Als Schmökel sich weigerte, sein Messer
wegzuwerfen, schossen die Polizisten, wie das
Landeskriminalamt in Dresden mitteilte. Der Verbrecher habe
einen nicht lebensgefährlichen Bauchschuss erlitten. Die
Polizisten blieben unverletzt. Saritsch lag außerhalb des
Fahndungsbereichs, das erneut Hundertschaften durchkämmten.
Schmökel sei auch anhand der Tätowierungen eindeutig
identifiziert worden, berichtete die Polizei in Bautzen.
Damit sind zwei Wochen Alarmzustand in Brandenburg und
Sachsen vorbei. Die Bewohner, die ihre Kinder nicht mehr
ohne Aufsicht auf die Straße ließen und ihre Häuser
besonders sicherten, atmeten auf.
Der wegen versuchten Mordes und zweier Vergewaltigungen
von Kindern zu 14 Jahren Haft verurteilte Schwerverbrecher
war am Mittwoch, 25. Oktober, bei einem von der
brandenburgischen Nervenklinik Neuruppin genehmigten Besuch
bei seiner Mutter geflüchtet. Es war bereits seine sechste
Flucht.
Am vergangenen Donnerstag wurde der 60-jährige Besitzer
eines Bungalows in Postbruch bei Strausberg nach einem
Hinweis eines Psychiaters, den Schmökel angerufen hatte,
ermordet aufgefunden. Schmökel war anschließend mit dem
Auto seines Opfers, einem grünen Hyundai, unterwegs. Das
Fahrzeug fand die Polizei am Wochenende in Großdubrau bei
Bautzen - ebenso wie ein Schlaflager und
Tagebuchaufzeichnungen des 38-Jährigen. Seitdem lief die
Suche nach ihm in der Region auf Hochtouren.
Am Dienstag konzentrierte sie sich bei der Fahndung wieder
auf die Gemeinde Großdubrau nordöstlich von Bautzen. 550
Beamte und 50 Spürhunde wurden in dem Waldgebiet
eingesetzt. Auf Flugblättern hatte die Polizei in Sachsen
die Menschen zu erhöhter Vorsicht aufgerufen.
Der Brandenburger Polizei war Schmökel offenbar denkbar
knapp entgangen. Nach einem Bericht der «Märkischen
Allgemeinen» vom Dienstag hatte der Schwerverbrecher in
seinen Aufzeichnungen seinen Fluchtweg festgehalten. Er
habe vergangene Woche in Strausberg unter einem Laubhaufen
gelegen sowie nahe Polizeihunde und Hubschrauber gehört,
hieß es.
Am Montagnachmittag wurde laut LKA in dem Suchgebiet eine
frische Feuerstelle entdeckt, die vermuten lässt, dass sich
Schmökel noch in der Gegend aufhält. In dem Schlaflager
Schmökels fand die Polizei unter anderem ein Luftgewehr,
vier Messer, zwei Werkzeugkoffer und einen Schlafsack,
einen Organspendeausweis Schmökels, eine Geldbörse und vier
Briefe, in denen er in Tagebuchform die Geschichte seiner
Flucht, seine Stimmungslage und seine Absichten schilderte.
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich
Merz, forderte den Rücktritt des brandenburgischen
Sozialministers Alwin Ziel (SPD). Es sei ein Unding, dass
der zuständige Minister noch immer im Amt sei, sagte er der
Chemnitzer «Freien Presse» (Dienstagausgabe). Ziel müsse
endlich für die skandalösen Zustände im Maßregelvollzug die
Konsequenzen ziehen.
Bei einer Umfrage der Zeitschrift «Funkuhr» unter 1.054
Handybesitzern schlossen sich 62,1 Prozent der Forderung
Merz' an. 37,9 Prozent meinten, Ziel sollte im Amt bleiben.
(bb/AP)