Soldaten gesucht

Spanien schafft die Wehrpflicht nach 231 Jahren ab

publiziert: Sonntag, 30. Dez 2001 / 13:12 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 30. Dez 2001 / 13:44 Uhr

Madrid - Auf diesen Moment haben die jungen Spanier seit Jahrzehnten gewartet. Die Wehrpflicht ist abgeschafft. Im kommenden Jahr muss niemand mehr zum Militärdienst einrücken. Vom 1. Januar an hat Spanien eine reine Berufsarmee.

Während die jungen Spanier erleichtert aufatmen, haben die Politiker ein grosses Problem am Hals: Die Verteidigungsplaner suchen händeringend nach Soldaten.

Verhasster Militärdienst

Mit dem Ende des Militärdiensts geht in Spanien eine Ära von 231 Jahren zu Ende. König Carlos III. hatte die Wehrpflicht 1770 per Erlass eingeführt, 1812 wurde sie in der Verfassung verankert. Die "Mili" (Wehrdienst) war in Spanien zuletzt mehr verhasst als in anderen Ländern. Die Verweigerungsrate war die höchste der Welt.

Im Jahr 2000 mussten nur 12 Prozent der Wehrpflichtigen einrücken. 70 Prozent verweigerten den Dienst an der Waffe. Die hohe Verweigerungsrate hatte zum einen damit zu tun, dass der Ruf der Armee seit der Franco-Diktatur (1939-1975) angekratzt war. Zudem betrachten viele Basken und Katalanen die spanischen Streitkräfte als eine "fremde Macht".

Rekrutierungsprobleme

Die neue Berufsarmee sollte eigentlich eine Stärke von 110'000 Soldaten haben. Diese Zahl wurde aber nicht annähernd erreicht. Trotz der hohen Arbeitslosigkeit in Spanien und trotz teurer Werbekampagnen des Verteidigungsministeriums kam man nur auf eine Stärke von 80'000.

Dabei liessen die Planer sich alle möglichen Tricks einfallen. Man senkte den Intelligenzquotienten, der den neuen Soldaten als Minimum abverlangt wird, und warb in Lateinamerika bei den Nachfahren spanischer Auswanderer um Nachwuchs.

All dies nutzte wenig. Der Personalmangel ist so gross, dass die Streitkräfte nicht einmal ihre eigene Elite-Akademie bewachen können. Mangels Wachsoldaten wurde eine private Sicherheitsfirma engagiert, um Posten aufzustellen.

Ausländer anwerben

Im Heer ging in letzter Zeit die Zahl der Soldaten noch zurück, weil mehr Uniformierte den Dienst quittierten, als neue verpflichtet werden konnten. Die Regierung erwägt, künftig in beschränktem Umfang auch Ausländer aus spanischsprachigen Ländern als Soldaten einzustellen.

"Früher habe ich als Ausbilder an den Stolz der Soldaten appelliert und daran erinnert, dass es eine Ehre ist, dem Vaterland zu dienen", sagt ein Oberst. "Heute muss ich den Soldaten dafür danken, dass sie überhaupt gekommen sind, und ihnen einen angenehmen Aufenthalt wünschen."

Der Mangel an Berufssoldaten ist nicht überraschend. Der Sold von monatlich 612 Euro (rund 905 Franken) beträgt nur die Hälfte des Gehalts eines Polizisten. Auch die Fortbildungsmöglichkeiten halten nicht immer das, was bei der Anwerbung versprochen wird.

Zivildienstleistende fehlen

Die Abschaffung der Wehrpflicht hat nicht nur für das Militär Konsequenzen, sondern auch für zivile Hilfsorganisationen. Diese müssen nun ohne Ersatzdienstleistende auskommen.

Fast 100'000 Plätze sind plötzlich vakant, ohne dass man für irgendeinen Ausgleich gesorgt hat. Kranke, Behinderte und alte Leute sind die Leidtragenden.

(Hubert Kahl, dpa/sda)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche Überwachung der Erdoberfläche, insbesondere für militärische Zwecke.
Das Ziel des Starshield-Projekts ist die kontinuierliche ...
Nach Berichten aus den USA plant SpaceX den Bau eines neuen Satellitennetzwerks für einen US-Geheimdienst. Dieses Netzwerk namens «Starshield» soll die gesamte Erdoberfläche überwachen. mehr lesen 
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte ... mehr lesen
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Internationales Super-Wahljahr 2024.
Während die USA und andere Länder sich auf die bevorstehenden Wahlen vorbereiten, prognostiziert eine neue Studie eine Eskalation der täglichen Aktivitäten von bösartig-manipulierenden Akteuren, ... mehr lesen  
Obwohl künstliche Intelligenz komplexe Probleme lösen kann, hat sie auch ihre Grenzen. In einem virtuellen Test ... mehr lesen  
Die US-Army testet KI gesteuerte Drohnen - und wurde überrascht.
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten