nur Verachtung für den Mann, vor dem früher alle zitterten. Dass der acht Monate lang versteckt lebende Ex-Diktator keinen Schneid hatte, habe sich darin gezeigt, dass er sich nicht einmal wehrte, als die Amerikaner ihn aus seinem Erdloch holten. "Seine Söhne haben wenigstens gekämpft", fügte er hinzu.

Udai und Kusai Saddam, die bei den Irakern verhasst waren, wurden im Juli von US-Einheiten erschossen. Beim Versuch der Amerikaner, sie in ihrem Versteck in Mossul zu verhaften, hatten sie bewaffneten Widerstand geleistet.

Noch mehr Widerstand

Manchen Irakern in Bagdad gingen die beeindruckenden Bilder ganz einfach nur zu weit. "Selbst wenn er ein Verbrecher ist, hätte man ihn nicht so behandeln dürfen", meinte der 28-jährige Verkäufer Haidar.

Als Schiit und Angehöriger einer vom Saddam-Regime unterdrückten religiösen Strömung hat er für den Despoten leidlich wenig übrig. Doch am Ende sei er der Präsident einer arabischen Nation gewesen. Die Demütigung einer Symbolfigur werde den Widerstand gegen die US-geführten Besatzer nur anfeuern, meinte er.

(Ziad Haris und Gregor Mayer/dpa)

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