Schweizer Dramatiker erobern das Ausland

publiziert: Montag, 1. Nov 2004 / 08:36 Uhr

Bern - Sie werden in Wien, Hamburg und auf der ganzen Welt aufgeführt: Die Stücke der neuen Schweizer Dramatikergeneration. Zu ihnen zählen unter anderen Lukas Bärfuss, Igor Bauersima und Peter Stamm. Für das Erfolgsphänomen gibt es verschiedenste Erklärungen.

Lukas Bärfuss und seine bei Suhrkamp erschienene Novelle "Die toten Männer".
Lukas Bärfuss und seine bei Suhrkamp erschienene Novelle "Die toten Männer".
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Zwar hat die Art, wie die jungen Schweizer Dramatiker schreiben und auf Themen zugehen, nicht viel miteinander zu tun. Dennoch sind sie alle in den vergangenen Jahren populär geworden. Als Schweizer Hoffnungsträger im Ausland gelten auch Autoren wie Beat Sterchi, Urs Widmer, Guy Krneta und Andri Beyeler.

"Sie schreiben einfach gute Stücke", sagt der Experte Franz Wille von der deutschen Fachzeitschrift "Theater heute". Auf die Frage, was genau denn der Grund für den Erfolg sein könnte, antwortet er lakonisch: "Ich weiss auch nicht, ob das an der Toblerone liegt."

Bisher habe er die Erfolgsautoren gar nicht als Schweizer wahrgenommen. "Die Schweizer Kollegen machen ja diese Unterscheidung: Das sind Schweizer, das sind Deutsche. Wir denken einfach: "Dies ist der deutschsprachige Raum.""

Schweizer trumpfen weniger auf

Trotzdem gibt es typische schweizerische Eigenheiten. Michael Eberth, Chefdramaturg am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, spricht etwa von der "Schweizer Feinsinnigkeit". Im Gegensatz zu deutschen Autoren, die zu einem "aufklärerischen Impetus" neigen, sei der Ton leiser - "nicht so auftrumpfend".

Er stützt sich bei seinen Aussagen vor allem auf die Erfahrung in der Zusammenarbeit mit dem Winterthurer Schriftsteller Peter Stamm. Dessen Auftragsstück "Der Kuss des Kohaku" wurde Ende April in Hamburg uraufgeführt. Stamms besonderer Reduktionismus komme beim Publikum an, erklärte der Chefdramaturg.

Dasselbe Phänomen beobachtet Eberth bei Igor Bauersima. Der in Prag geborene Stückeschreiber und Regisseur sei ebenfalls ein sehr feinsinniger Autor, obwohl er seine Plots stärker ausbaue als Stamm.

Eigene Schlüsse ziehen

Bauersimas Stück "norway.today" über zwei Jugendliche, die sich im Internet zum gemeinsamen Selbstmord verabreden, feierte grosse Erfolge im In- und Ausland. Im vergangenen Februar wurde zudem sein "Bérénice de Molière" in Wien uraufgeführt.

Dramaturg Joachim Lux, der diese Aufführung leitete, erklärte: "Bauersima ist jemand, der in ein Stück reinhorcht, der die komödiantische und spielerische Leichtigkeit sucht." Im Unterschied zu anderen Autoren lasse er dem Publikum die Freiheit zuzuschauen, zu geniessen und eigene Schlüsse zu ziehen.

Neue Generation mit neuem Mut

"Ich will die Menschen berühren, nicht belehren", hält der Schriftsteller Lukas Bärfuss fest. In der aktuellen Saison werden seine Stücke in Ländern wie Rumänien, Finnland, Russland, Chile und Frankreich gespielt.

Er sieht den Grund für den Schweizer Durchbruch im Generationensprung: "Unsere Vätergeneration hatte nach den Theater-Viechern Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch nicht mehr viele Möglichkeiten, sich zu profilieren." Deshalb habe sie das Drama weitgehend liegen lassen.

Der Erklärungen sind also vieler. Joachim Lux bringt die Sache aber auf den Punkt, wenn er betont: "Es gibt vielleicht keine Gründe dafür, weshalb diese Dramatiker so grosse Erfolge feiern. Aber ich kann nur sagen: Gott sei Dank wurden Talente geboren, die nach Vorne drängen."

(Mirjam Künzler/sda)

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