Zum Frust über die unbefriedigende Wende in der Schlussphase --
vom 22:21 zum 22:26 -- gesellte sich im Schweizer Lager der
unerfreuliche Umstand, dass Marc Baumgartner aus Verletzungsgründen
wie schon beim missratenen Vierländer-Turnier in Schweden passen
musste. Seine Wurfkraft und Erfahrung vermissten die Schweizer
nicht nur gegen Portugal schmerzlich.
Fünf Tage vor dem EM-Auftakt gegen Slowenien steigt die
Ungewissheit, ob der dringend benötigte Rekordschütze Baumgartner
rechtzeitig ins Team zurückkehren kann. Sein Comeback soll zwar
gemäss Ehret heute (Montag) Abend im zweiten Test gegen die
Portugiesen erfolgen, sicher scheint aber nichts. «Ich hoffe
einfach, dass er spielen kann», formulierte Ehret seinen Wunsch
vorsichtig und schob nach, dass «Baumi erst einmal richtig
trainieren» müsse.
Ungenügende Effizienz im Angriff
Der neuerliche Fehltritt gegen die keineswegs übermächtigen und
nicht restlos überzeugenden Lusitaner war absolut vermeidbar. Sechs
Minuten vor Schluss der zuweilen eher zweit- als erstklassigen
Partie führte Ehrets Equipe um ein Tor, ehe sie regelrecht
kollabierte und fünf Tore hintereinander einfing.
Verloren haben die Schweizer das zwölfte Duell mit EM-Teilnehmer
Portugal aber nicht nur wegen der kläglichen Endphase. In beiden
Abschnitten genügte die Angriffseffizienz kaum höheren Ansprüchen.
Wer im Vergleich mit einem Gegner von mittlerer Qualität für 22
Treffer 49 Anläufe benötigt, muss seine «Euro-Tauglichkeit»
zumindest etwas in Frage stellen lassen.
Acht bis zehn Versuche aus 6 m Distanz hätten sie nicht genutzt,
bemängelte auch Coach Ehret die schwache Ausbeute und zeigte sich
deswegen vom negativen Ausgang wenig überrascht. «Wir haben nicht
so schlecht verteidigt, aber enorm viele Chancen vergeben. Und
gegen einen Gegner von ähnlichem Format, der seine Möglichkeiten
halt einfach realisiert hat, führt dies unweigerlich in die
Niederlage.»
«Air» Gautschi empfahl sich
Beim Auftritt in Stäfa verdienten sich nur wenige Schweizer gute
Noten. Thomas Gautschi, der oft gescholtene Stellvertreter des
Team-Leaders Baumgartner, steigerte sich nach mangelhaftem Beginn
zu einer akzeptablen Leistung und sieben Toren. Der Schusskraft von
«Air» Gautschi und den zwölf Paraden Ebingers hatten es die
Schweizer letztlich zu verdanken, dass sie keinen noch grösseren
Rückschlag erlitten.
«Sehr vernünftig», wie es Ehret jeweils zu beschreiben pflegt,
spielte Manuel Liniger. Der erst 20-jährige Linksaussen verwertete
seine ersten vier Chancen souverän, trübte seine Bilanz dann
allerdings in den Schlussminuten mit einigen hektischen,
unüberlegten Aktionen. «Für sein Alter bot er eine gute Leistung.
In zwei, drei Jahren werden ihm diese Fehler nicht mehr
unterlaufen», lobte Ehret.
Schweiz - Portugal 22:26 (10:12)
Sporthalle Frohberg, Stäfa. -- 700 Zuschauer. -- SR
Nachevski/Nachevski (Maz).
Torfolge: 0:1, 2:1, 2:3, 4:3, 4:6,
5:7, 6:7, 6:9, 7:9, 7:10, 9:10, 9:11, 10:11, 10:12; 11:13, 13:13,
13:15, 14:16, 15:17, 17:17 (43.), 17:18, 19:18 (46.), 19:20, 20:20,
20:21, 22:21 (54.), 22:26.
Strafen: 4mal 2 Minuten gegen die
Schweiz, 6mal 2 Minuten gegen Portugal.
Schweiz: Ebinger/Dobler (31. bis 44.); Moser (1), Massa (1),
Ursic (1), Liniger (4/2), Stettler (1), Läber (1), Suter, Brüngger,
Kostadinovich (5/2), Gautschi (7), Lima (1).
Portugal: Morgado/Ferreira (ab 31.); Cruz (2), Coelho (6/1),
Ricardo Costa (2), Mario Costa (1), Gomes (4/1), Rocha, Santos (1),
Silva (4), Andorinho, (3/1), Galambas (1), Matos (1), Lopes,
Tavares (1).
Bemerkungen: Schweiz ohne Meisterhans (verletzt), Baumgartner
(rekonvaleszent nach Bänderüberdehnung im rechten Fussgelenk) und
Boccarelli (überzähliger Goalie), Portugal ohne Captain Resende
(geschont). Andorinho verschiesst Penalty (37./13:15). Liniger
schiesst Penalty an den Pfosten (51./20:21). Timeout Portugal
(54./22:21).
(kil/sda)