Serbien ist beleidigt: Botschafter zurückbeordert

publiziert: Mittwoch, 27. Feb 2008 / 16:34 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 28. Feb 2008 / 09:59 Uhr

Bern - Die Schweiz anerkennt das Kosovo als eigenständigen Staat. Der Bundesrat beschloss am Mittwoch, diplomatische und konsularische Beziehungen mit dem Land aufzunehmen. In einer ersten Reaktion rief Serbien seinen Botschafter zu Konsultationen zurück.

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Die Landesregierung folgt mit der Anerkennung des Kosovo den Empfehlungen der aussenpolitischen Kommissionen des Parlamentes.

Der Bundesrat begrüsse den «zum Ausdruck gebrachten festen Willen der Behörden des Kosovo», alle Verpflichtungen vollumfänglich zu erfüllen, erklärte Bundespräsident Pascal Couchepin vor den Medien. Dazu gehörten der Minderheitenschutz und die Überwachung der Unabhängigkeit durch eine zivile und militärische internationale Präsenz.

Voraussetzung für Stabilität

In einer Situation, «in der emotional so viel auf dem Spiel steht und widersprüchliche Interessen aufeinandertreffen», gebe es keine Ideallösung, gab Couchepin zu bedenken. Der Bundesrat sei aber der Auffassung, dass «diese neue Etappe in der politischen Neugestaltung der Region jeder anderen Lösung vorzuziehen» sei.

Die Anerkennung des Kosovo gehe einher mit dem Willen, «die jetzt schon engen Beziehungen zu Serbien weiter zu intensivieren und die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Serbien zu verstärken».

Laut Couchepin ist der serbische Präsident unmittelbar nach dem Entscheid über die Anerkennung des Kosovo durch die Schweiz mit einem Brief informiert worden.

Im Schreiben habe man den Willen der Schweiz betont, die Zusammenarbeit mit Serbien im Rahmen der internationalen Organisationen fortzuführen. Serbien ist Mitglied der von der Schweiz angeführten Stimmrechtsgruppe beim IWF und der Weltbank.

Angriff auf Integrität

Die Regierung Serbiens wertet die Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch die Schweiz als «Angriff auf seine Souveränität und Integrität des Landes», wie die Botschaft in Bern in einem Communiqué mitteilte. Wie bereits im Falle der USA oder zuletzt Polens, rief die Regierung den serbischen Botschafter Dragan Marsicanin zu Konsultationen nach Belgrad zurück.

In der Schweiz wurde die Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo unterschiedlich aufgenommen. Nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker ging die Schweiz damit eine Verpflichtung gegenüber den dortigen Minderheiten ein. Die Schweiz müsse sich nun dafür einsetzen, dass der Kosovo multiethnisch bleibe.

Auns und SVP: Neutralitätsverletzung

Kein Verständnis für die Anerkennung hat die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns). Sie kritisiert den Schritt als «kapitalen Fehlentscheid und Ausdruck eines verwahrlosten Neutralitätsverständnisses» des Bundesrats.

Die Auns-Stellungnahme entspricht der Haltung der SVP, die ebenfalls von einer Neutralitätsverletzung spricht. Die Anerkennung des Kosovo sei voreilig und unüberlegt erfolgt, heisst es in einer SVP-Mitteilung.

CVP zurückhaltend

SP, FDP und Grüne hingegen befürworteten schon kurz nach der Ausrufung der Unabhängigkeit eine Anerkennung in Absprache mit der internationalen Gemeinschaft. Die CVP hielt sich bedeckt. Sie ermahnte die Regierung im Vorfeld des Entscheides aber, die guten Beziehungen zu Serbien nicht aufs Spiel zu setzen.

Die Schweiz will ihre Bemühungen um den Aufbau des Staates weiterführen. Neben dem militärischen Engagement in der Swisscoy will sie auch bis zu 20 Experten für die geplante EU-Mission stellen. Dabei handelt es sich um Fachleute der Polizei, des Zolls und des Rechts, wie EDA-Sprecher Knuchel erläuterte.

