40 Jahre Eiskanal sind für ihn genug. Ab Sommer wird Sepp Benz im Kufen-Sport keine offizielle Tätigkeit mehr ausüben. Nach seinem 70. Geburtstag gibt der in Zürich wohnhafte Rheintaler beim Schlittel-Weltverband FIL den Vorsitz der Sport-Kommission ab. Damit geht eine lange Funktionärs-Laufbahn zu Ende.
Der wichtige Draht zu den Deutschen
Für die FIL arbeitet Benz seit 1989 in verschiedenen Bereichen. Im gleichen Zeitraum hat er sich dafür eingesetzt, dass das Kunstbahn-Schlitteln in der Schweiz eine Existenz-Grundlage bekommt. Hätte Benz sich nicht für diese Disziplin eingesetzt, wäre Swiss Sliding in Sotschi kaum mit einem zweiköpfigen Athleten-Team vertreten. Er war es, der einst eingefädelt hatte, dass sich die stärksten Schweizer Schlittler der Vorzeige-Delegation aus Deutschland anschliessen dürfen.
Die Partnerschaft hat heute noch immer Bestand. Gregory Carigiet und Martina Kocher konnten sich dadurch in der Vorbereitung auf Sotschi laufend in Trainings mit den Besten der Welt vergleichen. Zur Familie der Bernerin hat Benz einen engeren Bezug. Als er 1980 in Lake Placid Bob-Olympiasieger geworden war und zum «Bremser der Nation» erkoren wurde, war Kochers Vater Heinz einer seiner Betreuer.
Appell an den Schweizer Verband
Am Donnerstag bei der Olympia-Premiere der Team-Staffel ist Benz ein letztes Mal bei einem wichtigen Wettkampf als FIL-Funktionär aktiv. Danach will er sich mehr um seine Familie kümmern können.
Für die Zukunft des Schweizer Schlittel-Sports ist Benz nicht sonderlich zuversichtlich. Das Geld ist mehr als knapp. Der Marbacher bedauert, dass nach den Olympischen Spielen von Vancouver ein fähiger Trainer wie Reto Gilly vergrault worden ist und dass innerhalb von Swiss Sliding kein klareres Bekenntnis zur Förderung dieser Disziplin abgegeben wird.
«Der Schweizer Verband müsste sich wieder mehr für das Schlitteln interessieren», findet Benz. Aber offenbar stösst er sogar bei Erich Schärer, seinem ehemaligen Bob-Partner, auf taube Ohren. Wenn dies dazu führt, dass Swiss Sliding im Schlitteln ab der nächsten Saison nicht mehr vom Know-how der Deutschen profitieren darf, könnte diese Sportart in der Schweiz komplett von der Bildfläche verschwinden.
(ig/Si)