«Schmeisst die Penner raus!»

publiziert: Montag, 23. Apr 2007 / 11:37 Uhr / aktualisiert: Montag, 23. Apr 2007 / 14:23 Uhr

Während in Frankreich die erste Runde der Präsidentschaftswahlen vorbei ist, werden in den USA erst die Messer geschärft und Zielfernrohre fokussiert. Schon jetzt beginnen einzelne Kandidaten dabei über ihre eigenen Dummheiten zu stolpern, wie zum Beispiel John McKain, der mit einem auf «Bomb Iran» umgetexteten Beach Boys Klassiker einen ziemlich lausigen Witz gemacht hat, der zwar bei mancher Wählerschicht gut ankommen, aber im ziemlich kriegsmüden Amerika eher schädlich sein dürfte.

Auch John Edwards, der sich einen 400 Dollar Haarschnitt auf Kosten der Wahlkampfkasse gegönnt hat, wobei dies aber ein Versehen gewesen sei - nicht der Haarschnitt, wohl aber die Rechnung ans Wahlkampfkomitee – ist schon ins Fettnäpfchen getreten.

Allerdings will noch kein echtes Wahlkampffieber ausbrechen, noch sind zu viele Kandidaten auf allen Seiten im Rennen, ist das Feld zu unübersichtlich, die Debatten zu wischi-waschi. Die Bush-Regierung hatte eigentlich gehofft, sich nun hinter den Vorwahlen verstecken und den Rest der Zeit bis zu den Wahlen einigermassen lahm rumsitzen zu können, mit einem Präsidenten, der den grössten Teil des Sommers in den Ferien verbringen würde.

Doch nun meldet sich ein Dinosaurier mit donnernder Stimme zurück, eine amerikanische Legende, die sich eigentlich schon aufs Altenteil zurückgezogen hatte, es nun aber nicht mehr aushält: Lee Iacocca, legendärer Auto-Manager bei Ford und Chrysler, als diese Firmen noch etwas anderes als Verluste produzierten.

In einem neuen Buch mit dem Titel «Where Have All the Leaders gone?» von dem ein Auszug im Vorfeld der Veröffentlichung verbreitet wurde, fordert er sehr eindeutig, dass man «die Penner rausschmeissen» solle. Gemeint ist damit die Bush-Regierung.

Mit dem Zorn eines alten Mannes, der die Ideale seines Landes verraten sieht, fordert er das Volk auf, die Versager in der Regierung raus zu schmeissen, da es der Regierungsmannschaft und vor allem George W. Bush an allen Führungsqualitäten fehle, die ein Land von seiner Führung verlangen könne.

Bush fehle es an Neugier, Kreativität, Kommunkationsfähigkeit, Charakter, Mut, Überzeugung, Charisma, Kompetenz, gesundem Menschenverstand und der Fähigkeit, Krisen zu bewältigen.

Doch seine Kritik stoppt nicht dort. Und wenn wir bis zu diesem Moment auch noch über die Amerikaner grinsen konnten, denen nun endlich mal gesagt wird, was Sache ist, die weiteren Vorwürfe betreffen auch den Rest des Westens.

Denn Iacocca fragt, wo in der Politik die Leute sind, die Visionen haben und den Mumm, diese auch zu verwirklichen. Wo die Leute sind, die über die nächste Wahl hinaus denken, die Leute, die auch unangenehme Tatsachen nicht scheuen zu benennen, bevor sie sich zur Katastrophe auswachsen.

Wenn er dem US-Kongress vorwirft, nur faul auf dem Hintern zu sitzen, muss man sich auch fragen, was eigentlich in der Schweiz läuft. Hat hier irgend jemand einen Plan, wie man sich mit dem Einfluss des Klimawandels auf unser Land in zwanzig Jahren befassen will? Gibt es hier Fernziele dazu, wie die ausländischen Bewohner integriert werden sollen? Wie kann ein funktionierendes, finanzierbares Gesundheitswesen in 30 Jahren aussehen, wenn noch viel mehr Leute alt sein werden?

Doch zurück in die USA. Mit Iacoccas Buch bekommt die Bewegung, die einen Rücktritt der Bush-Regierung vor dem offiziellen Ende der Amtszeit 2009 fordert, weiteren Auftrieb. Trotz der Skandale, welche diese Administration momentan erschüttern, ist die Möglichkeit, Bush vorzeitig los zu werden, immer noch unwahrscheinlich – aber man muss bedenken: Vor drei Jahren wäre es noch ein Skandal gewesen, Bush und seine Truppe als Penner zu bezeichnen. Heute gibt es selbst in den Vereinigten Staaten breiten Applaus dafür.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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