Schweizer Tag am US Open: Siege für Federer, Hingis u. Schnyder

publiziert: Freitag, 30. Aug 2002 / 20:59 Uhr / aktualisiert: Freitag, 30. Aug 2002 / 21:34 Uhr

New York - Am US Open in New York überzeugen die Schweizer: Roger Federer, Martina Hingis und Patty Schnyder schafften bei widrigen Bedingungen nach stundenlangem Regen den Einzug in die 3. Runde, einzig Myriam Casanova scheiterte.

Wer nicht um Roger Federers Formstand der letzten Monate gewusst hätte, wäre im Match gegen Michael Chang nie darauf gekommen, dass der Baselbieter in einer veritablen Krise steckt(e). Der Münchensteiner deklassierte den Altmeister in 94 Minuten 6:3, 6:1, 6:3 und dürfte nun auf den Belgier Xavier Malisse treffen, der gegen Vince Spadea mit 2:1 Sätzen und 4:0 führte, als die Partie wegen Regens vertagt werden musste.

Federer zeigte im Louis-Armstrong-Stadium Tugenden, die man zuletzt vermisst hatte: Nach einigen Anfangsschwierigkeiten führte er den ehemaligen Weltranglisten-Zweiten mit 47:12 Winnern, über weite Strecken brillantem Tennis inklusive einiger Zauberbälle und sechs Breaks (bei nur einem Serviceverlust) zeitweise regelrecht vor. «Manchmal war ich auch überrascht, was mir alles gelungen ist», freute sich Federer über die deutliche Steigerung gegenüber dem Match gegen Jiri Vanek (ATP 157).

Grund zu Euphorie besteht allerdings nicht. Ob die Krise definitiv überstanden ist, lässt sich angesichts der Schwächen seines Gegners nicht schlüssig beurteilen. Der Michael Chang Ausgabe 2002 hat mit jenem Grundlinienwühler, der vor einer Dekade fast alle Gegner zum Wahnsinn trieb, kaum mehr etwas gemeinsam. Chang verschlief die spielerische und materialtechnische Entwicklung, versucht nun aber, mit aggressiverem Spiel die Mängel zu kompensieren. «Er hat ein Spiel, das mir nicht weh tun kann», so Federer nach der gelungenen Darbietung.


Hingis ungefährdet

Martina Hingis bekundete mit der Qualifierin Antonella Serra Zanetti (It) keine grossen Probleme. Die Weltnummer 120 hielt lange mit, Hingis setzte sich nach 68 Minuten aber doch standesgemäss 6:4, 6:1 durch. «Ich bin froh um jede Runde. Heute habe ich schon viel besser gespielt als im ersten Match», war Hingis mit ihrer Vorstellung, die aber immer noch zu viele «unforced errors» beinhaltete, zufrieden.

Einem erneuten Formtest kann sich Hingis in der nächsten Runde gegen das Laufwunder Amanda Coetzer (WTA 33) unterziehen. Gegen die Südafrikanerin hat sie zwar elf von dreizehn Begegnungen gewonnen, interessant wird aber vor allem, wie Hingis die zu erwartenden langen Grundlinienduelle physisch verkraftet.

Im Achtelfinal müsste sie dann punkto Tempo voraussichtlich gegen Monica Seles einiges zulegen. Die Amerikanerin hatte grosse Mühe, um die zweite Niederlage nach dem Fedcup gegen Barbara Schwartz (Ö, WTA 83) zu vermeiden, setzte sich letztlich aber doch mit 1:6, 7:6 (7:5), 6:2 durch.


Schnyder fordert Mauresmo

Mit einer soliden Leistung zog Patty Schnyder erstmals seit 1999 wieder in die Sechzehntelfinals ein. Die Baselbieterin setzte sich gegen Martina Sucha (Slk, WTA 39) 6:3, 6:3 durch und wiederholte damit den Sieg aus New Haven. Die Linkshänderin, die das Spiel von der Grundlinie aus dominierte, trifft nun auf eine alte Bekannte, Amélie Mauresmo (Fr/10). Gegen die Montreal-Siegerin hat sie vier von neun Partien gewonnen. «Wir haben meistens gute Spiele gegeneinander. Wenn ich noch etwas besser aufschlage, kann ich sie schlagen», glaubt die Baselbieterin, die in zehn Tagen zum zweiten Mal in diesem Jahr nach dem Exploit von Charleston in die Top 20 vorstossen wird.

Myriam Casanova musste hingegen Lehrgeld bezahlen. Die Ostschweizerin hatte gegen Lisa Raymond (USA/21) keine Siegchance und verlor 4:6, 2:6. Die routinierte Amerikanerin forcierte immer wieder mit tiefen Slicebällen die Rückhand von Casanova und wechselte sehr geschickt den Rhythmus, so dass die Ostschweizerin nur selten zu ihrem Powerspiel ansetzen konnte.


Kafelnikow vor dem Ende

Während die Favoritinnen noch mehrheitlich durch das Tableau promenieren, sind bei den Männern am Donnerstag mit Jewgeni Kafelnikow (Russ/4) sowie French-Open-Sieger Albert Costa (Sp/8) und Carlos Moya (Sp/9) drei aus den Top Ten der Gesetztenliste ausgeschieden. Der Russe zeigte dabei gegen Dominik Hrbaty (ATP 52) eine pitoyable Leistung und sprach nach dem 3:6, 1:6, 1:6 erstmals offen von Rücktritt: «Falls wir den Daviscup gewinnen, höre ich in jedem Fall auf, dann habe ich keine Ziele mehr.»

Der Mannschafts-Wettbewerb, in dem die Russen im Halbfinal Argentinien empfangen, ist schon seit längerem die Hauptantriebsfeder des Wahl-Aargauers, der Rest ist nur noch «Beigemüse». So direkt zugeben will er dies aber nicht: «Ich versuche schon, mich auch sonst anzustrengen, aber es gelingt mir resultatmässig nicht.»

Für den Olympiasieger von Sydney, der je einmal das Australian und das French Open gewann und kurzzeitig die Nummer eins war, dürfte die Karriere in jedem Fall zu Ende gehen. Er wird kaum noch ein Jahr weiter machen, selbst wenn die Russen im Halbfinal oder Final (gegen Frankreich oder die USA) scheitern sollten, zumal er ausgesorgt hat. Allein an Preisgeldern hat er über 22 Millionen Dollar eingespielt, nicht eingerechnet sind dabei all jene vielen Turniere, bei denen er das Rankingsystem ausnützte nur antrat, um das üppige Startgeld abzuholen. «Ich sage nicht, ob ich bei einer Daviscup-Niederlage im nächsten Jahr noch einmal hier wäre», sagte der in weiten Kreisen als Abzocker verschrieene Kafelnikow lachend.

In der 3. Runde kommt es zum «Kracher» zwischen Lleyton Hewitt (Au/1) und dem aufstrebenden Afro-Amerikaner James Blake. Beide hatten bereits im Vorjahr gegeneinander gespielt, Hewitt siegte damals in fünf Sätzen. Die Begegnung warf vorab deshalb hohe Wellen, weil der Australier damals eine rassistische Bemerkung wegen der Hautfarbe eines Linienrichters machte.

(von Marco Keller, New York/sda)

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