UNO-Kommission wirft Assad-Regime schwere Verbrechen vor

Schwere UNO-Vorwürfe gegen syrisches Regime

publiziert: Montag, 28. Nov 2011 / 20:11 Uhr
Der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen in Genf.
Der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen in Genf.

Genf - Bei Gewalteinsätzen gegen das eigene Volk hat das syrische Regime laut einer unabhängigen Untersuchungskommission schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Die vom UNO-Menschenrechtsrat berufene Kommission stellte am Montag in Genf ihren Bericht vor.

10 Meldungen im Zusammenhang
Darin listete sie Verbrechen auf wie Massenhinrichtungen, willkürliche Verhaftungen, Zwangsvertreibungen, Folter und sexuelle Gewalt. Militär und Sicherheitskräfte wurden auch der Verletzung der Rechte von Kindern beschuldigt.

Seit Beginn der Demonstrationen gegen die Herrschaft von Präsident Baschar al-Assad im März wurden gemäss dem Bericht mindestens 256 Kinder von Regierungstruppen getötet. Einige Jungen seien sexuell gefoltert worden, berichtete die Kommission.

Soldaten schossen demnach wahllos auf Demonstranten, während Scharfschützen gezielt auf Oberkörper und Köpfe schossen. Nach UNO-Schätzungen wurden in dem Konflikt in Syrien insgesamt über 3500 Menschen getötet.

Einreise verwehrt

Die Kommissionsmitglieder riefen bei der Vorlage ihres Berichtes die UNO und den Sicherheitsrat auf, sich energisch für «eine sofortige Beendigung schwerer Verletzungen der Menschenrechte» in Syrien stark zu machen. Alle Vorwürfe müssten eingehend untersucht und mutmassliche Täter zur Verantwortung gezogen werden.

Die im August einberufene Kommission unter Leitung des Brasilianers Paulo Sérgio Pinheiro beklagte, dass die Regierung in Damaskus ihr trotz wiederholter Appelle die Erlaubnis zur Einreise nach Syrien versagte.

Daher stützen sich die in dem 22-seitigen Bericht erhobenen Anschuldigungen gegen das Assad-Regime grossteils auf Angaben von Zeugen und Gewaltopfer, die ausserhalb Syriens befragt wurden.

Dazu gehörten auch Überläufer, die nach eigenen Angaben als Mitglieder der Sicherheitskräfte zur Niederschlagung von Protesten eingesetzt waren. Sie hätten von klaren Befehlen «zu schiessen und zu töten» berichtet, heisst es in dem Dokument.

Auch Kinder

Einer der 223 befragten Zeugen wird mit Angaben über ein Massaker unter friedlichen Demonstranten in der Ortschaft Telbisa im Mai zitiert: «Die Demonstranten forderten Freiheit. Sie trugen Olivenzweige und marschierten mit ihren Kindern. Wir hatten Befehl, die Menge aufzulösen oder jeden zu eliminieren, auch Kinder. (...) Wir benutzten Maschinengewehre und andere Waffen. Viele Menschen lagen am Boden, verletzt oder getötet.»

Mehrere Überläufer berichteten der Kommission, dass Kameraden getötet worden seien, weil sie sich weigerten, auf Zivilisten zu schiessen. In der Ortschaft Sayda, hiess es weiter, seien sogar Kinder zu Tode gefoltert worden - unter ihnen ein 14- und 13-Jähriger. Mehrere Zeugen berichteten von sexueller Folter an männlichen Gefangenen.

Pro-Assad-Demos

Die am Sonntag beschlossenen Sanktionen von 19 arabischen Staaten heizten die Lage in Syrien zusätzlich an. Am Montag protestierten in der Hauptstadt Damaskus und in Aleppo zehntausende Anhänger des Regimes gegen die Sanktionen.

Aussenminister Walid al-Muallim bezeichnete die Sanktionen der Arabischen Liga als «wirtschaftliche Kriegserklärung». Sie versperrten den Weg zu einer Lösung der Krise.

