Trauer um einen grossartigen Darsteller

Schauspieler Mathias Gnädinger ist tot

publiziert: Samstag, 4. Apr 2015 / 11:24 Uhr / aktualisiert: Samstag, 4. Apr 2015 / 15:32 Uhr
Zuletzt war Mathias Gnädinger im Kino in Paul Rinikers «Usfahrt Oerlike» zu sehen.
Zuletzt war Mathias Gnädinger im Kino in Paul Rinikers «Usfahrt Oerlike» zu sehen.

Bern - Mit Mathias Gnädinger verliert die Schweiz einen grossartigen Schauspieler und liebenswürdigen Menschen, der die Schweizer Theater- und Filmszene geprägt hat. Mit diesen Worten würdigen Kulturschaffende den Schauspieler, der am Karfreitag überraschend verstarb.

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Mit dem Tod von Gnädinger verliere die Schweiz einen der grössten Volksschauspieler, sagte Ivo Kummer, Filmchef des Bundesamtes für Kultur, am Samstag der Nachrichtenagentur sda. Gnädinger habe den Schweizer Film über Jahrzehnte geprägt. «Er hinterlässt eine grosse Lücke in der Schweizer Filmlandschaft.»

Für Kummer ist Gnädinger trotz seines Erfolges nie abgehoben gewesen und bescheiden geblieben. Im persönlichen Umgang habe er den Schaffhauser als sehr umgänglich und bodenständig erlebt. «Es ist selten, dass jemand mit einem so ausgeprägten Ostschweizer Dialekt in Schweizer Filmen die Hauptrolle spielt.»

«Unglaublich liebenswürdig und sensibel»

Seinen letzten grossen Erfolg feierte Gnädinger an den vergangenen Solothurner Filmtagen mit einer Hauptrolle in «Usfahrt Oerlike» von Paul Riniker. Gnädinger sei ein «unglaublich liebenswürdiger, sensibler Mensch und ein grossartiger Schauspieler» gewesen, sagte Riniker am Samstag auf Anfrage.

Über eine weitere Zusammenarbeit hätten Gnädinger und er bereits nachgedacht, sagte Riniker. Die Idee sei gewesen, die Figur des Willi aus «Usfahrt Oerlike» weiterzuführen. «Er war interessiert daran, aber das Projekt war noch in den Anfängen.»

«Usfahrt Oerlike» mit Gnädinger und Jörg Schneider in den Hauptrollen war in Solothurn zum Publikumsliebling gewählt worden. Gnädinger habe mit einer unglaublichen körperlichen Präsenz und Agilität viele Rollen geprägt, im Film und auf der Bühne, sagte die Direktorin der Solothurner Filmtage, Seraina Rohrer, am Samstag auf Anfrage. Im Film «Usfahrt Oerlike» sei er «so vital wie immer» gewesen.

«Nie als Star aufgespielt»

Gnädinger gehöre in der Schweizer Filmgeschichte «schlicht und einfach zur ersten Garde», sagte Schauspielkollege Jörg Schneider im Interview mit Tagesanzeiger.ch/Newsnet. Dennoch habe er sich nie als Star aufgespielt.

Er habe Gnädinger bei den Dreharbeiten zu «Usfahrt Oerlike» als sehr liebenswürdigen Menschen kennengelernt, sagte Schneider. «Wenn Gnädinger auf der Leinwand als brummiger, grantiger Typ herübergekommen ist, dann täuscht dieser Eindruck.» Gnädinger sei ein sehr feinfühliger Mensch gewesen.

«Ein Lebensspieler»

Gnädinger habe die Schweizer Film- und Theaterszene sehr persönlich und authentisch geprägt, sagte der Schauspieler Walter Andreas Müller gegenüber «Radio Top». «Ich habe bei Mathias immer gespürt: Er war kein Schauspieler, er war ein Lebensspieler.»

Gnädinger habe genau das, was er gelebt habe, auch in seine Rollen hineingebracht. «Er ist nie in eine Rolle geschlüpft, er war immer Mathias, wie er leibt und lebt.» Das habe die Qualität seiner Figuren ausgemacht.

Der Tod Gnädingers kam auch für Müller überraschend. «Niemand hat damit gerechnet, dass es ausgerechnet einen solchen Felsbrocken in der Schweizer Medienlandschaft trifft.»

«Sehr grosses Herz»

Auch in seinem Heimatkanton Schaffhausen löste die Nachricht von Gnädingers Tod Betroffenheit aus. In den Augen des Schaffhauser Regierungsrates Christian Amsler war Gnädinger nicht nur ein hervorragender und glaubwürdiger Charakterdarsteller, sondern auch ein grossartiger Mensch mit einem sehr grossen Herz.

Gnädinger sei auch ein ausgezeichneter Botschafter des Kantons Schaffhausen gewesen, der die Schaffhauser Mundart in die Welt hinaus getragen habe, sagte Amsler auf Anfrage der sda. Er habe eine unerhört wichtige Rolle für Schaffhausen gespielt.

Der Regierungsrat sei wie die ganze Schaffhauser Bevölkerung sehr betroffen vom Tod Gnädingers. Dieser habe sich immer auch für die sozial Schwachen eingeetzt. So habe er sich auch um das Vermächtnis seines Onkels Josef («Seppl») Gnädinger gekümmert, eines Künstlers und langjährigen Entwicklungshelfers in Afrika.

(asu/sda)

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