Securitas schwer beschuldigt

publiziert: Samstag, 26. Mrz 2005 / 09:52 Uhr

Kreuzlingen - Ein Asylsuchender aus Somalia hat Mitte Februar in der Empfangsstelle Kreuzlingen einen vierfachen Armbruch erlitten. Verletzt wurde er bei einer Auseinandersetzung mit Securitas-Mitarbeitern.

Die Securitas soll sich nach dem Verteidiger des Kläger unverhältnismässig verhalten haben.
Die Securitas soll sich nach dem Verteidiger des Kläger unverhältnismässig verhalten haben.
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Damit gerät die Empfangsstelle in Kreuzlingen erneut in die Kritik. Im Sommer 2003 hatte sie für Schlagzeilen gesorgt, weil Asylbewerber, die ihre Aufgaben nicht erledigen wollten, in einen Glaskasten gesperrt wurden.

Splitterbruch nach Handgemenge

Bekannt geworden ist nun der Fall eines Flüchtlings aus Somalia, der Mitte Februar eine Auseinandersetzung mit Securitas-Mitarbeitern hatte. Er fühlte sich von ihnen provoziert und beleidigt, worauf es zu einem Handgemenge kam.

Dabei entstand ein Armbruch mit mehreren Splittern, die im Spital mit einer Platte und Schrauben gerichtet wurden. Der Flüchtling wird inzwischen von Anwalt Marcel Bosonnet kostenlos vertreten, weil das Vizepräsidum des Bezirksgerichts Prozesskostenhilfe ablehnte.

Rekonstruktion der Tat

Nun läuft eine Untersuchung wegen des Armbruchs. Am Mittwoch wurde der Tathergang rekonstruiert. Dabei seien alle drei in die Tat verwickelten Securitas-Mitarbeiter gemeinsam befragt worden. Bosonnet sieht darin eine Verdunkelungsgefahr: Mögliche Widersprüche wären nur bei getrennter Befragung ans Licht gekommen.

Bosonnet kritisiert ausserdem, das medizinische Gutachten sei nicht vollständig. Es solle nun noch ergänzt werden.

Untersuchungsrichter Andreas Zuber bestätigte auf Anfrage das Untersuchungsverfahren, wollte aber zu dem laufenden Verfahren keine Angaben machen. Auch Empangsstellenleiter Marc Elsaesser wollte sich nicht zu den Vorfällen äussern.

Aggresiver Asylbewerber?

Brigitte Hauser, Chefin Information und Kommunikation beim Bundesamt für Migration erklärt, der Asylsuchende habe sich während einer Anhörung aggressiv verhalten. Bei der späteren Auseinandersetzung mit den Securitas Mitarbeitern habe er einen von ihnen in die Brust gebissen und verletzt.

Sowohl der Asylsuchende als auch der gebissene Securitas-Mitarbeiter haben laut Hauser Anzeige erstattet.

"Solche Zwischenfälle können vorkommen", sagt Brigitte Hauser. Sie nahm jedoch die Securitas Mitarbeiter in Schutz. Bei Besuchen in der Empfangsstelle habe sie nie feststellen können, dass diese die Asylsuchenden abwertend oder unmenschlich behandeln würden.

Zwei Anzeigen

Anwalt Bosonnet hat ausser den Anzeigen gegen die Securitas-Mitarbeiter zwei weitere Anzeigen erstattet. Eine gegen zwei Polizeibeamte wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch und Begünstigung und eine gegen einen Securitas-Mitarbeiter wegen Anstiftung zur Falschaussage.

Nach dem Vorfall mit dem Armbruch hatte sich nämlich ein Zeuge beim Polizeiposten gemeldet. Der Asylbewerber aus Algerien wollte zu Protokoll geben, dass er gehört habe, wie ein Securitas-Mitarbeiter Augenzeugen des Vorfalls Vergünstigungen versprochen habe, wenn sie in seinem Sinne aussagten.

Die Polizei habe dies als Unsinn abgetan und die Aussage nicht aufgenommen. Inzwischen habe der Algerier einen negativen Asylbescheid erhalten und die Schweiz verlassen müssen. Befragt wurde er nach Angaben des Anwalts nicht.

(Von Martina Keller-Ullrich/sda)

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