Sommerloch-Blues

publiziert: Dienstag, 7. Jul 2015 / 14:01 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 7. Jul 2015 / 15:01 Uhr
Donald Trump: Traf den Nerv beim Block der weissen, bigotten Wähler der Republikaner.
Donald Trump: Traf den Nerv beim Block der weissen, bigotten Wähler der Republikaner.

Vor fünfzehn Jahren gab es noch das Sommerloch, als die politische Welt während eines Monats still stand, weil alle - inklusive der Politiker - zu faul waren, irgend was abseits von Swimming Pools oder Golfplätzen zu machen. Die Zeitungen wurden dann dünner, die TV-News füllten die Zeit mit kuriosen Meldungen und Kolumnisten schrieben über Sommerblumen und Schmetterlinge. Vorbei.

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Schon vor einem knappen Jahr wurde an dieser Stelle der Verlust dieser Leerstelle im Jahr beklagt. Doch es ist nicht besser geworden, seither. Doch, rein aus Protest gegen den Mangel an Sommerloch, ist es an der Zeit, selbst eines zu erzeugen. Deshalb hier eine Ansammlung von Unwichtigkeiten, wie man sie eigentlich zu dieser Jahreszeit überall und ausschliesslich wünschen würde. Und nein, sie sind nicht unbedingt der Realität entsprechend.

Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond werden für eine Millionengage eine neue Auto-Show im privaten TV machen. Integraler Bestandteil werde es sein, dass Clarkson während der Show einmal einen Produzenten schlagen darf. Die Show wird ein tröstlicher Beweis dafür sein, dass auch ewige Kindergärtner eine Chance haben, ein sicheres, ertragreiches Auskommen zu finden.

Kanye West, der Mann, der sich für den brillantesten Pop-Musiker seit der Erschaffung des Universums hält und dessen Ego ein Volumen von ca. 30. Kubiklichtjahren misst, bekommt nur noch ein Mikrophon in die Hand, wenn er - unter Androhung einer Millionenstrafe - verspricht, nie mehr die Lieder anderer Künstler (lebendig oder tot) zu massakrieren. Dies, nachdem er am Glastonbury-Festival die «Bohemian Rhapsody» von Queen in einer Art misshandelt hatte, die jedem mit mindestens 5% Hörfähigkeit das Blut in den Adern gefrieren liess. Nach Gerüchten überprüft der Internationale Strafgerichtshof, ob er wegen des Glastonbury-Events allenfalls Anklage erheben will

Bill Cosby, der Proto-Sitcom-Vater der 80er Jahre muss nach den Enthüllungen über seine unappetitliche Sex-Vergangenheit im Büssergewand eine Woche lang durch Hollywood marschieren und abbitte leisten. Sein Bussmarsch, der auf der Runde Santa Monica Boulevard - Highland Avenue - Hollywood Boulevard - Sunset Boulevard - Van Ness Avenue - Santa Monica Boulevard stattfindet, hat bereits grosses Aufsehen erregt. Einige Rapper begleiten Cosby solidarisch auf seinem Bussmarsch und fordern, dass Date-Rape endlich wieder zum Kavaliersdelikt zurückgestuft werde. Oder, wie Robyn «Blurred Lines» Thicke es ausdrückte: «Wenn wir alle Frauen, die nein sagen, in Ruhe liessen, hätten wir gar keinen Sex mehr!»

Wolfgang «Sparstrumpf» Schäuble ist von seinem Amt als deutscher Finanzminister zurück getreten. Nachdem er Griechenland und seinen Todfeind Yannis Varoufakis nieder gerungen hat, wird er jetzt neu eine Gameshow auf dem Sender ProSieben (der ja bald mit dem Axel Springer Verlag fusionieren wird) moderieren: «Weniger ist mehr!»

Die Kandidaten von Schäuble - jeweils zwei Familien - kämpfen dabei um ein 10 Millionen-Euro-Darlehen des IWF. Um dieses zu bekommen, müssen die Kandidaten eine Reihe von faulen Krediten, die ihnen von der Deutschen Bank, dem Haupt-Sponsor der Sendung, überschrieben werden, bedienen und so gut wie möglich zurück zahlen. Um dies zu schaffen, sind natürlich einige kleine Opfer nötig (Aufgabe der Wohnung, Verzicht auf Arztbesuche, Kinderarbeit, Prostitution, etc.). Schäuble wird den Niedergang der Familien wohlwollend kommentieren und bei der Live-Show im Studio den 10-Millionen-Euro Kredit vergeben, mit dem die Gewinner die Schulden bei der Deutschen Bank zurück zahlen können. Die Gewinner sind jene, die sich mehr erniedrigen, um die Schulden zu bedienen. Die Verlierer werden hingegen nach Griechenland ausgewiesen.

Donald Trump, eine der peinlichsten Personen des derzeitigen Weltgeschehens, will Präsident der USA und dafür zuerst Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden. Der rassistische Immobilienzar und Miss-World-Organisator scheint dabei mit seiner Behauptung, dass alle mexikanischen Immigranten Vergewaltiger und Drogenhändler seien, einen Nerv beim Block der weissen, bigotten Wähler der GOP getroffen zu haben, denn Trump führt laut der letzten Umfragen das Feld der 14 Kandidaten mit 13.6% an!

Und das ist der Moment, wo aus dem erträumten Sommerloch ein Horror Vacui des politisch-moralischen nichts wird - denn die Trump-Meldung ist natürlich absolut nicht erfunden. Und zeigt an, wie wichtig ein Sommerloch wäre, in dem man gewisse Auswüchse der Realität ganz tief versenken könnte.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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