Silvan Zurbriggen auf «Ground Zero»

publiziert: Dienstag, 24. Jan 2006 / 00:02 Uhr

Eigentlich müsste der Skisport dem Lotteriegesetz unterstellt werden. Bezeichnenderweise hielt die Firma Fischer die Medienkonferenz, in der sie ihr Flowflex-Fahrwerk anpries, im Casino Kitzbühel ab. Für Silvan Zurbriggen rollte die Kugel auf null.

Zurbriggen spielt im Moment die Karte Kombination, in der er in Val d´Isère Sechster geworden ist.
Zurbriggen spielt im Moment die Karte Kombination, in der er in Val d´Isère Sechster geworden ist.
Der Name Fischer ist auswechselbar. Das Materialkarussell dreht sich rasant. Mal ist diese Firma oben, mal die andere unten -- sogar die Dominanz von Atomic, mit 14 von 15 WM-Medaillen der erfolgreichste Männer-Ski 2005, ist eingedämmt worden. Atomic siegt immer noch, aber andere Skifirmen haben aufgeholt, und andere haben sich (zwischenzeitlich) verrannt.

Schon vor Saisonbeginn geriet die Firma Stöckli in die Kritik, weil es in der Abfahrt haperte und eine ganze Produktionsserie auf der Halde landete. Fakt ist: Die beiden einzigen Podestplätze des Schweizer Männer-Teams in diesem Winter erzielten Stöckli-Piloten.

Wie heikel der Materialbereich ist, zeigt aber, dass Ambrosi Hoffmann mit einem Ski, der Tobias Grünenfelder (z.B. der Fast-Sieger-Ski von Bormio) passt, überhaupt nicht zurecht kommt -- und umgekehrt.

Ingenieure, Produktions- und Service-Leute stossen an ihre Grenzen, auch in einer hochtechnologischen Szene wie dem Skisport spielen Glück und Zufall mit. Deshalb scheuen die meisten Trainer Material-Diskussionen wie der Teufel das Weihwasser. Und Athleten dürfen ohnehin nicht darüber reden, weil ihnen das vertraglich verboten ist.

Die Omertà verhindert Aufklärung

Diese Konstellation erschwert die Ursachenforschung und öffnet Spekulationen Tür und Tor. Sie stellt sogar die vielgepriesene Harmonie im Schweizer Trainer-Kader auf eine Zerreissprobe. Wenn einer wie Silvan Zurbriggen, 2003 letzter Schweizer WM-Medaillengewinner und damals zusammen mit Daniel Albrecht und Marc Berthod die grosse (Zukunfts-)Hoffnung für Torino 2006, verzweifelt nach Hause reist und auf sein letztes Rennen in seiner Spezialdisziplin verzichtet, darf oder muss die skisportliche Omertà (Schweigepflicht laut Mafia-Ehrenkodex) gebrochen werden.

Das Beispiel: Fischer verfügt Ende der letzten Saison über das wohl stärkste Slalom-Team mit fünf Mann in den Top 15. Vor Kitzbühel befand sich in der Weltcup-Wertung nach fünf Rennen gerade noch einer in der ersten 15.

Die Fakten eines Absturzes

Die Fakten des Absturzes (Saisonstart bis VOR Kitzbühel, gemäss Weltcup-Rangliste): Rainer Schönfelder von 2 auf den 17 (letztes Jahr 7 x in den Top 4; jetzt 1 x), Mario Matt von 6 auf 20 (letztes Jahr 4 x Top 4, jetzt 1 x), Markus Larsson von 10 auf 11 (aber letztes Jahr 5 x Top 5, jetzt noch nie), Manfred Mölgg von 9 auf 37 (letztes Jahr 7 x Top 7, jetzt nie) und Silvan Zurbriggen von 12 auf 27 (letztes Jahr Zweiter und 3 mal Top 8, jetzt nie). Im letzten Winter holte dieses Quintett in zehn Rennen 1495 Punkte, in dieser Saison bei «Halbzeit» 281 Punkte.

«Ja, wir hatten Probleme», gibt Dr. Christian Huber, Kommunikationschef der Firma Fischer, unumwunden zu, «deshalb arbeiteten wir intensiv an der Entwicklung eines neuen Ski. Die neue Flowflex-Technologie ist aber noch nicht eingeflossen.» Dieser Ski ist von den meisten Fischer-Piloten in Kitzbühel eingesetzt worden. Schönfelder erzielte als 5. das zweitbeste Resultat des Winters. Larsson, der im 1. Lauf als 30. die Qualifikation in extremis geschafft hatte, fuhr im 2. Lauf Bestzeit. Mölgg wurde Elfter. Das lässt hoffen.

Auch Albrecht und Berthod haben Probleme

Zurbriggen spielt im Moment aber die Karte Kombination, in der er in Val d´Isère Sechster geworden ist, eine Hundertstelsekunde hinter Benjamin Raich auf Platz fünf, der zur direkten Olympia-Qualifikation gereicht hätte.

Da liegt zurzeit seine grösste Chance, obwohl ausser Kristian Ghedina auch in der Abfahrt kein Fischer-Fahrer auf einen grünen Zweig kommt. Fischers stärkste Disziplin ist der Riesenslalom, wo Mike von Grünigen sein Know-how einbringt.

Noch schlimmer dran in der Kombination sind die beiden Youngsters Daniel Albrecht und Marc Berthod, die beide das Potential für eine Medaille hätten. Aber sie stehen auf Nordica in der Abfahrt auf verlorenen Posten. Weder sind die Ski ausgetestet, noch stimmt die Abstimmung (weder mit alten noch mit neuen Schuhen).

Schade, dass unsere Olympia-Trümpfe zwei Wochen vor Torino mit solchen Problemen zu kämpfen haben.

(Richard Hegglin/Si)

 
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