Show des Wandels

publiziert: Freitag, 4. Mrz 2005 / 11:56 Uhr

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Zum 75. Mal in hundert Jahren haben sich die Tore zum Autosalon Genf geöffnet. Dieses Mal findet diese Show unter ganz speziellen Vorzeichen statt. Die Zukunft, könnte man sagen, wirft ihre Schatten.

Der Ölpreis ist soeben auf 53$ pro Barrel gestiegen und nur wer naiv ist, wird glauben, dass er jemals wieder dauerhaft sinken wird. Der Bedarf der Schwellenland-Giganten Indien und China allein wird schon dafür sorgen, dass dieses archäologische Produkt organischer Verrottung immer knapper und teurer werden wird.

Kommt noch die Klimaproblematik dazu, die es nötig macht, sich beim Thema Treibstoff etwas Neues einfallen zu lassen und vorerst zumindest sparsamer damit um zu gehen.

Kurioserweise wird diese Notwendigkeit nur in einem Teil der präsentierten Autos reflektiert. Wenn Audi seinen RS4, einen Mittelklassewagen mit 420 PS, Mercedes seine R-Klasse, die selbst ausgewachsene Kombis wie Spielzeuge aussehen lässt und Bentley den Flying Spur, eine Chauffeurslimousine mit Bi-Turbo W12-Zylinder-Motor präsentiert, beschleicht einen das Gefühl, dass gewisse Automarken geheime Ölfelder erschlossen haben. Vor allem, weil diese Autos wiederum Antworten der Konkurrenten verlangen, noch extremer zu sein: Wird BMW seinen neuen M3 womöglich mit einem 10-Zylinder voll stopfen? Wird Audis Q7, die Antwort auf die R-Klasse, wohl auch mit dem 12-Zylinder kommen?

Unterdessen triumphiert Toyota mit seinen Hybrid-Fahrzeugen Prius und dem neuen Hybrid-SUV Lexus RX400h. Mit dieser Technik, die Verbrennungs- und Elektromotoren kombiniert, kann – speziell im Stadtverkehr und auf Landstrassen - tüchtig Benzin gespart werden.

Zudem sind die Abgaswerte exzellent. Einzig Honda hat im Moment mit dem Insight ein Konkurrenzprodukt auf dem Markt. In den USA haben die Hybride bereits einen Kultstatus erreicht: Wer in Hollywood etwas auf sich hält, bollert nicht mehr mit dem Hummer wie weiland Arnie über den Sunset-Boulevard, sondern säuselt praktisch Schadstofffrei mit dem Prius daher.

Die europäischen Hersteller hinken hier hinterher. Dies ist besonders traurig angesichts der Tatsache, dass der erste Hybrid 1992 mit dem Audi 80 Duo angeboten und vom Markt ignoriert worden war. Statt auf diese Technik zu setzen, forcierten die Europäer die Entwicklung der Dieselmotoren, die zwar sehr sparsam sind, aber durch die Russpartikel in Verruf kamen. Zudem gelten Diesel in Japan und den USA als Lastwagenantrieb.

Verschiedene Hersteller in Europa sputen sich nun, auch Hybride anbieten zu können. Vor allem in den USA dürfte dies bald von grosser Wichtigkeit sein. Erste Achtungserfolge in Europa deuten aber auch bei uns auf ein Marktpotential für Hybridfahrzeuge hin.

Dass nun europäische Hersteller Toyota vermutlich Lizenzgelder für die Hybridtechnik, die einst hier ausgebrütet wurde, zahlen müssen, ist eine bittere Pille für die hiesigen Autobauer.

In Genf sieht man nun die ersten Hinweise auf einen grundsätzlichen Wandel, der einst die ganze Automobilindustrie erfassen wird. Die Benzin-Dinosaurier sind durch die geopolitische und weltwirtschaftlichen Situationen zum Aussterben verurteilt. Die Suche nach alternativen Antriebsformen und Energiequellen hat gerade erst begonnen.

Für Autoliebhaber beginnt nun eine interessante Zeit des steten Wandels, der für die High-Tech-Industrien in Europa riesige Chancen birgt. Wir dürfen gespannt sein, was wir in den nächsten Jahren in Genf sehen können.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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