Nicht vorbestraft

Schütze von Rom: Verzweiflungstat?

publiziert: Sonntag, 28. Apr 2013 / 21:37 Uhr / aktualisiert: Montag, 29. Apr 2013 / 00:26 Uhr
Der Regierungssitz Palazzo Chigi liegt in rund einem Kilometer Entfernung vom Präsidentenpalast in Rom.
Der Regierungssitz Palazzo Chigi liegt in rund einem Kilometer Entfernung vom Präsidentenpalast in Rom.

Rom - Während der Vereidigung der neuen italienischen Regierung hat ein Mann vor dem Amtssitz des Ministerpräsidenten im Zentrum von Rom auf zwei Polizisten und eine Passantin geschossen. Laut Innenminister Angelino Alfano handelt es sich um die Verzweiflungstat eines Arbeitslosen.

3 Meldungen im Zusammenhang
Augenzeugen berichteten, der Schütze habe aus fünf Metern Entfernung auf die Carabinieri geschossen. Ein Polizist wurde schwer verletzt. Polizisten rangen den Mann nieder, als er versuchte, sich selbst zu erschiessen. Dabei wurde er leicht verletzt.

Der 49-jährige Mann wurde festgenommen. Nach italienischen Medienberichten handelt es sich um einen arbeitslosen Maurer, der vor 20 Jahren aus seiner Heimatregion Kalabrien in das Piemont umgezogen war.

Nach der Trennung von seiner Frau und seinem Sohn vor zweieinhalb Jahren sei er unter finanziellen Schwierigkeiten in sein Elternhaus im kalabrischen Rosarno zurückgekehrt. Der Mann habe hohe Spielschulden aufgehäuft.

Schütze wollte Politiker treffen

Die Schüsse habe er aus einer halbautomatischen Beretta-Pistole abgegeben. Während der Tat habe er nach Polizeiangaben die Beamten aufgefordert, ihn zu erschiessen. Danach habe er ausgesagt, er habe Politiker angreifen wollen.

Der Regierungssitz Palazzo Chigi liegt in rund einem Kilometer Entfernung vom Präsidentenpalastnahe einer belebten Einkaufs- und Touristenmeile. Dort leistete mit dem 46-jährigen Enrico Letta von der Demokratischen Partei einer der jüngsten Ministerpräsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg seinen Amtseid.

Alfano, der Vorsitzende der rechten Partei Volk der Freiheit (PdL) des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, ist Vize-Regierungschef und Innenminister der neuen Regierung.

Junge und mehr Frauen denn je

Die neue Regierung wird ausser von der linksbürgerlichen Demokratischen Partei und der Berlusconi-Partei auch von der Allianz des scheidenden Ministerpräsidenten und ehemaligen EU-Kommissars Mario Monti getragen.

Der Direktor der italienischen Nationalbank, Fabrizio Saccomanni, ist neuer Wirtschafts- und Finanzminister. Neue Aussenministerin wurde die ehemalige EU-Kommissarin Emma Bonino. In Lettas Ministerriege auffallend junger Kräfte sind sieben Frauen, mehr denn je in einer italienischen Regierung.

Letta hatte Staatspräsident Giorgio Napolitano am Samstag über die Eignung auf die neue Regierung informiert. Napolitano sprach von der «einzig möglichen Regierung», deren Bildung nicht habe warten können. Das breite Koalitionsbündnis werde es der Regierung ermöglichen, in beiden Kammern des Parlaments bei der Vertrauensabstimmung die erforderliche Mehrheit zu bekommen.

Letta muss sich am Montag nach einer Regierungserklärung im Parlament einem Vertrauensvotum stellen. Das Kabinett kam aber am Sonntag bereits zu einer ersten Arbeitssitzung zusammen.

EU und Obama gratulieren

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy gratulierte Letta am Sonntag zur Regierungsbildung. Die neue italienische Regierung habe die «volle und ganze Unterstützung der europäischen Institutionen», erklärte er. Auch US-Präsident Barack Obama gratulierte Letta und dessen Kabinett «herzlich» zum Amtsantritt.

Seit der Parlamentswahl Ende Februar steckte Italien in einer politischen Krise, da keine Partei eine ausreichende Mehrheit zur Bildung einer Regierung erreichte. Gespräche über eine mögliche Koalition scheiterten, woraufhin der zunächst mit der Regierungsbildung betraute PD-Vorsitzenden Pier Luigi Bersani zurücktrat.

Grosse Schuldenlast und viele Arbeitslose

Die politische Sackgasse war vor allem angesichts der aktuellen Haushalts- und Wirtschaftskrise in der drittgrössten Volkswirtschaft der Eurozone brisant. Die Schuldenlast des Landes dürfte dieses Jahr mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandprodukts erreichen. Ausserdem bereitet eine hohe Jugendarbeitslosigkeit von knapp 40 Prozent Sorge.

In den Mittelpunkt seiner Amtszeit will Letta die Stärkung der drittgrössten Volkswirtschaft der Euro-Zone und den Abbau der Arbeitslosigkeit stellen. Zudem fordert er in Europa einen Schwenk weg vom Sparkurs und hin zu mehr Wachstum und Investitionen.

 

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Rom - Der neue italienische Premier Enrico Letta hat am Montag der ... mehr lesen
Der neue italienische Premier Enrico Letta.
Der Attentätter wurde vor dem italienischen Regierungssitz festgenommen.
Rom - Der am Sonntag vor dem ... mehr lesen
Rom - Die neue italienische Regierung steht. Das wurde am Samstag nach zweistündigen Beratungen des Spitzenpolitikers der Demokratischen Partei (PD), Enrico Letta, mit Staatspräsident Giorgio Napolitano in Rom offiziell mitgeteilt. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche Überwachung der Erdoberfläche, insbesondere für militärische Zwecke.
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche ...
Nach Berichten aus den USA plant SpaceX den Bau eines neuen Satellitennetzwerks für einen US-Geheimdienst. Dieses Netzwerk namens «Starshield» soll die gesamte Erdoberfläche überwachen. mehr lesen 
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung ... mehr lesen  
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Während die USA und andere Länder sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, prognostiziert eine neue Studie eine Eskalation der täglichen Aktivitäten von bösartig-manipulierenden Akteuren, die von KI gesteuert werden, bis Mitte 2024. mehr lesen  
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde überrascht.
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 13°C 19°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten