Die Olympiasieger von 1998 blieben im Soll: Einem wertvollen 9:5-
Sieg gegen Finnland folgte ein 4:11 gegen die Topfavoriten aus
Kanada um Randy Ferbey, der zweimal in Folge das höchststehende
Turnier der Welt, die kanadische Meisterschaft, gewonnen hat.
In Kanada hat man noch nicht vergessen, dass Ferbey im
letztjährigen WM-Halbfinal in Lausanne gegen die Schweiz bei drei
wichtigen Steinen mit Hogline-Decicions (vergleichbar mit
Fussfehlern beim zweiten Aufschlag im Tennis) belegt wurde. Die
Medien im Land der 1,5 Millionen Curler berichteten von Betrug, als
schliesslich nicht das Team aus Edmonton, sondern jenes von Biel-
Touring (Andreas Schwaller) den Final erreicht hatte.
So war die Begegnung Ferby - Hürlimann aus Sicht der Kanadier
eine Revanche gegen die Schweiz. Es entwickelte sich ein Match, der
alles enthielt, was die olympische Sportart telegen macht: Einige
Fehlsteine auf schwer zu berechnendem Eis, aber auch Top Shots und
taktisches Raffinement auf beiden Seiten. Höhepunkt war das 4. End:
Die Kanadier hatten zuletzt sechs eigene Steine im Haus, die
Schweizer «stahlen» aber einen Stein, den Hürlimann mit seinem
letzten Versuch perfekt versteckt hatte. Damit glichen sie nach
einem 0:3-Rückstand zum 3:3 aus. Nach einem neuerlichen Zweisteine-
Rückstand gingen die Schweizer mit offensivem Spiel viel Risiko
ein, weshalb es zum letztlich (zu) klaren Ergebnis kam.
Nach den bisher gezeigten Leistungen ist es durch aus möglich,
dass sie die beiden Teams am Wochenende in einem der
Medaillenspiele erneut gegenüberstehen werden.
Zuvor hatten die Lausanner Finnland, einen der Mitfavoriten,
nach einer 4:0-Führung nach drei Ends sicher besiegt. Die
weitgehend fehlerfrei aufspielenden Schweizer kontrollierten die
auf hohem Niveau stehende Partie gegen die Europameister 2000 gegen
Schluss souverän.
Der finnische Skip Markku Uusipaavalniemi hatte zuletzt dreimal
an grossen Turnieren (WM, EM, Olympische Spiele) die Halbfinals
verpasst und wechselte auf die WM hin sein «Front-End» aus. Gegen
die Finnen hatten die Lausanner die letzten beiden wichtigen
Partien verloren: das Spiel um Bronze an den Europameisterschaften
1999 und die Vorrunden-Begegnung an der WM 2000.
Chance verpasst
Das Schweizer Frauenteam vergab gegen Schweden eine grosse
Chance, sich bereits ein schönes Polster mit 3:1 Siegen zuzulegen.
Für die Zugerinnen nahm das Unheil schon im ersten End seinen Lauf,
als Skip Manuela Kormann mit dem letzten Stein einen offenen Take-
out verpasste und sich dadurch zwei Steine stehlen liess. Die
Schweizerinnen gingen noch 4:3 in Führung und waren bis dorthin
mindestens ebenbürtig; in der zweiten Hälfte der Partie liessen sie
aber deutlich nach. Die junge schwedische Formation von Margaretha
Sigfridsson, der Junioren-Weltmeisterin von 1997, tritt zum ersten
Mal an einer WM an. In den letzten Jahren war das schwedische
Frauencurling fast ausschliesslich von der Rekordweltmeisterin
Elisabet Gustafson (4 Titel) oder von Anette Norberg, der
letztjährigen WM-Zweiten, vertreten worden.
(kil/sda)