Segeln: Alinghi gewinnt den America´s Cup!

publiziert: Sonntag, 2. Mrz 2003 / 10:34 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 2. Mrz 2003 / 16:44 Uhr

(Si) Die Alinghi hat Segelgeschichte geschrieben. Das Genfer Syndikat gewann in der Nacht auf Sonntag auch die fünfte Regatta des America´s Cup gegen Team New Zealand und sicherte erstmals einem Binnenland den wichtigsten Pokal im Segelsport -- und die älteste Sporttrophäe überhaupt.

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Alinghi liess auch beim ersten von fünf Matchbällen und mit eintägiger Verspätung (Flaute) nichts anbrennen. Russell Coutts steuerte die "SUI 64" einmal mehr in Perfektion über die Startlinie, worauf die Schweizer sofort das Kommando übernahmen und das Rennen stets kontrollierten. Den Neuseeländern brach zu allem Übel auf dem zweiten Vorwindkurs nach einem Crewfehler auch noch der Spinnakerbaum. Obwohl die Titelverteidiger rasch Ersatz hatten, waren sie in der Folge chancenlos. Alinghi ist damit bei der 31. Austragung das erste Syndikat, das bei der ersten Teilnahme gleich den Titel gewinnt.

Krasse Überlegenheit
Das 5:0 gibt die Kräfteverhältnisse perfekt wieder. Alinghi war in den 16 Tagen -- es war die zweitlängste Finalserie nach 1899 -- in allen Belangen überlegen und wurde nicht ein einziges Mal an die Grenzen geführt. Allerdings gelang es in den vergangenen fünf Monaten ohnehin praktisch keinem Team, Coutts und Konsorten aus der Reserve zu locken. Die Alinghi musste sich nur in drei von 35 Regatten geschlagen bekennen, ab den Viertelfinals -- gegen Prada, zweimal gegen Oracle und jetzt gegen die Neuseeländer -- betrug das Verhältnis sogar 18:1. "Wir haben uns seit Beginn des Louis-Vuitton-Cups enorm entwickelt und hatten zuletzt praktisch keine nennenswerten Schwächen mehr", war sogar Coutts für einmal zufrieden. Der Perfektionist gab aber zu, dass er zu Beginn des Programms nicht mit einem derartigen Resultat gerechnet habe: "Ende 2000 hätte ich nicht gedacht, dass wir gewinnen können. Es ist uns aber gelungen, alle Kulturen unter einen Hut zu bringen. Ich bin sehr stolz auf das Team."

Falsche Prioritäten
Team New Zealand hingegen enttäuschte seine zahlreichen Fans masslos. Grossen Worten liessen die Titelverteidiger keine Taten folgen. Eine realistische Siegeschance hatten sie nur in der zweiten Regatta, liessen diese aber ungenutzt und mussten letztlich die Segel mit sieben Sekunden Rückstand streichen. Sobald etwas mehr Wind aufkam, als im neuseeländischen Sommer prognostiziert worden war, erwies sich die "NZL 82" als extrem unzuverlässig und musste zweimal aufgeben. "Wir haben einfach viel mehr auf dem Wasser trainiert als der Gegner", befand Alinghis Sportdirektor Jochen Schümann, der seine Truppe jeweils um 6.30 Uhr zum Frühsport geladen und dann bis weit in die Abendstunden auf Trab gehalten hatte.

Die Neuseeländer hatten der vermeintlichen Überlegenheit ihres "Hula" vertraut und viel Zeit in der Werft verbracht. Dafür wurden sie brutal bestraft. Ohnehin hielten sie sich (zu) lange auf Nebenschauplätzen auf. Nach der monatelangen Kampagne gegen die "Abtrünnigen" (Russell Coutts, Brad Butterworth, Warwick Fleury, Simon Daubney, Murray Jones, Dean Phipps) engagierten sie zuletzt sogar noch einen Privatdetektiv, der nachweisen sollte, dass Alinghi-Mitglieder Dopingvergehen begangen hätten...

Es zeigte sich auch, dass die "Kiwis" den Abgang von 12 Mann ihrer siegreichen Stammcrew aus dem Jahr 2000 nicht kompensieren konnten. Sinnbildlich hiefür Dean Barker: Der 29-jährige Nachfolger von Russell Coutts wirkte am Steuer so hilflos wie ein Novize vor dem ersten Törn mit seinem Segellehrer. Zudem traf Barkers Crew einige gravierende Fehlentscheidungen. Der Wechsel von Hamish Pepper zu Bertrand Pacé vor der vierten Regatta entpuppte sich als reine Verzweiflungstat ohne Relevanz für den Rennausgang.

Alinghis einzigartiges Teamwork
Die Schwächen der Titelverteidiger sollen den Erfolg der Alinghi-Crew indes nicht schmälern. Alinghis Erfolg ist ein Paradebeispiel für einzigartiges Teamwork, wenngleich untrennbar mit den Namen von Ernesto Bertarelli und Russell Coutts verbunden. Bertarelli stellte nicht nur einen grossen Teil des grossen Budgets (rund 95 Millionen Franken) zur Verfügung, sondern überliess den Aufbau des Teams auch komplett den weltbesten America´s-Cup-Spezialisten unter der Regie von Coutts, seinem Jugendfreund Michel Bonnefous (Exekutivdirektor) und Segelteamchef Jochen Schümann. Bertarelli schaffte etwas, das bei Managern seiner Güteklasse selten ist und auch Fussball- oder Eishockey-Präsidenten gut anstehen würde: Der Verwaltungsrats-Präsident des Biotechnologiekonzerns Serono und mehrfache Milliardär stellte sein Ego in die Ecke und erteilte dem Fachmann Coutts "Carte Blanche".

Russell Coutts nutzte seine Freiheit zu einer Demonstration des Erfolgs. Der 41-Jährige wurde seiner Reputation als weltbester Steuermann im Matchracing einmal mehr gerecht und verpatzte praktisch kein einziges Manöver. Er hat nun 14 America´s Cup-Regatten (und erst noch hintereinander) gewonnen und führt die ewige Rangliste eine Einheit vor Legende Dennis Conner an. Dass er den Cup wegen der Flaute am Samstag nicht an seinem Geburtstag errang, dürfte ihn ebenso wenig beschäftigen wie die Tatsache, dass gestern auf den Tag genau drei Jahre vergangen sind, seit den Neuseeländern gegen Prada die erfolgreiche Titelverteidigung gelungen war.

Der Cup kehrt nach 152 Jahren wieder auf jenen Kontinent zurück, den er 1851 von Cowes (Eng) aus verlassen hatte. Die Schweiz ist nach den USA, Australien und Neuseeland erst das vierte Land, das den Cup in seinen Besitz nehmen kann -- und das erste europäische.

Oracle offizieller Herausforderer
Wie geht es nun weiter? Alinghi wird morgen darüber orientieren, welche Änderungen man im "Protocol" vornehmen will. Klar scheint, dass man den "Auld Mug" vom Staub befreien will, den er in den letzten Jahrzehnten reichlich angesetzt hat. Dieses Reglement wird Alinghi zusammen mit Oracle ausarabeiten. Der "Golden Gate Yacht Club" aus San Francisco, also das Syndikat von Larry Ellison, hat sich noch bei der Zieldurchfahrt der Schweizer Jacht als offizieller Herausforderer gemeldet. Sehr zur Freude von Bertarelli: "Oracle hat während des gesamten Louis-Vuitton-Cups Potenzial und Sportsgeist gezeigt. Es wird beim nächsten Mal sehr schwierig, dieses Team zu schlagen. Ich freue mich aber auf die Aufgabe, denn Larry Ellison hat etwa die gleichen Ideen wie ich, wie wir den Cup modernisieren können."

Ebenfalls noch unklar sind Austragungsort und -jahr. Favorisiert für die Durchführung scheinen verschiedene Mittelmeer-Orte und Cascais (bei Lissabon). Termin dürfte 2007 sein. Damit würde eine Kollision mit der Fussball-WM 2006 vermieden.

Auckland (Neus). America´s Cup. 5. Regatta: Alinghi (Sz) s. Team New Zealand (Neus) 0:45. -- Alinghi gewinnt damit die Best-of-9-Serie 5:0 und bringt den America´s Cup in die Schweiz.

(rr/sda)

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