Silvio, rette uns!

publiziert: Dienstag, 15. Apr 2008 / 17:32 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 15. Apr 2008 / 17:49 Uhr

10 Meldungen im Zusammenhang
Daran gibt es nichts zu rütteln: Silvio Berlusconi hat heute mehr Haare auf dem Kopf als noch vor einem Jahrzehnt. Und auch die Haut des 71-Jährigen ist straffer geworden.

Unglaublich, wie der alte Mann das schafft! Dass er nun auch die Wahlen in Italien gewonnen hat, ist dagegen schon fast ein Klacks. Schliesslich war er bereits zwei Mal Regierungschef und er selbst hat ja nie daran gezweifelt, dass die Italienerinnen und Italiener ihm als Retter in der Not ihr Schicksal in die Hand geben würden.

Die Mehrheit des italienischen Volkes glaubt also nicht nur, dass die Mitte-Links-Regierung unter Romano Prodi in den vergangenen zwei Jahren versagt hat, sondern auch, dass nur Berlusconi und kein anderer das Land aus dem wirtschaftlichen und sozialen Schlamassel, in das es geraten ist, ziehen kann.

Sie hoffen, dass der Cavaliere - als Liberaler - die dringend nötigen Wirtschaftsreformen voranbringt, die Zukunft von Alitalia regelt und das Müllproblem in Kampanien beseitigt.

Es stellt sich die Frage, ob der Mann dazu fähig ist. Die Bilanz seiner beiden Regierungen ist nicht gerade rosig. Das erste Mal Anfang der neunziger Jahre war er politisch vielleicht zu unerfahren und musste aufgrund eines Streits mit der rechtspopulistischen Lega Nord von Umberto Bossi aufgeben. Von 2001 bis 2006 war er eine ganze Legislaturperiode an der Macht. In dieser Zeit machte er aber nicht mit fortschrittlichem Liberalismus auf sich aufmerksam, sondern mit diversen Fauxpas, die seinen Ruf als Angeber und Witzemacher zementierten. Zudem konzentrierte er sich darauf, Gesetze zu schaffen, dank denen er seinen Hals und den seiner Freunde aus der Justiz-Schlinge ziehen konnte.

Die Italiener mögen sein Verhalten, offensichtlich. Man könnte aber auch sagen, dass sie keine andere Wahl hatten. Der Partito Democratico von Walter Veltroni bewegte sich zu stark im Dunstkreis der kläglich gescheiterten Mitte-Links-Regierung Prodis, die es in knapp zwei Jahren nicht geschafft hat, Berlusconis umstrittene Gesetze rückgängig zu machen und den Reformstau aufzulösen. Die kleinen Parteien ganz links und ganz rechts haben keine breite Basis und auch die christlichdemokratische UDC konnte nicht ernsthaft erwarten, dass ihr Spitzekandidat Pier Ferdinando Casini Premier werden würde.

Diese Wahlen werden als Bereinigung der Parteienlandschaft in die Geschichte eingehen. Viele kleine Parteien haben den Sprung ins Parlament nicht geschafft. Es zeichnet sich ein Zwei-Parteien-System ab, in dem Berlusconis Popolo della Libertà dem Partito Democratico gegenübersteht. Beide Gruppierungen entstanden erst vor wenigen Monaten und sollen auch nach den Wahlen bestehen bleiben. Veltroni und Berlusconi haben bereits angekündigt, dass die wichtigen Reformen zusammen angegangen werden sollen. Das ewige Gezänk zwischen Regierung und Opposition, das in Italien seit dem Beginn der neunziger Jahre schon fast Tradition ist, soll damit ein für alle Mal aufhören.

Im Gegensatz zu Prodis vergangener Regierung verfügt Berlusconi nun über komfortable Mehrheiten sowohl in der Abgeordnetenkammer als auch im Senat. Wenn ihm der halbtote Polterer Bossi nicht schon wieder einen Streich spielt, hat der Cavaliere gute Chancen, bis 2013 an der Macht zu bleiben. Spannt er tatsächlich mit der Opposition zusammen, um Italien wieder auf die Beine zu bringen, könnte tatsächlich ein Niedergang Italiens abgewendet werden.

Den Italienern ist es schliesslich egal, wer «da oben» an den Schalthebeln der Macht sitzt. Es ist ihnen egal, dass im italienischen Parlament so viele Vorbestrafte sitzen, wie sonst in keinem anderen westlichen Parlament. Es ist ihnen egal, ob Berlusconi Haare auf dem Kopf hat oder nicht. Die Italienerinnen und Italiener wollen nicht viel mehr als einen sicheren Arbeitsplatz und eine anständige Pension. Bisher war das zu viel verlangt.

