Nach dem ersten Durchgang hatte es keineswegs danach ausgesehen,
als könnten Österreichs Slalomfahrer am Ganslern-Hang an die Siege
von Benjamin Raich in den beiden letzten Jahren anknüpfen. Ein Trio
von Fahrern, die zu Saisonbeginn noch mit Startnummern zwischen 36
und 64 in die Rennen gegangen waren, lag voraus: Mitja Kunc (Sln)
vor den Saisonsiegern Ivica Kostelic (Kro) und Jean-Pierre Vidal
(Fr).
Im Finale hielt sich von diesem Trio Wengen-Sieger Kostelic als
Sechster noch am Besten. Schönfelder, bisher zweimal Vierter in
dieser Saison, stiess vom 5. Rang an die Spitze und konnte den
zweiten Sieg in seiner Karriere nach dem Erfolg von Todtnau 2000
bejubeln. Albrecht, diesen Winter nie besser als 17., schob sich
von Rang 8 vor; Bode Miller (USA), der Sieger von Madonna di
Campiglio und Adelboden, schaffte den Sprung von Rang 7 aufs
Podest.
Dadurch waren die 20'000 Zuschauer auch dafür entschädigt, dass
der sich offensichtlich nicht in Topform befindliche Benjamin Raich
mit Platz 21 begnügen musste; dass Mario Matt mit einer
Schulterluxation ausfiel; und dass der neunfache Weltcupsieger
Thomas Sykora (34), Erster am Ganslern-Hang 1996 und 1998, seine
Karriere mit dem 43. Rang beendete. Sykoras Comeback auf diese
Saison hin (nach dreijähriger verletzungsbedingter Pause) war nicht
befriedigend verlaufen.
Der 25-jährige Rainer Schönfelder, der auch als Popsänger
Erfolge vorzuweisen hat, freute sich über den Durchbruch: «A
Wahnsinn! Ich habe gezeigt, dass man mich einfach machen lassen
muss. Ich weiss schon, wie es geht.»
Erste Weltcup-Punkte für Daniel Defago
Daniel Defago, der jüngere Bruder von Didier, gewann als 23. zum
ersten Mal in dieser Saison Weltcup-Punkte; letzten Winter hatte er
einmal Rang 18 (in Wengen) belegt. Seit seinem Ausscheiden beim
Slalom von Adelboden vor zwei Wochen gehe es bei ihm aufwärts,
stellte er fest. «Ich weiss jetzt, dass ich nicht diskutieren,
sondern schnell fahren muss.»
Gescheitert ist hingegen der zweitletzte Angriff von Urs Imboden
und Marco Casanova auf die Olympianorm. Beide benötigen noch einen
Rang unter den ersten 15, um sich für Salt Lake City zu
qualifizieren. Imboden schied «trotz gutem Gefühl» schon im ersten
Lauf aus, Casanova verfehlte die Qualifikation für den zweiten
Durchgang als 31. um zwei Hundertstel. «Ich bin überzeugt, dass wir
auf dem richtigen Weg sind», sagte Imboden, «das war heute Pech.»
Schladming, wo morgen Dienstag ein Nachtslalom stattfindet, ist
sein Lieblingsrennen (»Dieser Hang, diese Atmosphäre»), obwohl er
dort nur einmal 31. war. Dort will er die Olympiaqualifikation
holen. Auch für Casanova gibt es nur eines: «Die letzte Chance
nützen!»
Silvan Zurbriggens Einstand
Der 20-jährige Silvan Zurbriggen, Europacup-Sieger am letzten
Mittwoch in Mellau (Ö) und dreifacher FIS-Slalom-Gewinner in dieser
Saison, trug bei seinem Weltcup-Debüt das Handicap der hohen
Startnummer 72 und wurde 47. «Im oberen Teil unterliefen mir ein
zwei Fehler, aber unten fand ich den Rhythmus», sagte er. Auf dem
letzten Abschnitt wurde er als 18. gestoppt. «Um unter die ersten
30 zu kommen», so Zurbriggen, «braucht es im Weltcup eine perfekte
Fahrt.»
Der vielseitige Hoffnungsträger aus dem Wallis (Junioren-WM-
Zweiter in der Abfahrt 2001) hatte beim FIS-Nachtslalom am letzten
Donnerstag in Westendorf (Ö) drittbeste Zeit im zweiten Durchgang
und Gesamtrang 11 herausgefahren. Dabei liess er gleich zehn
Konkurrenten hinter sich, die sich nun in Kitzbühel für den 2. Lauf
qualifizierten.
Weltcup-Slalom der Männer in Kitzbühel. 1. Lauf: (Stand nach 40 Fahrern)
1. Mitja Kunc (Sln) 45,07.
2. Ivica Kostelic (Kro) 0,16 zurück.
3. Jean-Pierre Vidal (Fr) 0,27.
4. Tom Stiansen (No) 0,30.
5. Rainer Schönfelder (Ö) 0,35.
6. Giorgio Rocca (It) 0,37.
7. Bode Miller (USA) 0,38.
8. Kilian Albrecht (Ö) 0,39.
9. Mario Matt (Ö) 0,77.
10. Manfred Pranger (Ö) 0,82.
11. Sébastien Amiez (Fr) 0,96.
12. Kalle Palander (Fi) 1,14.
13. Alain Baxter (Gb) 1,34.
14. Jure Kosir (Sln) 1,38.
15. Pierrick Bourgeat (Fr) und Markus Larsson (Sd) 1,39.
17. Drago Grubelnik (Sln) 1,43.
18. Kjetil André Aamodt (No) 1,47.
19. Mitja Dragsic (Sln) 1,50.
20. Benjamin Raich (Ö) 1,54.
21. Florian Seer (Ö) 1,70.
22. Markus Eberle (De) 1,74.
23. Kentaro Minagawa (Jap) 1,78.
24. Marco Casanova (Sz) 1,80.
25. Markus Ganahl (Lie) 1,88.
26. Harald Chr. Strand-Nilsen (No) 1,89.
27. Angelo Weiss (It) 2,16.
28. Rene Mlekuz (Sln) 2,29.
29. Thomas Sykora (Ö) 2,52.
30. Lasse Kjus (No) 2,54.
Ausgeschieden u.a.: Ole Kristian Furuseth (No), Erik Schlopy (USA), Urs Imboden (Sz).
(sk/sda)