Aufruf zur Besonnenheit

Sommaruga: Keine konkrete Bedrohung der Schweiz

publiziert: Mittwoch, 18. Nov 2015 / 15:40 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 18. Nov 2015 / 21:48 Uhr
Simonetta Sommaruga ruft zu Besonnenheit im Kampf gegen den Terrorismus auf.
Simonetta Sommaruga ruft zu Besonnenheit im Kampf gegen den Terrorismus auf.

Bern - Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat am Mittwoch dazu aufgerufen, nach den Terror-Anschlägen von Paris keine symbolischen, sondern wirksame und nötige Massnahmen zu ergreifen. Aktivismus bringe nichts.

9 Meldungen im Zusammenhang
«Wir wollen und wir können diese Taten nicht hinnehmen», sagte Sommaruga vor den Medien in Bern. Es sei aber Aufgabe der Politik, der Vernunft zu folgen und nicht der Wut.

Sommaruga und Verteidigungsminister Ueli Maurer hatten den Bundesrat zuvor über die aktuelle Lage nach den Terror-Anschlägen und in der Flüchtlingskrise informiert. Laut Sommaruga liegen derzeit keine Informationen über eine direkte Bedrohung der Schweiz vor. Auch sei kein Bezug der Attentäter zur Schweiz bekannt, sagte Sommaruga. Die Bedrohungslage sei indes in ganz Europa erhöht.

Die Behörden in der Schweiz hätten rasch reagiert und Massnahmen ergriffen. So habe etwa das Grenzwachtkorps die Kontrolldichte erhöht, das Bundesamt für Polizei tausche sich mit den Behörden anderer Länder aus, und die Kantone hätten die Präsenz der Polizei erhöht.

Stellenaufstockung wird geprüft

Der Bundesrat sei der Auffassung, dass diese Massnahmen derzeit ausreichten, sagte Sommaruga. Weitere würden aber geprüft, darunter eine Aufstockung der Stellen beim Nachrichtendienst, beim Bundesamt für Polizei und beim Grenzwachtkorps. Geprüft wird auch eine subsidiäre Unterstützung des Grenzwachtkorps durch die Armee.

Nicht geplant ist die systematische Kontrolle der Grenzen: Nach Auffassung des Bundesrates seien die Voraussetzungen dafür derzeit nicht gegeben, sagte Sommaruga. Voraussetzung ist gemäss dem Vertrag von Schengen eine konkrete Bedrohung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Sommaruga wies darauf hin, dass eine lückenlose Kontrolle der 750'000 Grenzübertritte pro Tag nicht möglich sei. Schon vor Schengen sei eine solche nicht möglich gewesen.

Flüchtlinge nicht unter Generalverdacht

Die Anschläge von Paris bezeichnete Sommaruga auf «Angriff auf den Kern unserer Werte». Die Freiheit müsse verteidigt werden. Verfehlt seien indes antimuslimische Reflexe. Auch wäre es verfehlt, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Diese flöhen selber vor Gewalt.

Nicht auszuschliessen sei, dass Kriminelle Flüchtlingsströme nutzten, um nach Europa zu gelangen. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) leite deshalb alle Asylgesuche aus Risikostaaten wie Syrien an den Nachrichtendienst des Bundes (NDB) zur Überprüfung weiter.

Lage an den Aussengrenzen «dramatisch»

Die Flüchtlingssituation an den EU-Aussengrenzen bezeichnete Sommaruga als «dramatisch». Auch das System in der Schweiz erlebe eine starke Belastung, sagte sie. In den ersten zwölf Novembertagen seien über 2100 Asylgesuche gestellt worden. Die Lage könne sich in kürzester Zeit stark verändern.

Es handle sich um eine besondere Lage, doch sei diese mit den bestehenden Strukturen zu bewältigen, sagte Sommaruga. Das Asyl-Notfallkonzept ist aus Sicht des Bundesrates deshalb derzeit nicht erforderlich.

