Es war das Wochenende der Gegensätze! Aufsteiger Frankreich, das
mit null Punkten und dem Torverhältnis von 1:36 im Playout (best-of-
2) abgeschlagener Gruppenletzter wurde und mit Weissrussland um den
Verbleib in der A-Gruppe spielt, wurde in allen Belangen dominiert.
Die aus nur fünf Spielern der höchsten Liga bestehende französische
Equipe wurde mit Ausnahme der letzten 20 Minuten regelrecht
schwindlig gespielt.
Thomas Nüssli (EV Zug/Basel) und Raeto Raffainer aus der
Organisation der ZSC Lions taten sich gegen Frankreich als
zweifache Torschützen hervor. Der erstmals eingesetzte Goalie
Matthias Schoder (GCK Lions) konnte sogleich seinen ersten WM-
Shutout feiern. Allerdings hatte der Winterthurer nur gerade 11
Schüsse abzuwehren. Schoder ist nach David Aebischer (1998 in
Schweden beim 7:0 gegen Kasachstan) und Tobias Stephan im
Auftaktspiel gegen Finnland (3:0) erst der dritte Schweizer Goalie,
der an einer U20-WM kein Gegentor kassierte.
b
Im abschliessenden Gruppenspiel am Sonntag stand dann wieder
Tobias Stephan im Tor. Die Niederlage gegen das müde, aber
wesentlich disziplinierter wirkende Russland konnte der knapp 18-
jährige Torhüter von Chur indes nicht verhindern. Viel mehr lag es
an mangelnder Präzision im Passspiel und an Stellungsfehlern
insbesondere in der Verteidigung. Unter anderem war beim
vorentscheidenden 0:2 durch Soin, nur 111 Sekunden nach dem klaren
Schlittschuhtor durch Tschistow, Verteidiger Lukas Gerber völlig
falsch positioniert.
Die technische und läuferische Überlegenheit der Russen war
unübersehbar. «Wir wollten den Russen unsere Spielart aufzwingen.
Aber stattdessen haben wir uns der ihrigen angepasst», resümierte
Köbi Kölliker. Die Russen hatten sich in der hochklassigen Partie
gegen Kanada (2:5) am Samstag von den (teils unsauberen) Aktionen
des Gegners provozieren lassen und mussten vier der fünf Gegentore
in Unterzahl hinnehmen. Diese Taktik, wenn auch mit fairen Mittel,
wollte auch Kölliker anwenden. «Es fehlte die Konsequent, wir
hätten 'hässlicher' spielen müssen. Aber die zwei deutlichen
Niederlagen gegen Kanada und Russland haben auch ihr Gutes. Sie
sollen für die Mannschaft wie ein Weckruf wirken.»
Wie gefrustet die Schweizer ob der diskussionslosen Niederlage
waren, offenbarten sie nach Spielende. Captain Andreas Camenzind
checkte einen russischen Spieler heftig an die Bande, worauf eine
Massenschlägerei entstand. Der kräftige Davoser Verteidiger Beat
Forster sprang wie von Sinnen in eine «Spielertraube», Thomas
Nüssli lieferte sich mit Alexander Switow, der Nummer 3 (Tampa Bay
Lightning) des NHL-Drafts 2001, einen harten In-Fight. Die
Konsequenz: Spieldauer-Disiplinarstrafen für beide Raufbolde.
Der Internationale Eishockeyverband IIHF und die Regelkommission
des Organisators entscheiden heute morgen (10 Uhr) in einer
Sitzung, ob Nüssli und Switow für die Viertelfinals suspendiert
sind.
Nächster Schritt: Sieg gegen die Slowakei
Das neue Jahr könnte die Schweiz optimal einläuten. Am 1. Januar
heisst der Viertelfinal-Gegner im neuen, 9300 Zuschauer fassenden
Eisstadion von Pardubice Slowakei. Das unter anderem aus elf NHL-
Drafts 2001 zusammengesetzte Team von Trainer Julius Supler (51)
überstand die Vorrunde mit den USA, Schweden, Gastgeber Tschechien
und Weissrussland ohne Niederlage. «Stars» der slowakischen Equipe
sind die beiden hochtalentierten Torhüter Peter Hamerlik und Peter
Budaj, der in Denver bei den Colorado Avalanche dereinst dem
Schweizer Nationalgoalie David Aebischer die Position streitig
machen könnte.
In den bisherigen zwei WM-Spielen war die Schweiz 1998 in
Finnland siegreich (3:1), verlor aber 1996 in Boston 3:7. In diesem
Sommer trug die Schweizer U20-Nationalmannschaft in Tschechien ein
Vorbereitungsturnier aus, in deren Verlauf sie zweimal gegen die
Slowakei spielte (2:2 und 2:4).
Schweiz - Russland 0:4 (0:2, 0:0, 0:2)
Zimni-Stadion, Hradec Kralove. -- 850 Zuschauer -- SR Beniac
(Slk), Blaha (Tsch)/Loksik (Slk).
Tore: 15. Tschistow
(Trubatschew) 0:1. 16. Soin (Sainullin) 0:2. 42. Frolow (Poluschin,
Taratjuchin) 0:3. 51. Knjatsew (Trubatschew, Switow) 0:4.
Strafen: 9mal 2 plus 5 Minuten plus Spieldauer (Nüssli) gegen die
Schweiz, 3mal 2 plus 5 Minuten plus Spieldauer (Switow) gegen
Russland.
Schweiz: Stephan; Forster, Back; Lukas Gerber, Beat Gerber;
Blindenbacher, Ramholt; Dällenbach, Baumgartner; Helfenstein,
Camenzind, Monnet; Sannitz, Peter, Déruns; Nüssli, Ambühl, Patrik
Bärtschi; Raffainer, Sutter, Deny Bärtschi.
Russland: Medwedew; Knjatsew, Tjutin; Korsunow, Kondratjew;
Grebeschkow, Woltschenkow; Sabolotnjew, Saposchnikow; Trubatschew,
Switow, Tschistow; Pereschogin, Taratjuchin, Grigorenko; Poluschin,
Neprjajew, Frolow; Sainullin, Soin, Suglobow.
Bemerkung: 17. Peresogin nach korrektem Check von Nüssli
verletzt ausgeschieden.
(kil/sda)