Sozialbericht 2008 konstatiert Ende des «Sonderfalls Schweiz»

publiziert: Dienstag, 9. Dez 2008 / 12:55 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 9. Dez 2008 / 13:47 Uhr

Bern - In der Schweiz gibt es punkto Einkommen, Bildung, oder Geschlechterrollen noch grosse Unterschiede. Das Land macht aber die gleichen gesellschaftlichen Entwicklungen mit wie das übrige Europa. Einen «Sonderfall Schweiz» gibt es nicht mehr.

Reiche werden Reicher, Arme ärmer.
Reiche werden Reicher, Arme ärmer.
Zu diesen Schlüssen gelangt der Sozialbericht 2008, der am Dienstag in Bern vorgestellt wurde. Er vergleicht die politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung der Schweiz mit jener in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Schweden, Spanien und den USA, wie der Neuenburger Soziologe Christian Suter, Hauptautor der Studie, darlegte.

Schweiz oft in Mittelposition

Generell lässt sich in den untersuchten Ländern eine Angleichung der gesellschaftlichen Entwicklungstrends beobachten. So nehmen überall die Frauen verstärkt am Berufsleben teil. Die geringsten Geschlechterunterschiede gibt es in Schweden, die grössten in Spanien.

Die Schweiz nehme hier, wie auch in anderen Bereichen, eine Mittelposition ein, erklärte die Wissenschafterin Ursina Kuhn. Allgemein sei eine «europäische Konvergenz» feststellbar - egal, ob die Länder zur Europäischen Union gehörten oder nicht. Die Schweiz sei kein Sonderfall mehr.

Gleichwohl gebe es auch schweizerische Besonderheiten. So war etwa die Zufriedenheit mit der Arbeit in der Schweiz relativ hoch.

Recht positiv war auch die Einstellung zu Einwanderern. So glaubten 2006 nur etwas über 20 Prozent der Schweizer, Ausländer seien schlecht für die Wirtschaft und untergrüben das Kulturleben den Landes. Von den Vergleichsländern gab es nur in Schweden punkto Kulturleben tiefere Werte.

Relativ grosse Ungleichheiten gab es in der Schweiz beim Einkommen und bei den Lohnunterschieden Mann-Frau. In Frankreich und Schweden waren die Unterschiede am geringsten. In allen Ländern wurden die Unterschiede aber kleiner.

Bildung: Wenig Chancengleichheit

Eher schlecht schloss die Schweiz in der Bildungs-Gleichstellung ab, wie der Lausanner Soziologe René Levy darlegte. Zwar «erben» in allen untersuchten Ländern die meisten Kinder den Bildungsstand ihrer Eltern.

In Schweden war indes der Anteil der Kinder, die einen höheren Bildungsstand als die Eltern erreichten, am höchsten, in Deutschland und der Schweiz war er am niedrigsten.

Vor allem sind es die Männer, die eine höhere Bildung erreichen, während Frauen meist die gleiche Bildung haben wie ihre Eltern. In der Schweiz klaffte hier aber eine besonders grosse Geschlechter-Schere.

Trotz aller Veränderungen im Schulwesen während der letzten 30 Jahre habe das Bildungsniveau der Eltern nach wie vor einen wesentlichen Einfluss auf die Ausbildung der Kinder.

Die Schule sorge nicht für Chancengleichheit, kritisierte Levy. «Das Selbstverständnis der Schweizer Gesellschaft, auf der individuellen Leistung aufgebaut zu sein, ist stark übertrieben».

Dritter Sozialbericht

Der Sozialbericht 2008 wurde mit der Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften (FORS) und der Faculté des lettres et sciences humaines der Universität Neuenburg veröffentlicht.

Er ist der dritte seiner Art seit 2000, und zieht erstmals Vergleiche mit anderen Ländern. Der Sozialbericht 2000 befasste sich in erster Linie mit der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft. Der Bericht 2004 setzte sich mit dem «Siedlungsbrei» in den städtischen Ballungszentren auseinander.

(fest/sda)

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