Hohe Transportkosten

Schlechte Strassen hemmen Brasiliens Wirtschaft

publiziert: Samstag, 24. Aug 2013 / 20:15 Uhr
Brasiliens Regierung handelt und investiert massiv in Infrastruktur. (Archivbild)
Brasiliens Regierung handelt und investiert massiv in Infrastruktur. (Archivbild)

São Paulo/Düsseldorf - Nichts ist für das brasilianische Transportwesen so wichtig wie Strassen. Diese sind jedoch in einem unsäglichen Zustand und entpuppen sich immer mehr als Hemmschuh für die ökonomische Leistungsfähigkeit des Landes. Die Regierung hat unlängst Investitionen angekündigt, nicht zuletzt aufgrund des Druck grosser Teile der Bevölkerung.

Landesweite Sozialproteste haben im Juni das öffentliche Leben teils tagelang lahmgelegt. In den Jahren 2014 und 2015 investiert der Staat jeweils umgerechnet 31,3 Mrd. Euro in Strassen, Schienen, Häfen und Flughäfen. Für Torsten Hähn, Analyst bei der WGZ Bank, ist es dringend nötig, dass Brasilien Geld in die Hand nimmt. «Es muss etwas passieren, sonst kann das Land seine Potenziale nicht heben», sagt Hähn im Gespräch mit pressetext.

Hohe Transportkosten

58 Prozent der Gütertransporte in Brasilien werden über Lastwagen abgewickelt. In den USA sind es hingegen nur 32 Prozent, rechnet die Credit Suisse vor. Eines der wichtigsten Exportprodukte des grünen Riesen ist die Sojabohne. Ganze 82 Prozent davon werden mit LKWs von A nach B gebracht. Der Transport einer Tonne Soja vom Feld bis zum Hafen kostet rund 108 Euro - sechs Mal so viel wie in den USA, wo nur jede vierte Bohne auf der Strasse transportiert wird.

Diese Ineffizienz und starke Abhängigkeit von der Strasse bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Preise der ausgeführten Güter. «Wenn man bedenkt, wie wichtig die landwirtschaftliche Produktion Brasiliens ist, heisst das, dass die restliche Welt mehr Geld für Nahrungsmittel ausgibt als eigentlich nötig», erklärt Fernando Martins von Bain & Company gegenüber der Financial Times. Gleichzeitig hat dies negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Exportwirtschaft. Die mit Schlaglöchern übersäten Strassen sind auch ein Problem für das Sozialsystem. Nur Fehl- und Unterernährung belasten das Gesundheitswesen mehr als Verkehrsunfälle.

Kapazitätsengpässe entlasten

Die Ineffizienz endet allerdings nicht am Fahrbahnrand. Vielmehr zieht sie sich durch das gesamte Transportwesen Brasiliens. Laut Maersk, der weltweit grössten Handelsreederei, dauert das Löschen der Ladung eines Containerschiffs in Santos, Brasiliens wichtigstem Hafen, ganze 21 Tage. In Rotterdam ist das hingegen eine Angelegenheit von gerade einmal 48 Stunden.

Anderes Beispiel, selbes Problem: Gemessen an der Bevölkerung ist São Paulo anderthalb Mal grösser als London. Die Kapazität des U-Bahn-Netzes kommt jedoch gerade einmal auf ein Sechstel von jenem in der britischen Hauptstadt. «Man wird nicht drum herumkommen, die Infrastruktur deutlich zu stärken und damit auch die Kapazitätsengpässe zu entlasten, sonst kann Brasilien seinen eigenen hohen Ansprüchen als grosse Wirtschaftsmacht nicht gerecht werden», erklärt Hähn.

Sozialer Friede fragil

Die Entwicklung Brasiliens als aufstrebendes Schwellenland hat lange Zeit als vorbildlich gegolten. Die starken Wachstumsraten sowie Brasiliens zunehmende Bedeutung am Weltmarkt haben allerdings herbe Probleme überdeckt. Doch nicht nur sie haben von den eigentlichen Missständen abgelenkt. Es waren auch die Zuschläge für die Olympischen Spiele und die Fussballweltmeisterschaft. Steigende Preise für Konsumgüter, grassierende Vetternwirtschaft und eine weiterhin tiefe Kluft zwischen Arm und Reich haben nun aber das Fass zum Überlaufen gebracht. Auslöser für die landesweiten Unruhen war eine marginale Erhöhung der Preise im öffentlichen Nahverkehr.

 

 

(tafi/pte)

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