Serbischer Lagerkommandant zu 23 Jahren Haft verurteilt

Der jetzt 46 Jahre alte Dragan Nikolic habe seine Opfer 1992 im Lager Susica bei Srebrenica mit so enormer Brutalität gequält und getötet, dass eine geringere Strafe ungerecht wäre, betonte der Gerichtsvorsitzende, der deutsche Richter Wolfgang Schomburg. Das Gericht ging in seinem Urteil damit weit über den Strafantrag der Anklage von 15 Jahren Haft hinaus.

Nikolic war der erste Verdächtige, den das 1993 gegründete Tribunal 1994 selbst angeklagt hat. Er war aber erst im April 2000 von SFOR-Truppen in Bosnien festgenommen und nach Den Haag gebracht worden. In einer Vereinbarung mit der Anklage bekannte er sich im September 2003 zu neun Morden, Beihilfe zur Vergewaltigung und Folter.

Er half der Anklagebehörde des Tribunals nach Feststellung der Richter mit ausführlichen Aussagen über Vorgänge im Lager Susica bei Srebrenica. Dafür liessen die Ankläger einen Teil der Anklagepunkte fallen und empfahlen den Richtern eine Haftstrafe von 15 Jahren.

Die zivilen Häftlinge in dem Lager unter Nikolics Kommando - darunter achtjährige Kinder, Frauen und alte Männer - seien so lange und so heftig misshandelt worden, dass die schwere Folter als versuchter Mord gewertet werden könnte, betonte das Gericht. Dafür wäre nach Ansicht der Richter auch lebenslange Haft vertretbar gewesen.

Die Entscheidung für eine zeitlich begrenzte Haftstrafe begründete das Tribunal damit, dass sich Nikolic durch sein Teilgeständnis zu seiner Verantwortung bekannt und Reue gezeigt habe. Die Dauer der Untersuchungshaft von drei Jahren und sieben Monaten soll angerechnet werden.

(bert/sda)