(fest/sda)

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kenne keine übrigen
Ich kenne keine übrigen Geschichten und wüsste auch nicht wieso es die geben sollte. Langsam wird es im Forum hier zum gespamme durch die Kurzbeiträge.
ach ja?
Und was ist mit den übrigen Geschichten? Sind die erfunden?
ist doch klar welche Geschichten
Deine Geschichten, dass angeblich tausende von Serben ermordet worden sind durch Albaner! Das sind Lügen und alles nur serbische Propaganda.
Wahre Geschichten
Bin kein Serbe. Du aber ein Albaner. Was genau stimmt denn an diese Geschichten nicht? Nimm Stellung zu meinen Äusserungen, aber mit Verstand - sofern möglich.
Danke Schweiz!
Danke Schweiz! Ihr werdet es nicht bereuen das Kosovo als unabhängigen und souveränen Staat anerkannt zu haben.
Gute Geschichten!
Du hast aber sehr gut mitgehört bei den Geschichten deines serbischen Opas... Was hat er sonst noch so erzählt?!
Die Flagge
Die albanische Flagge soll nicht so beliebt sein bei den Kosovaren? Welche Flagge wurde denn von den Kosovaren geweht als die Unabhängigkeit bekannt gegeben wurde? Die neue Flagge von Kosovo ist nichts wie Schleimerei an EU - Früher oder Später werden sie den zweiköpfigen Adler wieder einführen. Die Welt und die "Grossen" blinden werden berichten.
Schön ist es aber nicht...
Hierbei geht es doch nicht darum, auf welcher Seite man ist - auf die der Serben oder die der Kosovaren. Ich bin auf der Seite der Gerechtigkeit! Und auf der Seite der Gerechtigkeit ist kein einziges Land, das diese Unabhängigkeit anerkennt. Fakt ist, dass diese Unabhängigkeit Kosovos gegen die Menschenrechte verstösst und gegen den Beschluss an der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Helsinki! Hier heisst es unter anderem: "Unverletzlichkeit der Grenzen"! Unglaublich, was sich die "Grossen" und "Mächtigen" hier erlaubt haben. Ausserdem kommt hinzu, dass der Premierminister von Kosovo ein Rebellenführer der Untergrundorganisation UCK war, also ein Terrorist, ein Kriegsverbrecher, ein Krimineller, ein Waffenschmuggler, der viele Menschen auf dem Gewissen hat.
Zum Teil hat er all diese Kriminaltaten aus der Schweiz aus organisiert, und die Schweiz anerkennt Kosovo - somit auch diesen Kriegsverbrecher!!
Und was spricht FÜR eine Unabhängigkeit?
Neue Flagge
Danke für Ihren Hinweis.
Schön wäre es...
Wenn man solche Kommentare sieht, in denen die SP-Politik für diesen (gesamt) Bundesratsentscheid verantwortlich macht, finde ich das absolut erschreckend!Schliesslich haben wir einen rechtsbürgerlichen Bundesrat und ein rechtsbürgerliches Parlament. Oder bin ich da durch die SVP-Propaganda falsch informiert und sie haben die Wahlen doch nicht gewonnen?

Das Parlament war übrigens schon vor den Wahlen rechtsbürgerlich - seit Anbeginn der Schweiz. War also alle SVP-Propaganda vor den Wahlen ein Angriff auf sich selbst und nicht auf die SP... Nur mal so nebenbei.

Um doch wieder zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: Ich finde es gut, dass die Schweiz diesen (auch mutigen) Schritt gewagt hat. Was hätte die Schweiz denn sonst machen sollen? Kosovo verurteilen und sich auf die Serben-Seite schlagen? Dann hätte man schnell noch einmal 100'000 Kosovaren in der Schweiz auf der Strasse gehabt - aber dieses Mal nicht friedlich. Und übrigens haben fast alle EU-Staaten (auch ohne linke Politik) den Kosovo bereits als unabhängigen Staat anerkannt - und die Schweiz ist auf diese Staaten wirtschaftlich angewiesen. Nicht auf die USA. Nicht auf Russland. Denen ist doch egal was die Schweiz denkt.
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