Streit über den Umgang mit der eigenen Geschichte

Sklaverei reloaded?

publiziert: Freitag, 16. Apr 2010 / 15:41 Uhr

Ist jetzt, da ein Afroamerikaner Präsident ist, der richtige Zeitpunkt in den USA gekommen, die Soldaten aus dem 19. Jahrhundert zu ehren, die für die Sklaverei gekämpft haben?

Michele Obama ist Nachfahrin von Sklaven und Opfer revisionistischer Agitation.
Michele Obama ist Nachfahrin von Sklaven und Opfer revisionistischer Agitation.
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«Das ist idiotisch», so Historiker Douglas Brinkley. Aber plötzlich ist aus diesem Thema eine Diskussion geworden, in die selbst Barack Obama, dessen Frau Michelle eine Nachfahrin von Sklaven ist, mit hineingezogen wurde.

Die Diskussion nahm ihren Anfang, als der republikanische Gouverneur von Virginia den Geschichtsmonat des Aufstands, den sogenannten «Confederate History Month» ausrief und all die Opfer würdigte, die von den Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg vor 150 Jahren erbracht worden waren.

Der Patriotismus in dieser Region ist immer noch stark ausgeprägt und viele Südstaatler empfinden den Konflikt bis heute als einen brutalen Übergriff des Nordens, der die mutigen Verteidiger der Südstaaten übermannte.

Aber der Gouverneur von Virginia vergass zu erwähnen, dass einer der Hauptgründe für den Krieg die Sklavereipolitik der Südstaaten war. Erst versuchte der Gouverneur, dieses Versehen zu erklären und entschuldigte sich dann dafür. An diesem Punkt schaltete sich schliesslich auch Obama in die Diskussion mit ein.

«Ich denke, dass man die Konföderation oder den Bürgerkrieg nicht verstehen kann, wenn man die Sklaverei nicht miteinbezieht. Deshalb bin ich der Meinung, dass diese Auslassung nicht akzeptabel ist. Meinem Wissen nach hat der Gouverneur das inzwischen eingeräumt.»

Alles nur Stimmenfang der Republikaner?

Der Historiker Brinkley ist der Meinung, dass die Republikaner vielmehr darauf hoffen, dass ein paar nette Worte über die Konföderation ihnen dabei helfen werden, auf Stimmenfang zu gehen. Die Wähler im Süden, die Obama unterstützt haben, könnten ihm abspenstig gemacht werden, wenn man an ihren Patriotismus für die Südstaaten appelliert. «Barack Obama konnte North Carolina und Virginia für sich gewinnen. Ohne diese beiden Staaten haben die Republikaner 2012 keine Chance, wieder an die Macht zu kommen.» Laut Brinkley «versuchen (die Republikaner) jetzt, diese beiden Staaten für sich zu gewinnen.» Doch der ehemalige Parteichef der Republikaner, Gouverneur Haley Barbour aus dem Bundesstaat Mississippi sagte, mit diesem Streit wird nur «versucht, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.» In den letzten 18 Monaten, seit denen Obama der erste afroamerikanische Präsident aller Zeiten ist, spielt seine Hautfarbe schon fast so wenig eine Rolle wie seine Politik bezüglich der amerikanischen Wirtschaft, des Gesundheitswesens und zweier Kriege.

Obama hat zwar Geschichte geschrieben, aber er hat die Geschichte des Landes, die ihm vorausging, nicht ungeschehen gemacht und Amerika ist immer noch dabei, sie aufzuarbeiten.

Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.

 

(Kolumne von Jonathan Mann/CNN-News)

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