«Spanienkämpfer» warten auf Rehabilitierung

publiziert: Sonntag, 16. Jul 2006 / 10:00 Uhr

Bern - Rund 800 Schweizer sind nach Beginn des Spanischen Bürgerkriegs, am 17. Juli 1936, zur Verteidigung der Republik nach Spanien gefahren. Auch siebzig Jahre danach hat die Schweiz die Kämpfer in den internationalen Brigaden nicht rehabilitiert.

Der Spanische Bürgerkrieg endete mit dem Sieg der Franco-Diktatur.
Der Spanische Bürgerkrieg endete mit dem Sieg der Franco-Diktatur.
4 Meldungen im Zusammenhang
Im Juli 1936 putschte General Francisco Franco gegen die Spanische Republik und stürzte Spanien in einen blutigen Bürgerkrieg. Rund 170 Schweizer «Spanienfahrer» sind bis zum Ende des Krieges 1939 in den Reihen der internationalen Brigaden im Kampf gegen den Faschismus gefallen.

Diejenigen, die den Krieg überlebten, wurden grösstenteils bei ihrer Heimkehr von der Schweizer Justiz verfolgt. Laut einer Studie der Historiker Nic Ulmi und Peter Huber wurden über 400 Spanienkämpfer verurteilt.

Siebzig Jahre nach Beginn des Krieges leben gerade noch etwa zehn Schweizer, die den Krieg in Spanien an der Front erlebt haben, schätzt der Lausanner Historiker Mauro Cerutti. Diese hätten bislang von staatlicher Seite keine vollständige Genugtuung erfahren, sagte Cerutti am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

Die meisten Betroffenen wurden wegen fremder Militärdienstleistung verurteilt und erhielten mehrmonatige Haftstrafen, sagte Cerutti. Unter den Demokratien sei die Schweiz derjenige Staat gewesen, der am härtesten gegen die Heimkehrer aus dem Spanischen Bürgerkrieg vorging.

Verbot fremder Kriegsdienste

2003 verabschiedete der Nationalrat ein Gesetz zur Rehabilitierung von Flüchtlingshelfern zur Zeit des Nationalsozialismus. Das Gesetz ging auf eine Initative von SP-Nationalrat Paul Rechsteiner zurück.

Sie forderte ursprünglich auch die Rehabilitierung von Schweizern, die auf Seiten der Spanischen Republik und der französischen Résistance gegen Faschismus und Nationalsozialismus gekämpft hatten.

Dies wurde jedoch vom Parlament abgelehnt. Die Rechtskommission des Nationalrats (RK) berief sich dabei auf das Verbot fremder Kriegsdienste. Dieses gelte unabhängig davon, «wie subjektiv ehrenhaft die Motive auch gewesen sein mögen».

Zudem habe der Bundesrat die Schweizer Teilnehmer an den Kampfhandlungen «aus politischer und moralischer Sicht» bereits vollständig rehabilitiert.

Er habe den Schweizern, die in Spanien gegen die faschistischen Kräfte gekämpft haben, und allen Personen, die sich im Zweiten Weltkrieg dem Nazitum und seinen schrecklichen Auswirkungen entgegenstellten, bereits gedankt und seine Anerkennung bezeugt.

Rehabilitierung noch nicht vom Tisch

Das Verbot fremder Kriegsdienste sei auch heute noch gültig, sagte Cerutti. Daher glaube er nicht daran, dass es in Zukunft noch zu einer Rehabilitierung kommen kann. «Man will hier keinen Präzedenzfall schaffen», sagte der Historiker.

Josef Lang, Nationalrat der Grünen und Mitglied der parlamentarischen Rehabilitierungskommission, ist jedoch zuversichtlich, dass es in nächster Zeit doch noch zu einer Rehabilitierung kommen könnte.

Er will nächstes Jahr einen weiteren parlamentarischen Vorstoss lancieren. «Es ist höchste Zeit», sagte Lang gegenüber der SDA. In der Kommission erhält er Unterstützung von SP-Nationalrat André Daguet. Auch er würde einen solchen Vorstoss unterstützen.

«Es geht um eine symbolische Handlung», sagte Daguet. «Menschen, die sich für die Menschenwürde und die Menschenrechte einsetzten, wurden dafür bestraft». Die Rehabilitierung dieser Menschen wäre «eine Lehre für die Zukunft».

(Beat Gerber/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Die Strafurteile gegen die Schweizer Spanienkämpfer sollen aufgehoben werden. (Archivbild)
Bern - Die Rechtskommission (RK) des Nationalrates hält an der Strafnorm gegen Rassismus fest. Sie bekämpft mit 16 zu 7 Stimmen eine Einzelinitiative des inzwischen abgewählten Schweizer ... mehr lesen
Bern - Das spanische Abgeordnetenhaus hat das umstrittene «Gesetz des historischen Gedenkens» verabschiedet, mit dem ... mehr lesen
Auch alle Gedenktafeln und Denkmäler zu Ehren des Dikators sollen entfernt werden.
Madrid - Sämtliche Symbole und Denkmäler des Franco-Regimes (1939-1975) sollen in Spanien aus dem Stadtbild verschwinden. Dies sieht der Entwurf eines Gesetzes zur Rehabilitierung der Opfer der Diktatur und des vorangegangenen Bürgerkrieges (1936-1939) vor. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Trend geht zu grösseren Wohnungen.
Der Trend geht zu grösseren Wohnungen.
Die EKW beobachtet den Wohnungsmarkt  Bern - Die Bedeutung des Wohnens hat während der Pandemie zugenommen. Grössere Wohnungen und Wohneigentum waren während der letzten Monate besonders gefragt. Dies sind Beobachtungen der Eidgenössischen Kommission für Wohnungswesen EKW. Sie bilden eine Momentaufnahme des zweiten Halbjahres 2021. Die EKW wird die Situation im Rahmen ihres Mandats weiter beobachten. mehr lesen 
Verbände Bern - Um den Herausforderungen der saisonbedingten Arbeitslosigkeit und des Fachkräftemangels im Gastgewerbe zu begegnen, wurde ... mehr lesen  
Durch die Massnahme sollten Saisonmitarbeitenden im Gastgewerbe Ganzjahresperspektiven geboten werden.
Private Radio- und Fernsehveranstalter werden mit 30 Millionen Franken aus der Radio- und Fernsehabgabe direkt unterstützt.
57.5 Millionen Franken für entgangene Werbeeinnahmen  Bern - Die Coronavirus-Pandemie trifft die Medien hart. Ihre Werbeeinnahmen sind bereits drastisch ... mehr lesen  
Reaktionär  Bern - Gegen die geplante Stiefkindadoption für Homosexuelle regt sich Widerstand. Sollte das Parlament das neue Adoptionsrecht in der vorliegenden Form verabschieden, will ein überparteiliches Komitee aus den Reihen der SVP, CVP und EDU das Referendum ergreifen. mehr lesen   3
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt gewitterhaft
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Bern 0°C 12°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt, Regen
Genf 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 8°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten