Ski nordisch/WM: Dramatik im Staffel-Spurt

publiziert: Dienstag, 25. Feb 2003 / 15:35 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 25. Feb 2003 / 16:19 Uhr

(Si) In dem an Dramatik kaum zu überbietenden Staffelrennen an den WM im Val di Fiemme (It) haben die Schweizer Männer den sehr guten 5. Platz erreicht. Weil der Schwede Jörgen Brink zwei Kilometer vor dem Ziel einbrach, siegte Norwegen vor Deutschland.

Die Schweizer Gian Andrea Bundi und Patrick Mächler beim Wechsel.
Die Schweizer Gian Andrea Bundi und Patrick Mächler beim Wechsel.
1 Meldung im Zusammenhang
Mit dem besten Ergebnis seit den Olympischen Spielen 1988 in Calgary (4. Rang mit Grünenfelder, Capol, Guidon, Wigger) übertrafen die Schweizer die Erwartungen bei Weitem. Während 25 von 40 km liefen sie sogar keck in der Spitze mit - man glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.

Die Grundlage für den grossartigen Auftritt schuf Reto Burgermeister. Als der Zürcher Oberländer erkannt hatte, dass er über ein perfekt hergerichtetes Arbeitsgerät verfügte, entfachte er mit einem Angriff nach 3,7 km den Grundstein eines der turbulentesten Staffelrennen der Geschichte. Bis 15 Sekunden Vorsprung holte "Burgi" heraus, ehe er von Kris Freeman (USA) eingeholt wurde und ein bisschen beissen musste, um den Kontakt zu halten.

Koch lief Rennen des Lebens

USA vor der Schweiz - so lautete die Grossspannung verheissende Reihenfolge beim ersten Wechsel. Die Schweizer sorgten weiterhin für Aufsehen, denn Beat Koch lief das Rennen seines Lebens und kam zusammen mit dem Schweden Mathias Fredriksson zur zweiten Übergabe. Ausgerechnet nach den beiden in klassischer Technik gelaufenen Abschnitten lag die Schweiz vorne; das kam mehr als unerwartet.

Gion Andrea Bundi gegen Per Elofsson lautete das ungleiche Duell auf dem ersten Skating-Abschnitt. Der Bündner musste den Schweden ziehen lassen und kam auch nicht mit den ersten Verfolgern mit. Die 13. Zeit Bundis warf die Schweiz auf den 6. Platz zurück. Patrick Mächler lief deutlich stärker und brachte das Quartett von Trainer Ulf Morten Aune auf Rang 5, womit nicht nur die Rehabilitation für die dürftige Vorstellung der Schweizer Frauen vom Vortag gelungen war, sondern in einer schwierigen Zeit das wertvollste Ergebnis seit 1998 Nagano (6.) gelungen war. Burgermeister und Koch hatten schon damals zur Schweizer Staffel gehört.

Brink am Boden zerstört

Es war der Tag der grossen Einbrüche. Niemand traute Norwegen noch eine Klassierung auf dem Podium als, als Startläufer Anders Aukland in 10. Position zurückkam. Italien wurde von Anfang an durch Fabio Maj (14.) aus dem Medaillenrennen geworfen. Andreas Schlütter (9. auf den zweiten 10 km) liess an den Hoffnungen der Deutschen arge Zweifel aufkommen. Schlütter: "Ich verausgabte mich derart, dass ich vor Schwindel die Loipe nicht mehr sah."

Weit schlimmer noch traf es den schwedischen Schlussläufer Jörgen Brink, am Sonntag noch stolzer Bronzemedaillengewinner im Doppel-Verfolgungsstart. Brink nahm die letzten 10 km mit 39,5 Sekunden Vorsprung in Angriff und wies 4 km vor Schluss noch 20 Sekunden Reserve auf. Södergren, Fredriksson und Elofsson wurden im schwedischen Fernsehen bereits zum Gewinn der Goldmedaille beglückwünscht, die erste in der Staffel seit 14 Jahren. Doch dann wurden Brink die letzten 100 m der letzten Steigung zum Verhängnis. Er geriet in eine totale Krise, kam nicht mehr vom Fleck und verlor auf den letzten 2 km, die zumeist aus Abfahrten bestanden, 16,4 Sekunden. Trotz der Bronzemedaille war die Enttäuschung im Lager der Schweden riesig.

Gratulation vom König

"Es handelte sich nicht um geniale Taktik, sondern schlichtweg um Glück." Mit diesen Worten schilderte Thomas Alsgaard die Augenblicke, in denen er mit Axel Teichmann im Schlepptau die Kadenz erhöhte, um an Brink vorbei zu ziehen. Den Sprint gegen Teichmann gewann der Norweger von der Spitze aus: "Auf den letzten 100 m achtete ich auf meine Technik, um das Tempo zu erhöhen."

Alsgaard hat als Schlussläufer ausreichend Erfahrung. Am Dienstag stellte er für Norwegen die fünfte Goldmedaille bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften sicher. Nur 1999 in Ramsau verlor er einen wichtigen Spurt (gegen den Österreicher Christian Hoffmann). Freude herrschte auch bei Norwegens König Harald V. Am dritten Tag seines Aufenthalts im Val di Fiemme konnte der Monarch seinen jungen Landsleuten zum Triumph im prestigeträchtigsten Wettkampf gratulieren.

Ein Rennen für das Selbstvertrauen

Reto Burgermeister: "Ich hatte mit einem schnellen Rennen gerechnet und wusste, dass ich die ersten 2 km gut überstehen musste. Weil die anderen nicht mitzogen, musste ich mit diesen Superski unter den Füssen etwas probieren. Wenn ich mit meinen 63 kg den Gegnern davonfahren kann, geht der Dank an die Serviceleute, die hervorragend gearbeitet hatten. Einige wenige Momente lang musste ich aufpassen, dass ich nicht übersäuerte. So macht das Langlaufen Spass. Ein solches Rennen gibt Selbstvertrauen. Bisher hatten wir immer Respekt vor den grossen Namen. Jetzt weiss ich, dass ich gegen sie bestehen kann.

Zum Glück gezwungen

Beat Koch: "Es war ein Riesenvorteil, nach dieser ausgezeichneten Vorarbeit von Reto Burgermeister ins Rennen gehen zu können. Ich durfte die ersten Kilometer verhalten angehen und war erholt, als die andern näher kamen. Wenn die Form da ist, fällt es leicht, die Nerven im Zaum zu halten. Durch den Ausschluss aus dem Kader wurde ich geradezu zu meinem Glück gezwungen. Ich habe mit Trainer Carlo Zoller in aller Ruhe trainiert und mich auf die wichtigsten Anlässe konzentriert. Meine nächsten Einsätze sind die 50 km am Holmenkollen und der Weltcup-Abschluss in Falun. Ich gehe mit Zielen nach Skandinavien. Nur mitlaufen bringt nichts."

(Toni Nötzli/sda)

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