Serbien geschockt: Kosovo wird unabhängig

publiziert: Samstag, 3. Feb 2007 / 12:04 Uhr / aktualisiert: Samstag, 3. Feb 2007 / 19:09 Uhr

Belgrad - Bis zuletzt hatten das offizielle Belgrad und die Medien in Serbien noch die Illusion aufrecht erhalten, die Abtrennung des Kosovos verhindern zu können. Eine neue Verfassung wurde eigens dafür geschrieben.

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Auch versuchte Regierungschef Vojislav Kostunica mit dem Boykott des UNO-Vermittlers, die Albaner in dieser Region von einem eigenen Staat abzuhalten.

Um so grösser der Schock, als der UNO-Gesandte Martti Ahtisaari ruhig und bestimmt seine Pläne für die Zukunft dieser Region vortrug. Stundenlang herrschte danach bei fast allen serbischen Spitzenpolitikern Funkstille. In dem vom früheren finnischen Staatspräsidenten in Belgrad und Pristina überreichten Zukunftsszenario für das Kosovo werden zwar tunlichst die Reizworte Unabhängigkeit oder Souveränität vermieden.

Auch vor Journalisten in Belgrad wollte sich der UNO-Gesandte nicht darauf festlegen lassen. Doch selbst dem serbischen Präsidenten Boris Tadic ist nach eigener Darstellung nach dem Studium der Texte klar, dass es für das Kosovo damit klar in Richtung eines eigenen Staates geht. Denn die bisher zu Serbien gehörende Region erhält alle inneren und äusseren Zeichen der Staatsmacht wie Verfassung, Regierung, Nationalhymne und Armee.

Serben besorgt

Die serbische Minderheit geniesst nach diesen Plänen in Zukunft weitgehende Sonderrechte. Dass sie damit auch wirklich geschützt wird, soll ein internationaler Aufseher mit weit reichenden Vollmachten sicherstellen, der von der EU geschickt wird.

Schliesslich soll die NATO durch eine schlagkräftige Truppe ein sicheres Umfeld beim Aufbau des neuen europäischen Staates garantieren. Doch für Serbien ist das deutlich zu wenig. Denn Belgrad war bisher von seiner Forderung nicht abgerückt, das Kosovo müsse im Staatsverband bleiben. Die führenden Politiker hatten nach eigener Auskunft weder einen «Plan B» mit Varianten in der Schublade, noch Forderungen nach grosszügigen Entschädigungen beim Verlust der Provinz. Es galt nur das Maximalziel: «Kosovo werden wir als das Herz Serbiens niemals hergeben!»

Isolierung droht

Jetzt droht eine Radikalisierung der innenpolitischen serbischen Szene und im schlimmsten Fall eine neue internationale Isolierung. Denn Kostunica hatte den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu allen Ländern angekündigt, die den sich abzeichnenden unabhängigen Staat Kosovo anerkennen.

Daneben will er nach der Parlamentswahl vor zwei Wochen die Regierungsbildung so lange blockieren, bis alle Parteien auf seine harte Linie in Sachen Kosovo eingeschwenkt sind. Bei den dann notwendigen Neuwahlen dürften die extrem nationalistischen Parteien einschliesslich von Kostunicas DSS Stimmen gewinnen, sagen alle einheimischen Wahl- und Meinungsforscher voraus.

(ht/sda)

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