Zuständigkeit für Sonderstab Asyl delegiert

Hingegen hat der Bundesrat beschlossen, die Kompetenz zur Einsetzung des Sonderstabes Asyl an Sommaruga und Maurer zu delegieren, wie die Kantone dies gefordert hatten. Sommaruga warnte allerdings vor zu hohen Erwartungen. Der Sonderstab Asyl sei kein Wundermittel. Er habe lediglich um eine organisatorische Funktion und könne Entscheidungsabläufe beschleunigen.

Wichtig sei, auf eine ausserordentliche Situation vorbereitet zu sein. Bund und Kantone haben sich laut Staatssekretär Mario Gattiker vorbereitet, soweit dies möglich ist. So wurden mehr Unterbringungsplätze geschaffen und die Produktivität in den Empfangszentren erhöht.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die Bekämpfung des Terrorismus, der organisierten Kriminalität, der ... mehr lesen
Die Zielfokusierung der Polizei ist 2016 dieselbe wie 2015.
Lauber macht deutlich, dass er in Terrorismusfällen die rechtlichen Möglichkeiten voll ausreizen will. (Archivbild)
Bern - In den vergangenen Monaten hat die Bundesanwaltschaft nach eigenen Angaben «fast ein Dutzend» neue Verfahren gegen mögliche Unterstützer von dschihadistischen ... mehr lesen 1
Gegen den Verfasser wird ein allfälliges Strafverfahren geprüft. (Symbolbild)
Die Stadtpolizei Zürich eruierte am Mittwoch den Verfasser einer Aufsehen erregenden WhatsApp-Nachricht, die nach den Terroranschlägen in Paris für Verunsicherung sorgte. mehr lesen
Bern - SVP-Nationalrat Christian ... mehr lesen
Christian Miesch stellte dem Bundesrat eine interessante Frage.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Die Sicherheitsvorkehrungen werden verschärft.
Wien - Für das Fussball-Länderspiel zwischen Österreich und der Schweiz am (heutigen) Dienstagabend in Wien gehen die Sicherheitsverantwortlichen nicht von einer Terror-Bedrohung ... mehr lesen
Paris/Bern - Nach den Anschlägen von Paris haben Politiker aus aller Welt Frankreich ihre Solidarität erklärt. Von den USA bis zum Iran, von Russland bis zum Vatikan ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Datenklau trifft die Schweiz hart.
Der Datenklau trifft die Schweiz hart.
Ein unbekannter Hacker oder eine Gruppe von Hackern hat Anfang Juni 2023 sensible Daten des IT-Unternehmens XPlain in der Schweiz gestohlen. Zu den gestohlenen Daten gehören Kundeninformationen, Finanzdaten, geistiges Eigentum und Daten von Schweizer Behörden. mehr lesen 
Publinews Ab dem 1. Januar 2024 wird der Bundesrat eine Verordnung namens «KFZ-Verordnung» einführen, die sich mit dem ... mehr lesen  
Die KFZ-Bekanntmachung und -Verordnung sollen  wettbewerbsschädliche Absprachen verhindern und eine Abschottung des schweizerischen Automobilmarktes verhindern.
Buchhaltung Die Schweiz und Frankreich haben sich auf eine Lösung für die Besteuerung des Einkommens des Homeoffice geeinigt: Ab dem 1. Januar 2023 können pro Jahr bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice geleistet werden, ohne dass dies Auswirkungen auf den Staat der Besteuerung der Einkommen aus unselbstständiger Erwerbstätigkeit hat - insbesondere für Grenzgängerinnen und Grenzgänger. mehr lesen  
Es wird eine Preisobergrenze festgelegt. Ein Internetzugangsdienst mit 80/8 Mbit/s kostet 60 Franken im Monat (ohne Mehrwertsteuer).
Der Bundesrat baut die Internet-Geschwindigkeit in der Grundversorgung aus. Ab 2024 wird die Grundversorgung neu eine Übertragungsrate von 80 Mbit/s umfassen. ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Di Mi
Zürich 11°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Basel 11°C 28°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
St. Gallen 11°C 24°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Bern 12°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 13°C 26°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Genf 14°C 28°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Lugano 16°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten