Israelische Armee fliegt Vergeltungsangriffe - sechs Tote

Selbstmordanschlag in Israel forderte sieben Tote und über 100 Verletzte

publiziert: Freitag, 18. Mai 2001 / 18:27 Uhr

Netanja/Ramallah - Ein Selbstmord-Attentäter hat sich am Freitag in einem Einkaufszentrum in Netanja in die Luft gesprengt und sechs Menschen mit in den Tod gerissen. Zum Anschlag bekannte sich die Hamas-Bewegung. Zudem wurde ein jüdischer Siedler erschossen.

Am Abend flog die israelische Armee Angriffe gegen Ziele in Nablus und Ramallah. Dabei kamen nach ersten Angaben mindestens sechs Menschen ums Leben. Beim Angriff in Nablus gegen eine Polizeistation und ein Gefängnis seien mindestens fünf Personen getötet worden, erklärten palästinensische Rettungskräfte. Etwa zwölf Menschen seien verletzt worden.

Bei einem weiteren Angriff in Ramallah wurde ein Mitglied der Leibwache von Palästinenserpräsident Jassir Arafat getötet. Dies berichtete ein AFP-Korrespondent vor Ort. Zwei Personen wurden verletzt.

Selbstmordanschlag im Einkaufszentrum

Es handelte sich offenbar um eine Vergeltungsaktion für den Selbstmordanschlag eines Palästinenser in Netanja, der am Vormittag sechs Israelis mit sich in den Tod riss. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon hatte danach seinen engsten Ministerkreis zu Beratungen zusammengerufen.

Nach Angaben der Polizei waren bei dem Anschlag in Netnaja mehr als 110 Menschen teilweise schwer verletzt worden, darunter auch Kinder und ein Baby. Bei den Toten handelte es sich neben dem Attentäter um vier Frauen und zwei Männer.

Ein Augenzeuge berichtete, der Mann habe am Haupteingang des Zentrums die Bombe gezündet, als ihm ein Wachmann den Zutritt verwehrt habe. Das Einkaufszentrum war zum Zeitpunkt des Anschlags gut besucht mit Kunden, die vor dem Sabbat noch einkaufen wollten.

«Der Markt war innerhalb von drei Minuten leer», sagte ein Augenzeuge im israelischen Radio. «Es gab eine heftige Explosion, die den ganzen Markt erschütterte.»

Hamas-Bekenntnis

Die Küstenstadt Netanja war in den vergangenen Monaten mehrfach Ziel von Anschlägen militanter Islamisten. Der Attentäter vom Freitag war nach palästinensischen Angaben ein 21-jähriger Mann aus Tulkarm im Westjordanland.

Er soll Mitglied der Hamas-Bewegung gewesen sein, die sich auf einer Kundgebung in Gaza-Stadt zu dem Anschlag bekannte. Ihr Gründer Scheich Ahmed Jassin sagte: «Israel erntet die Gewalt, die es selbst gesät hat.»

Autonomiebehörde verurteilt

Die Palästinenser-Regierung erklärte, sie «verurteilt Handlungen, die sich gegen Zivilisten und Unschuldige richten, seien es Palästinenser oder Israelis.» Tajeb Abdel-Rahim, ein Berater des Palästinenser-Präsidenten Jassir Arafat, sagte, eine Vergeltung Israels würde nicht dazu beitragen, solche Vorfälle zu beenden.

US-Präsident George W. Bush sagte: «Heute hat die Gewalt im Nahen Osten ein neues Ausmass erreicht.» Die politischen Führer in der Region sollten sich klar gegen jegliche Gewalt aussprechen. «Wir müssen den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen und wirkliche Gespräche beginnen», sagte Bush weiter. Auch die Europäische Union forderte ein Ende der Gewalt und die Aufnahme von Verhandlungen.

Siedler erschossen

Kurz nach dem Anschlag in Netanja schossen Palästinenser im Westjordanland bei Ramallah auf ein israelisches Auto mit Siedlern. Bei dem Angriff sei ein 22 Jahre alter Mann getötet und eine Frau schwer verletzt worden, meldete der israelische Armeesender.

(kil/sda)

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