Scheidungsklage nach 300 Jahren

publiziert: Montag, 15. Jan 2007 / 21:38 Uhr

Edinburgh - Lieber noch als ein Oscar, so bekennt Filmstar Sean Connery freimütig, wäre ihm die Unabhängigkeit Schottlands. Und von Edinburgh bis zu den Hebriden ist der alte Schotten-Schwur populär: «Niemals unter englischer Herrschaft».

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Im Land der Kilts und Dudelsäcke sind die Sezessionisten im Aufwind. So gewaltig, dass Gordon Brown, der bald Tony Blair als Premierminister ablösen könnte, jetzt vor der «Balkanisierung Grossbritanniens» warnte.

Zum 300. Mal jährt sich an diesem Dienstag der Tag, an dem das schottische Parlament 1707 - unter erheblichem Druck aus London - die Unionsvereinbarung mit England absegnete. Durch den «Act of Union» entstand das Königreich Grossbritannien.

Referendum angekündigt

Für Alex Salmond ist das Jubiläum Anlass, die Scheidungsklage zu bekräftigen, die er als Chef der Schottischen Nationalpartei (SNP) in Form eines Wahlprogramms eingereicht hatte: «Nach unserem Sieg werden alle Schotten ihr Recht wahrnehmen können, in einem Referendum für die Freiheit zu stimmen.» Angus Robertson, SNP-Wahlkampfleiter und «Schattenaussenminister Schottlands», fügt hinzu: «Wir wollen einen Staat wie andere freie Nationen auch.»

Früher wurden solche Sprüche in der Downing Street als «karierte Folklore» abgetan. Doch nach dem schottischen Politbarometer dürfte die regierende Labour-Partei bei den Regionalwahlen am 3. Mai herbe Verluste erleiden.

Mehrheit für Unabhängigkeit

Etwa 52 Prozent der Schotten wünschen sich derzeit laut Umfragen einen eigenen Staat. Zwar machen die rund fünf Millionen Schottland-Bewohner nur 8,5 Prozent der Bevölkerung Grossbritanniens aus. Doch ihr «Austritt» aus der Union wäre der Anfang vom Ende des Vereinigten Königreichs. Sezessionisten in Wales und Nordirland würden Auftrieb bekommen.

Schuld daran seien Blair und Brown, sagen die oppositionellen Tories. Niemals hätte Margaret Thatcher zugelassen, dass den Schotten wieder das Recht auf ein Parlament zugestanden wird. Doch Blair und Brown hätten 1997 erkannt, dass sich im Norden damit Stimmen holen liessen.

Sie versprachen den Schotten ein neues eigenes Parlament - rund 290 Jahre nach der Auflösung des alten. 1999 nahm es gegenüber vom Palast der Queen in Edinburgh die Arbeit auf, gut unter Kontrolle der Labour-Partei. Nun scheint die Stunde der Nationalisten zu schlagen.

Hoffnung auf Aufschwung

Begründet wird der Ruf nach Freiheit auch damit, dass ein unabhängiges Schottland wirtschaftlich aufblühen würde. Gern verweisen Salmond und Robertson auf das Wunderland des «keltischen Tigers».

Wie in Irland werde man Wohlstand schaffen durch Anreize für internationale Investitionen, ergänzt durch Fördergelder der EU. Ohne England wäre Schottland trotz seiner Gas- und Ölförderung in der Nordsee «wirtschaftlich tot», entgegnen Browns Finanzexperten.

Derweil wächst in England die Zahl jener, die Schottland ziehen lassen wollen. Viele ärgert, dass Schotten pro Kopf und Jahr 1500 Pfund (rund 3670 Schweizer Franken) mehr an Staatsausgaben erhalten als Engländer. Dem Schotten Brown wird das oft vorgehalten. Wohl auch deshalb ist er bemüht, sich vom schottischen Nationalismus abzugrenzen.

(Thomas Burmeister/dpa)

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