Schweizer Protestanten gründen Stadtkloster in Berlin

publiziert: Donnerstag, 23. Aug 2007 / 12:14 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 23. Aug 2007 / 13:55 Uhr

Berlin - Ein Kloster mitten im Berliner Kiez gleicht einer Oase in der Wüste. «Der Strassenlärm der Schönhauser Allee passt nicht ganz zur klösterlichen Stille, aber es geht uns ja vor allem um die innere Ruhe», sagt Georg Schubert lachend.

Don Camillo bietet ein Mitleben auf Zeit an.
Don Camillo bietet ein Mitleben auf Zeit an.
Der Leiter der schweizerischen Kommunität «Don Camillo», die die Segenskirche im Quartier Prenzlauer Berg gekauft hat, ist erst vor wenigen Wochen mit seiner eigenen und zwei weiteren Familien nach Berlin gezogen.

Als erstes evangelisches Stadtkloster in Berlin soll die Segenskirche Anlaufpunkt für Menschen werden, die Fragen stellen wollen, vor schwierigen Entscheidungen stehen oder ein paar Stunden Ruhe suchen. «Mein Traum ist ein Gottesdienst am Sonntagabend um halb zehn, für Menschen, die die nächste Woche nicht so lustig finden», erzählt Schubert. Zudem sollen Seminare, Referate und Gespräche zum Glauben und zur Lebensführung angeboten werden.

Nach fiktivem Priester benannt

Im «Kloster auf Zeit» können Menschen mit der Kommunität leben. «Unsere Gäste können, aber müssen sich nicht an unserem Tagesrhythmus beteiligen, der von regelmässigem Beten, Arbeiten, Lesen und Meditieren bestimmt ist», ergänzt der 52-Jährige. In der Schweiz bewirtschaftet die Kommunität bereits seit 1988 ein Gut bei Neuenburg, veranstaltet Seminare und bietet ein «Mitleben auf Zeit» an.

Die Kommunität nennt sich nach der Romanfigur «Don Camillo», einem listigen italienischen Priester, der permanent mit dem kommunistischen Bürgermeister im Konflikt liegt. Die Bücher von Giovanni Guareschi wurden von 1952 an mit dem französischen Schauspieler Fernandel in der Rolle des «Don Camillo» verfilmt.

Kaufpreis: Ein Euro

Den Umzug aus der Schweiz in das quirlige Berlin sieht Schubert als neue Herausforderung. «Wir hatten ein Platzproblem und wollten wieder in der Stadt leben, also suchten wir nach einer neuen Aufgabe». Während dessen tourte der Pfarrer der Berliner Segenskirche, Gisbert Mangliers, durch die Schweiz auf der Suche nach einer rettenden Idee, die den maroden Berliner Kirchenbau vor der Schliessung bewahrt.

Mangliers begeisterte die Kommunität bei einem Besuch mit seiner Vision eines Stadtklosters in Berlin. Zum symbolischen Preis von einem Euro kauften die Schweizer das Gotteshaus von der Evangelischen Kirche. Für die Sanierung der Kirche und den Ausbau eines Gästehauses rechnet Schubert mit Kosten von 2,5 Millionen Euro (4 Millionen Franken). Bislang sind 700 000 Euro beisammen, der Rest muss durch Kredite und Spenden aufgebracht werden.

Familienleben im Kloster

Kommunitäten sind die «Akteure der evangelischen Klöster». Gemeinsam mit den katholischen Klöstern haben sie einen geregelten Tagesablauf, in dessen Mittelpunkt Arbeiten und Beten stehen. «In unserer Kommunität leben ausserdem die Familien zusammen und teilen das Geld», erzählt Schubert.

Die katholische Kirche betont, der Begriff Kloster und seine Inhalte seien nicht geschützt. «Es gibt verschiedene Arten von klösterlichem Leben», fügt Stefan Förner vom Erzbistum Berlin hinzu. Die Hauptstadt sei schon immer ein anziehender Ort für Ordensgemeinschaften gewesen, «weil hier alle ihr Publikum finden».

(Von Anne Gottschalk, dpa/sda)

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