Maier ist in der Nacht auf Samstag im Salzburger
Unfallkrankenhaus über sieben Stunden lang an seinem schwer
verletzten rechten Unterschenkel operiert worden. Der Zustand des
Skirennfahrers, der am Samstagmittag aus dem künstlichen Tiefschlaf
erwachte, wird als stabil bezeichnet. Im Verlaufe des Tages erlitt
Maier noch einen so genannten Nierenstau (keine Ausscheidungen
mehr), der von den vielen Prellungen herrührte. Das stelle aber
nach einer Operation kein aussergewöhnliches Ereignis dar, sagen
die Ärzte.
Das Hauptproblem bildet die Infektionsgefahr, weil durch den
komplizierten offenen Unterschenkelbruch Lacksplitter in die Wunde
und den Knochen geraten sind. Deswegen könne auch nichts Genaues
gesagt werden. «Falls es zu einer Infektion kommt, kann das bis zur
Abnahme des Unterschenkels führen», erklärte Jo Schmid, der
Pressechef des Österreichischen Ski-Verbandes (ÖSV).
Dr. Trost: «Keine Gedanken über ein Comeback»
Auch ÖSV-Arzt Dr. Arthur Trost, der Leiter des Ärzteteams beim
Eingriff war, betonte den Ernst der Lage: «Man sollte sich keine
Gedanken über sein Comeback machen, sondern darüber, dass sein Bein
wieder gesund wird. Wir werden all unsere Energie aufwenden, um ihm
bestens zu helfen.»
Dass der Eingriff so lange dauerte, lag laut den Medizinern am
«komplexen Verletzungsmuster». Ein weiteres Problem neben der
Verunreinigung der Wunde sei der Ausfall der Haut am verletzten
Unterschenkel gewesen. Deswegen hat ein Spezialist für plastische
Chirurgie das Operationsteam verstärkt und eine Hauttransplantation
vom linken Oberarm auf das rechte Bein vorgenommen.
73-jähriger Pensionär missachtete Rechtsvortritt
Der folgenschwere Unfall hatte sich gegen 19.30 Uhr auf der
Bundesstrasse 99 in Radstadt ereignet, als sich Maier vom
Olympiastützpunkt Obertauern kommend auf dem Heimweg nach Flachau
befand. Ein 73-jähriger Pensionär aus Deutschland, der ortsunkundig
war, hatte ein Linksabbiegeverbot missachtet. Maier, der erst am
Mittwoch vom Trainingslager aus Chile heimgekehrt war, hatte keine
Chance mehr auszuweichen und das Fahrzeug hinten links touchiert.
In der Folge schlitterte Maier mit seiner Eigenbau-Maschine
zwischen einem Laternenmast und einem Verkehrsschild in den
Strassengraben. Angesichts der zahlreichen Laternenmasten, Stein-
und Beton-Pfeiler am Unfallort habe der 28-Jährige nach Auskunft
des Rettungsdienstes noch Riesenglück im Unglück gehabt.
Maier: «Ich möchte nur wieder gehen können»
Gemäss Notarzt Dr. Harald Aufmesser, der als erster Mediziner an
der Unfallstelle war, klagte Maier über starke Schmerzen und war
sich sofort der Tragweite seiner dramatischen Verletzung für einen
Sportler voll bewusst: «Er hat gleich gesagt: Bitte, das Bein muss
erhalten bleiben. Ich möchte nur wieder gehen können.»
Danach begann ein Ärzteteam ab 22.00 Uhr mit dem überaus
komplizierten Eingriff, der erst gegen fünf Uhr früh beendet war.
Dass die Operation so lange gedauert hat, lag gemäss den Ärzten
auch daran, dass man Maier mit anderen Erwartungen operieren muss,
weil es hier nicht nur darum ging, Invalidität zu vermeiden,
sondern auch darum, dass er seine Karriere fortsetzen könne. Nun
hoffen die Ärzte, «dass», so Dr. Trost, «keine Infektion dazukommt,
der eingesetzte Lappen vom linken Oberarm einheilt und der Knochen
heilt.»
(bb/sda)