Gleichzeitig führte er bei einer Pressekonferenz am Montag blutige Videos vor, die beweisen sollten, dass bewaffnete Banden hinter den Protesten in Syrien steckten.

Humanitäre Korridore

Die humanitäre Lage verschlimmere sich zusehends, gab Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey am Montag vor den Medien in Genf zu bedenken. Nun werde die Idee Frankreichs von humanitären Korridoren geprüft.

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Die UNO setzt ein Sonderberichterstatter für Syrien ein.
Genf - Der UNO-Menschenrechtsrat ... mehr lesen
Genf - Der Internationale ... mehr lesen
Die Gewalt könnte in Syrien weiter zunehmen.
Kairo - Der Machtkampf in Syrien ... mehr lesen
Kairo - Der Druck auf das syrische ... mehr lesen
Bashar al-Assad steht immer mehr unter Druck.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Syrien verliert zunehmends Unterstützung aus der Umgebung und dem Westen.
Ankara - Die Türkei setzt wegen ... mehr lesen
Damaskus/Istanbul - Die Sanktionen der arabischen Staaten gegen Syrien haben die Lage in dem von blutigen Unruhen erschütterten Land zusätzlich angeheizt. Am Montag gingen in Damaskus und Aleppo Tausende Anhänger des Regimes auf die Strasse, um ihren Protest gegen die Sanktionen auszudrücken. mehr lesen 
Kairo - Die Arabische Liga hat sich auf Wirtschafts- und Handelssanktionen gegen Syrien verständigt. Die Mitgliedsstaaten einigten sich am Sonntag darauf, Vermögenswerte der syrischen Regierung einzufrieren, Geschäfte mit der Zentralbank in Damaskus abzubrechen einzustellen und Investitionen zu stoppen. mehr lesen 
New York - In Syrien sind nach Angaben der UNO 1,5 Millionen Menschen auf internationale Lebensmittelhilfe angewiesen. Von dem brutalen Vorgehen der syrischen Führung gegen die Protestbewegung sind demnach rund drei Millionen der knapp 21 Millionen Syrer betroffen. mehr lesen 
Kairo/Beirut - Das syrische Regime ... mehr lesen
Gewalt in Syrien. (Archivbild)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde überrascht.
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde ...
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test des US-Militärs mit KI-gesteuerten Drohnen sollen laut einem Bericht des britischen Guardian unerwartete und tödliche Folgen aufgetreten sein. Es wird behauptet, dass die Drohne jeden attackierte, der sich einmischte. mehr lesen 
SynBio-Material TSAM besteht aus Proteinen  Ein Team aus Kent unter der Leitung der Professoren Ben Goult und Jen Hiscock hat ein bahnbrechendes neues stossdämpfendes Material entwickelt und ... mehr lesen  
Das neue Material kann nicht nur den Aufprall von Basaltpartikeln und grösseren Aluminiumsplittern absorbieren, sondern diese Geschosse auch nach dem Aufprall konservieren. (Symbolbild)
Der Wissenstransfer soll die Entwicklung der Robotik in der Schweizer Armee beschleunigen.
Die ETH Zürich und das Technologiezentrum des VBS - armasuisse Wissenschaft und Technologie - lancieren ein gemeinsames Programm ... mehr lesen  
Fotografie Ärzte ohne Grenzen und Magnum: 50 Jahre im Einsatz  2021 markierte das 50-jährige Bestehen von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Fronitères (MSF). Die Photobastei Zürich nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um in einer Fotoausstellung gemeinsam mit der internationalen Fotoagentur Magnum auf 50 Jahre medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten zurückzublicken. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 13°C 26°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Basel 14°C 27°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
St. Gallen 11°C 23°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
Bern 13°C 25°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Luzern 14°C 26°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Genf 15°C 26°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Lugano 16°C 25°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten