Mit 184,5 und 195,5 m, der drittgrössten Weite eines Schweizers
überhaupt, hielt sich Doppel-Olympiasieger Simon Ammann bei
schwierigen Bedingungen beachtlich. Er liegt als Fünfter nur gerade
8,3 Punkte hinter dem zweitplatzierten Martin Schmitt. Deshalb
liegt eine Medaille für den Gymnasiasten sicher noch drin. Schon 28
Punkte voraus ist Hannawald, der mit zweimal 202 m als Einziger
zweimal die ominöse Marke übertraf.
Pendel verkürzt
Der Skiflug-Neuling Ammann hatte aus dem Vortag gelernt und das
Pendel, das hinten am Schuh fixiert ist, verkürzt. Der 20-jährige
Toggenburger, der nach dem ersten Durchgang an siebter Stelle
gelegen hatte, schuf keinen Höhenrekord mehr wie noch im Training.
Auch weitenmässig kam er nicht auf die sehnlichst erhofften 200 m.
Dazu waren im ersten Durchgang die Bedingungen mit Rückenwind nicht
optimal genug. Zweimal musste «Simi» den Balken wieder verlassen,
ehe er sich schliesslich nach rund fünf Minuten Wartezeit in den
Anlauf stürzen konnte. «Mir sind die Füsse fast abgefault», sagte
Ammann zur Warterei, «und dann war ich beim Absprung auch noch zu
früh.»
Im zweiten Durchgang, als die Jury wieder etwas mehr Anlauf (2
Gates höher) gab, flog Ammann dann auf 195,5 m. Nur Andreas Küttel
(196,5) und Sylvain Freiholz (196) sind schon weiter geflogen. «Ich
verbessere mich zwar von Sprung zu Sprung», sagte Ammann nach
seinem dritten Flug am Teufelsberg in Harrachov. «Aber ganz
zufrieden bin ich nicht, denn es würde nur wenig mehr brauchen, um
weiter zu fliegen. Ich will sicher mehr.» Heute (Sonntag) kann
Simon Ammann, der im zweiten Durchgang davon profitiert hat, dass
das Feld zusammegerückt ist, erneut angreifen.
Küttel ausgeschieden
Mit Glück schaffte Sylvain Freiholz im ersten Durchgang als 28.
den Sprung unter die besten 30 und qualifizierte sich damit für die
drei weiteren Umgänge. Der Waadtländer, der nach dem ersten Tag auf
Rang 25 liegt, benötigte dazu einen Flug auf 151 m. Im zweiten
Durchgang durfte der WM-Dritte von 1997 zweimal ran. Nach einem
Hüpfer auf 113 m -- danach verlängerte die Jury den Anlauf --
schaffte er 156,5 m. «Es war kein Katastrophensprung, aber ich kam
viel zu flach raus», sagte der Olympia-Sechste Andreas Küttel, der
nach dem ersten Flug enttäuschender 36. war und in der Folge
zuschauen musste. «Er hat nach dem Absprung zu wenig gemacht, alle
kamen so flach heraus», kommentierte Nationaltrainer Berni Schödler
den Sprung.
Eine wahre Tortur musste Sven Hannawald zweimal über sich
ergehen lassen, bevor er springen konnte. Auf dem Lift, der ihn zum
Turm brachte, wurde er vom zum Teil unfairen Publikum mit
Schneebällen beworfen. «Das war unfair, was die hier geboten haben,
ich wurde einige Male voll getroffen», sagte «Hanni», der nach dem
Tourneesieg vor dem zweiten grossen Triumph in dieser Saison steht.
«Trotzdem hatte ich zwei gute Sprünge, und ich hoffe, dass ich auch
am Sonntag dieses schöne Fluggefühl geniessen kann», sagte der
Deutsche. Am ehesten kann ihn wohl Martin Schmitt gefährden, der
auf Weiten von 182 und 202 m kam. Der Skiflug-Weltcupsieger des
Vorjahres hat durch Matti Hautamäki (202,5/182) und Veli-Matti
Lindström (191/189,5) aber auch Druck von hinten.
Am zweiten Tag bekam das Publikum insgesamt sieben Flüge über
200 m zu sehen. Der weiteste gelang Matti Hautamäki im
Probedurchgang, in dem er mit 214,5 m den Schanzenrekord seines
Teamkollen Risto Jussilainen um zwei Meter verbesserte. In der
Geschichte des Skifliegens gibt es nach dem ersten WM-Tag nun
insgesamt 239 Flüge über 200 m.
(Kurt Henauer/sda)