Sozialliberaler «Think-Tank» ohne Geld

publiziert: Montag, 16. Jul 2007 / 09:51 Uhr

Bern - Wettbewerbs- statt Konkordanzdemokratie, abgeflachte Debatten, sinkende Achtung vor eidgenössischen Institutionen: Daran krankt die Schweizer Politik aus Sicht des Club Helvétique. In ihm versammeln sich namhafte Intellektuelle, die gegensteuern wollen.

Roger de Weck: «Wir sind kein 'Anti-Blocher-Club'.»
Roger de Weck: «Wir sind kein 'Anti-Blocher-Club'.»
«Die Schweiz steht vor neuen schweren Auseinandersetzungen um die Konkordanz, nicht zuletzt anlässlich der nächsten Bundesratswahlen», endet das Thesenpapier, das der Club Helvétique (CH) dieser Tage auf seiner Homepage aufgeschaltet hat - und: «Der Club Helvétique setzt sich für die Konkordanz ein.»

«Wir sind kein 'Anti-Blocher-Club'», beugt der Publizist Roger de Weck allfälligen Kurzschlüssen vor.

Der ehemalige Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» und der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» gehört zu den Gründungsmitgliedern des Zirkels.

«Wir sind eine Art 'Think- Tank' ohne Geld, dafür mit vielen grauen Zellen.»

Liberal und sozial

Mit diesen «grauen Zellen» stellt sich der CH «gegen alle Bestrebungen, liberale und soziale Grundlagen unserer Willensnation zu zerstören».

Er hält die Ideale und Tugenden der Staatsgründer von 1848 hoch und schätzt die historisch gewachsenen politischen und rechtsstaatlichen Institutionen.

Der CH reiht sich ein in die Tradition europäischer Aufklärungsgesellschaften.

In ihrem Geist wollen seine Mitglieder politische Diskussionen intern führen und den öffentlichen Diskurs mit wohlüberlegten Beiträgen beleben, wie der Zürcher Soziologe Kurt Imhof, auch er einer der Gründer, ausführt.

Vergessene Aufklärung

Ein solcher Beitrag sind die zehn Thesen zur «zukunftsfähigen Konkordanz», mit denen der CH erstmals an die Öffentlichkeit tritt.

Mit ihrem unlängst aktivierten Internetauftritt verfügen die gut zwei Dutzend sozialliberalen Intellektuellen, die den Club zurzeit ausmachen, nun auch über eine Visitenkarte im weltweiten Netz.

«Es braucht wieder eine Aufklärung in der Schweiz», sagt Imhof. Diese Feststellung gab im Herbst 2005 die Initialzündung für die spätere Gründung des Clubs.

Am Rande eines Soziologenkongresses in St. Gallen hatten Imhof, de Weck, die St. Galler SP-Nationalrätin Hildegard Fässler und Martin Heller, ehemaliger künstlerischer Direktor der Expo.02, die Idee dazu gewälzt.

Ende November 2005 trafen sie sich gemeinsam mit weiteren Interessierten zu einer Vorgründungsversammlung, wie Roger de Weck sich entsinnt. Inzwischen weiss der Club, der weder Präsident noch Statuten kennt, bekannte Gesichter des Schweizer Sozialliberalismus in seinen Reihen.

Der ehemalige Bundesgerichtspräsident Giusep Nay zählt zu ihnen; ebenso der Tessiner FDP-Ständerat Dick Marty, der freisinnige alt Ständerat Gilles Petitpierre aus Genf, die Zürcher SP-Nationalrätin Barbara Häring, der Basler Historiker Georg Kreis und sein Luzerner Kollege Aram Mattioli.

Reformen ohne Eile

Der CH will die Schweiz erneuern - aber nicht mit dem Rotstift oder gar mit giftigen Schlagworten.

Etwa sechsmal jährlich treffen sich die Mitglieder. Sie hören sich das Referat eines Mitstreiters an und zerfetzen es dann nüchtern, aber gründlich wie respektvoll. «Für mich ist das intellektueller Sauerstoff», sagt Roger de Weck.

Auf diese Weise leuchtet der Club Themen wie Konkordanz, Föderalismus oder Rechtsstaat aus mit dem Ziel, Grundsatztexte zu erarbeiten.

Die Clubmitglieder, auch sonst engagierte Zeitgenossen, sollen aber auch eigene Stellungnahmen auf der Homepage publizieren können. «Wir wollen dicke Bretter bohren», sagt Imhof.

(Von Martin R. Schütz /sda)

 
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