Sorgen wegen Wintergrippe in der Türkei

publiziert: Donnerstag, 12. Jan 2006 / 17:40 Uhr / aktualisiert: Freitag, 13. Jan 2006 / 10:00 Uhr

Bern - Die Schweiz beurteilt die Vogelgrippe-Situation in der Türkei als ernst.

Die normale Grippe erhöht die Gefahr einer Mutation beim Vogelgrippevirus.
Die normale Grippe erhöht die Gefahr einer Mutation beim Vogelgrippevirus.
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Von Reisen in das Land raten die Behörden aber nicht ab. Probleme machen könnte die normale Grippe: Sie erhöht die Gefahr einer Mutation beim Vogelgrippevirus.

Die Lage in der Türkei sei Besorgnis erregend, sagten Thomas Zeltner, Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), und Hans Wyss, Chef des Bundesamts für Veterinärwesen (BVET) vor den Bundeshausmedien übereinstimmend. Die Vogelgrippe stehe nun buchstäblich «vor den Toren Europas», sagte Zeltner.

Gefährliche Mutationen

Kummer macht den Experten unter anderem die Kälte des türkischen Winters. Grippeviren überlebten nämlich bei kalten Temperaturen länger als in der Wärme, sagte Zeltner. Zudem bedeute dies, dass neben der Vogelgrippe bald auch die normale Wintergrippe auftrete.

Dies ist gefährlich: Denn durch die räumliche Nähe erhöhe sich auch die Gefahr, dass das Vogelgrippevirus mutiere und von Mensch zu Mensch übertragbar werde, sagte Zeltner. Wie stark dieses Risiko steige, wisse er aber nicht.

Verwechslung mit Wintergrippe

Auch die Schweizer Behörden könnten wegen der Wintergrippe schon bald mehr Arbeit bekommen. Bis jetzt seien bloss eine Handvoll Vogelgrippe-Verdachtsfälle in der Schweiz aufgetreten, sagte Zeltner. Es handelte sich dabei um Menschen, die mit Fieber aus betroffenen Gebieten zurückkehrten. Alle Tests seien negativ verlaufen.

Mit der Ausbreitung der Wintergrippe, die für die Schweiz in den nächsten paar Wochen erwartet wird, wird laut Zeltner aber die Verwechslungsgefahr steigen. Es könne deshalb gut sein, dass mehr Verdachtsfälle abgeklärt werden müssten.

Vorsichtsmassnahmen in der Türkei

Trotz der unklaren Situation in der Türkei raten die Schweizer Gesundheitsbehörden nicht von Reisen in das Land ab. Die Schweiz halte sich dabei an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, sagte Zeltner. Allerdings sollten Türkei-Reisende gewisse Vorsichtsmassnahmen beherzigen.

Dazu gehören: kein Kontakt mit Hühnern oder Wasservögeln, Verzicht auf den Besuch von Geflügelmärkten oder Geflügelfarmen, nur gekochte Geflügel- und Eierprodukte essen und häufiges Händewaschen mit Seife. Zudem sollen Reisende, die mit über 38,5 Grad Fieber aus der Türkei heimreisen, einen Arzt aufsuchen.

Zeltner sagte, die Türkei habe einen «sehr hohen Standard» im Gesundheitswesen. Allerdings sei die Bekämpfung und die Kontrolle einer Seuche in einem solch riesigen Land schwieriger als in der Schweiz.

Keine Stallpflicht

BVET-Direktor Wyss bekräftigte, dass die Schweiz nach heutigem Stand keine neuerliche Stallpflicht für Geflügel im Frühling plane. Die Zugvögel, die von Afrika in die Schweiz zurückkehrten, flögen nicht über die Türkei, sondern überquerten das Mittelmehr in Westeuropa. Und Westeuropa sei immer noch frei von Vogelgrippe.

In der Schweiz wurden laut Wyss bisher genau 1110 Proben von Vögeln auf Vogelgrippe untersucht. Keine war positiv. Auch die verschärften Grenzkontrollen für Importe aus gefährdeten Ländern - darunter bereits seit Oktober die Türkei - hätten die Behörden «nicht in Alarm versetzt». Es seien keine Risikowaren gefunden worden.

(bert/sda)

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