(von Maurizio Minetti/news.ch)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Rom - Der Mitte-rechts-Senator ... mehr lesen
Renato Schifani wurde zum Präsidenten des Senats gewählt.
Gianni Alemanno ist in der Partei Volk der Freiheit (PDL) des künftigen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi.
Rom - Bei der Bürgermeisterwahl in Rom hat sich der rechtsgerichtete Kandidat Gianni Alemanno deutlich durchgesetzt. Der Kandidat der Partei Volk der Freiheit (PDL) des künftigen ... mehr lesen
Die Amtseinführung von Silvio Berlusconi wird in etwa drei Wochen erwartet.
Rom - Italiens Wahlsieger Silvio Berlusconi hat mit der Arbeit an seinem Kabinett begonnen. Gleichzeitig sorgte er mit abfälligen Äusserungen über die Frauenmehrheit in Spaniens ... mehr lesen
Rom - Silvio Berlusconi drückt aufs ... mehr lesen 1
Silvio Berlusconi will nun die Probleme des Landes anpacken.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Italiener in der Schweiz haben bei den Wahlen Walter Veltronis demokratischer Partei (PD) den Vorzug gegeben.
Bern - Italienerinnen und Italiener in der Schweiz haben bei den Wahlen Walter Veltronis demokratischer Partei (PD) den Vorzug gegeben, im Gegensatz zu ihren Landsleuten zuhause. Die ... mehr lesen
Die Entscheidung zwischen Berlusconi (l.) und Veltroni dürfte knapp ausfallen.
Rom - Stunden der Entscheidung für Rom: Nach einem wenig mitreissenden Wahlkampf bestimmen die Italiener seit Sonntag, ob Oppositionschef Silvio Berlusconi wieder an die Macht kommt ... mehr lesen
«Viele warten auf Hilfe»: Romano Prodi.
Rom - Nach 30 Jahren in der ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Christian Ludwig Attersee in der Galerie Gmurzynska
Christian Ludwig Attersee in der Galerie Gmurzynska
Galerien Vom 14.03. bis zum 31.05.2024  Die renommierte Galerie Gmurzynska in Zürich kündigt eine umfassende Einzelausstellung des berühmten österreichischen Künstlers Christian Ludwig Attersee an. Die Ausstellung mit dem Titel «Schön wie seine Bilder» präsentiert eine Auswahl seiner Werke von den 1960er Jahren bis hin zu seinen neuesten, genreübergreifenden Gemälden. mehr lesen  
18 Mio. Dollar erwartet  Ein bisher unbenanntes Gemälde von Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat aus dem Jahr 1984 wird im Mai im Rahmen einer Abendauktion für zeitgenössische Kunst bei Sotheby's ... mehr lesen
BASQUIAT X WARHOL, «Untitled» (1984).
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Um der steigenden Verbreitung manipulierter Inhalte entgegenzuwirken, haben sich Google, Meta und OpenAI der C2PA angeschlossen. Ihr Ziel ist es, Standards zu entwickeln, um authentische ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    ja, weshalb sollte man solches tun? Ist doch krank, Gott zu beschimpfen! Das hat etwas, ... So, 29.05.16 12:12
  • Gargamel aus Galmiz 10
    Warum sollte man überhaupt den Glauben an Gott beschimpfen oder verspotteten? Wie krank ... So, 29.05.16 10:11
  • jorian aus Dulliken 1754
    SRG: Eishockey & und der ESC Wer am Leutschenbach nicht gehorcht, muss den ESC oder die Eishockey WM ... Fr, 13.05.16 05:44
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Komiker... Böhmermann wird vermurlich, damit die Türkei-Deal-Marionetten in Berlin ... Di, 12.04.16 13:37
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Fazit: Ein hervorragender Schauspieler, der sein Mäntelchen wechselt, wie ein ... Sa, 19.03.16 09:05
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Auch nicht besser als ein Charakterloser in einer Stunde vom Oberguru Blocher vom Paulus zum ... Fr, 18.03.16 21:51
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Angelina Jolie... ist eine mittelmässige Schauspielerin, die engagiert wird, um an den ... Mi, 16.03.16 16:47
  • Pacino aus Brittnau 731
    Stimmt . . . Als Selbstständiger ist Polo definitiv auf jeden Franken angewiesen. Es ... Do, 21.01.16 17:26
Nick Jonas tourt diesen Sommer mit Devi Lovato durch Nordamerika.
FACES Nick Jonas hatte Angst um Demi Lovato Nick Jonas (23) gestand, dass er früher fürchtete, ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 6°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Basel 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 4°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 6°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 9°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 12°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten