Ski nordisch

Simon Ammann - allein auf weiter Flur

publiziert: Donnerstag, 24. Nov 2011 / 10:43 Uhr
Simon Ammann lanciert seinen 14. Weltcup-Winter nächste Woche in Lillehammer.
Simon Ammann lanciert seinen 14. Weltcup-Winter nächste Woche in Lillehammer.

Der Schweiz gehen die Skispringer aus, dem Skispringen die Stars. Umso besser für den Sport, dass Simon Ammann seine 14. Weltcup-Saison in Angriff nehmen wird - wenn auch mit einer Woche Verspätung.

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Wenigstens war es am Polarkreis zuletzt kalt genug, um den Schnee maschinell zu produzieren, wenn schon nichts Weisses vom Himmel fallen wollte. So steht der Fortsetzung des Langlauf-Weltcups sowie dem Saisonstart der Kombinierer und Skispringer von heute Freitag bis am Sonntag in Kuusamo (Fi) nichts im Weg. Das Teamspringen am Samstag und das Einzelspringen am Sonntag werden jedoch ohne Schweizer Beteiligung stattfinden. Nach dem Rücktritt von Andreas Küttel verfügt Swiss-Ski endgültig über keine konkurrenzfähige Mannschaft mehr. Und Simon Ammann spart sich die Reise nach Finnland, wo der Wind den Cracks schon oft übel mitgespielt hat. Er lanciert seinen 14. Weltcup-Winter erst nächste Woche in Lillehammer (No).

Ammann hat im Frühling entschieden, seine unvergleichliche Karriere zu verlängern. Doch von nun an kann jede Saison die letzte sein. Teamintern schwebt der 30-jährige Toggenburger schon seit längerem in einsamen Flughöhen, jetzt tourt er auch noch ohne den jahrelangen Trainings- und Zimmerkollegen, Reisebegleiter, Freund und Konkurrenten Küttel von Schanze zu Schanze. Simon Ammann - allein auf weiter Flur. Auch aus dem internationalen Blickwinkel besehen nimmt Ammann zunehmend eine Sonderstellung ein. Er gehört zur im Skispringen vom Aussterben bedrohten Spezies der Charakterköpfe, der Figuren mit Strahlkraft über die Auslaufzone hinaus.

Nach den Olympischen Spielen 2010 gab es kaum nennenswerte Abgänge, weil die Aussicht auf nordische Ski-Weltmeisterschaften am Osloer Holmenkollen die gleiche magnetische Anziehungskraft ausübte wie die fünf farbigen Ringe. Und jetzt? Janne Ahonen gab drei Jahre nach einem ersten den endgültigen Rücktritt. Adam Malysz hörte kurz darauf ebenfalls auf. Sowohl der Finne als auch der Pole galten als Leisetreter. Doch beide umgab die Aura des Erfolgs, was gepaart mit jeweils mehr als 15 Jahren Präsenz an der Weltspitze einen Sonderstatus ergab. 75 Weltcup-Wettkämpfe, sechs Vierschanzentourneen, sechs Gesamtweltcups, neun WM-Titel und 20 weitere WM- oder Olympia-Medaillen haben Ahonen und Malysz zusammen gewonnen.

Mit Kamil Stoch könnte zwar auch in dieser Zwischensaison ohne Winterspiele und nordische Ski-WM ein Pole um die grosse Kristallkugel kämpfen. Doch die Fussstapfen des Volkshelden Malysz, dessen Anwesen auch eine Pilgerstädte ist, sind für den 24-Jährigen zu gross. Dass Stoch wegen Untergewichts keine Ski der Maximallänge verwenden darf und trotzdem zuvorderst mitmischen kann, zeigt erstens die Grenzen der noch einmal verschärften Body-Mass-Index-Regel auf und ist damit zweitens nicht imagefördernd. Die Finnen haben neben Ahonen noch während der letzten Saison Harri Olli verloren. Olli war ein Matti Nykänen im Kleinformat - vom Talent, den Erfolgen und den (Alkohol-)Eskapaden her. Ein neuer Schlagzeilenlieferant ist nicht in Sicht.

Wenn auch eine Heim-WM nicht motiviert

Lars Bystöl, als Kampftrinker das norwegische Pendant zu Olli, verabschiedete sich schon vor zwei Jahren durch die Hintertür. Er ist weniger als Olympiasieger von 2006 (auf der Normalschanze) in Erinnerung geblieben, sondern vielmehr als jener junge Mann, den man im Hafen von Oslo einst sternhagelvoll aus dem kalten Wasser gefischt hat. Anders Jacobsen, der eine Tellerwäscherkarriere vom Spengler zum Tournee-Sieger hinlegte, gönnt sich nach lediglich fünf Weltcup-Wintern eine Auszeit wegen fehlender Motivation. Nicht einmal die bevorstehenden Skiflug-Weltmeisterschaften im 30 Kilometer von seinem Heimatort entfernten Vikersund lösten bei Jacobsen einen genügend grossen Reiz aus.

Gut für die neu vom Österreicher Alexander Stöckl betreuten Norweger, dass sie mit Johan Remen Evensen noch den Skiflug-Weltrekordhalter in ihren Reihen wissen. Der hat zwar noch nichts Grosses gewonnen, dafür liegt bereits eine Biografie über ihn vor. Spannend macht das Buch, dass sich Evensen mit 16 bei einem Sturz schwer verletzte, temporär im Rollstuhl sass und von den Ärzten voreilig zum Skisprunginvaliden erklärt wurde. Frauenschwarm Björn Einar Romören, ein Jahrgänger von Simon Ammann und als Weltrekordhalter der Vorgänger von Evensen, fällt wegen eines Bandscheibenvorfalls aus.

Pawel Karelin, die Olympia-Hoffnung der Russen für die Heimspiele 2014 in Sotschi, wurde bei einem tragischen Autounfall Anfang Oktober jäh aus dem Leben gerissen. Martin Schmitt, vom Privatsender RTL noch vor Landsmann Sven Hannawald zum ersten Popstar des Skispringens aufgeblasen, springt dem Erfolg seit Jahren hinterher. Der Deutsche verkörpert zwar den Typ Vollprofi, aber auch den Typ Langweiler. Bleiben neben Ammann noch Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer.

Die beiden Österreicher liefern immer wieder Stoff für gute Geschichten, auch wenn ihnen der Schmäh der früheren Überfigur Andreas Goldberger abgeht. Zwischen dem aalglatten Sonnyboy «Morgi» und dem coolen Eigenbrötler «Schlieri» besteht eine grosse Rivalität. Gemeinsam ist ihnen der Erfolg. Mit Ammann verbindet Schlierenzauer die Jagd nach dem ersten Gesamtsieg an der Vierschanzentournee. Morgenstern, Schlierenzauer, Ammann: Es wäre keine Überraschung, wenn sich das Skispringen im Winter 2011/2012 primär an diesen drei Fixpunkten orientieren würde. Sie sind schliesslich auch die aktuellen Weltmeister von der Normal-, Gross- und Flugschanze.

(joge/Si)

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