Schwindeln ohne Reue: Nur noch der Dumme ist ehrlich

publiziert: Sonntag, 24. Jun 2007 / 10:07 Uhr

München - Der bekannte Slogan «Der Ehrliche ist der Dumme» hat offenbar langsam ausgedient. In einer aktuellen Umfrage hat der Bamberger Wissenschaftler Joachim Behnke festgestellt, dass gerade Menschen mit höherem Bildungsgrad die kleinen oder grösseren Notlügen als durchaus gesellschaftsfähig erachten und somit in deren beruflichem wie privatem Umfeld immer häufiger ganz bewusst die Unwahrheit gesagt wird.

«Lügen haben kurze Beine» - das scheinen sich nur noch Wenige zu Herzen zu nehmen.
«Lügen haben kurze Beine» - das scheinen sich nur noch Wenige zu Herzen zu nehmen.
Bei der vom Meinungsforschungsinstitut emnid in Auftrag gegebenen und repräsentativen Untersuchung für das Magazin «Reader´s Digest» ermittelte der Forscher, dass nur 30 Prozent der Menschen mit Abitur oder Hochschulabschluss den Begriff Ehrlichkeit ganz oben auf ihre Werteliste setzen - im Vergleich zu 46 Prozent bei den Befragten mit Volksschulabschluss. «Das ist natürlich ein bedenklicher Trend, der dazu führt, dass es bald heissen müsste: Nur der Dumme ist noch der Ehrliche.»

Zwar entstehe die Lüge oftmals als Folge von gestiegenem Leistungsdruck und der Angst, keine menschlichen Schwächen seinen Mitmenschen gegenüber offenbaren zu dürfen, doch die Konsequenzen sind nicht gerade erfreulich: «Das gegenseitige Misstrauen nimmt zu, gleichzeitig geht immer stärker der Respekt verloren, den man grundsätzlich von seinem Gegenüber auch erwartet», sagt der im Sommersemester in München tätige Behnke.

Während in der offiziellen Skala hinter der Familie gleich das Stichwort Ehrlichkeit als bedeutsamste Tugend genannt wird, sieht es in der Praxis anders aus - das Durchsetzen eigener Interessen teilweise um jeden Preis gilt längst als Phänomen der heutigen Zeit. So ziehen sich Männer und Frauen ob im Büro oder im Sportverein zunehmend von der Gemeinschaft zurück und mutieren zum Einzelkämpfer.

Für Behnke sind solche konträren Zusammenhänge keine echte Überraschung: «Menschen bekennen sich besonders gern dann zu moralischem Verhalten, wenn es sie nichts kostet. Also bewerten sie erst einmal alles als wichtig, was positiv besetzt ist. Wie sie dann wirklich handeln, steht auf einem anderen Papier.»

Schule trägt Mitschuld

Daran gibt er auch den Schulen eine gewisse Mitschuld: «Man muss bezweifeln, dass in unseren Schulen soziale Kompetenzen im richtigen Mass vermittelt werden. Das Erlernen von Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft fällt immer mehr durch das Sieb, stattdessen liegt der Fokus auf dem Durchsetzen eigener Interessen.»

Bei einer früheren Erhebung hatte Behnke zudem festgestellt, dass eine «tiefe Vertrauenskrise der Bürger in die politischen Institutionen und deren Versprechungen und Aussagen» existiert. Rund 50 Prozent der Befragten schenkten demnach der Bundesregierung sowie dem Bundestag «kein bis überhaupt kein Vertrauen». Dies wäre für grosse Philosophen wie Kant und Aristoteles noch unvorstellbar gewesen - sie werteten einst das bewusste Sagen der Unwahrheit als verwerflich und unmoralisch.

(dl/pte)

 
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