Spanische Soldaten werden in Irak akzeptiert - ganz im Gegensatz zu der US-Armee

publiziert: Dienstag, 16. Sep 2003 / 12:50 Uhr

Diwanija - Während die amerikanischen Soldaten in Irak auf immer grösseren Widerstand stossen, wird die spanische Präsenz von den Einheimischen akzeptiert. Die Spanier kümmerten sich mehr um die Sicherheit der Bevölkerung und nicht nur um ihr eigenes Wohl, behaupten Einwohner der Stadt Diwanija, dem Standort des spanischen Hauptquatiers.

Die Soldaten tragen keine Schutzhelme. Niemand hält seine Maschinenpistole im Anschlag. Es herrscht eine fast entspannte Atmosphäre.

In der Kaserne hängst noch ein Plakat aus den Zeiten des Regimes von Saddam Hussein. Darauf steht: "Mein Bruder, der Kämpfer, sei vorsichtig, was Du sagst, denn der Feind hört mit".

Auch wenn manche der insgesamt knapp 1300 spanischen Berufssoldaten mit ihrem Einsatz als Teil einer von den USA angeführten Besatzungsmacht nicht sehr glücklich sind und lieber unter der UNO-Flagge hier wären, machen sie das Beste daraus.

Gemeinsamkeiten

"Isbania" (Spanien) steht in arabischer Schrift auf ihren gepanzerten Transportern. Auch wenn sie es nicht offen zugeben wollen, bemühen sie sich auf der Strasse, nicht mit den weniger beliebten US-Soldaten verwechselt zu werden.

"Die Iraker stellen fest, das sie mit uns mehr Gemeinsamkeiten haben als mit den Amerikanern, schon wegen unserer gemeinsamen Geschichte", glaubt Hauptmann Juan Diaz de Villegas. "Das haben hier auch die Imame in den Moscheen gesagt", fügt er hinzu.

Auch die spanische Aussenministerin Ana Palacio beschwört bei ihrem Besuch in der rund 200 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Schiiten-Stadt Diwanija die gemeinsame Vergangenheit und schmeichelt den Irakern, indem sie spanische Worte und Gebräuche erwähnt, die aus der Zeit der arabischen Herrschaft auf der iberischen Halbinsel stammen.

"Es macht sicher auch einen Unterschied, das wir hier nicht gekämpft haben, sondern erst nach dem Krieg gekommen sind", sagt Diaz de Villegas. Das scheint im Irak aber nicht jeder so genau zu wissen.

So begrüsst Raja Dschaza, eines der drei weiblichen Mitglieder des provisorischen irakischen Regierungsrats, die spanische Aussenministerin mit den Worten: "Wir danken dem spanischen Volk, dass es gemeinsam mit der US-Armee zur Befreiung des Irak von der Diktatur beigetragen hat."

Palacio klingt bei ihrer Ansprache in der Geburtsklinik von Diwanija dagegen eher wie die Leiterin einer Hilfsorganisation als Vertreterin einer Besatzungsmacht. Die Klinik sei ein Symbol für das neue Leben und die Zukunft des Irak, erklärt sie mit bewegter Stimme.

Viel Lob

Für die Gruppe irakischer Männer, die sich bei 40 Grad im Schatten unter dem Vordach des Wächterhauses der Klinik versammelt hat, ist eine Ministerin, die in einem Militärfahrzeug sitzt, zwar genauso merkwürdig wie der Anblick der jungen spanischen Soldatin, die oben auf dem Fahrzeug steht.

Trotzdem sind sie sich einig: Die Spanier, die hier im August die US-Soldaten abgelöst haben, machen ihre Sache besser. "Sie kümmern sich auch um die Sicherheit der Iraker, nicht nur um ihre eigene Sicherheit", meint einer von ihnen.

"Neulich haben sie sogar fünf gestohlene Autos aufgespürt und zurückgebracht", lobt ein zweiter. Generell ist aber auch hier die vorherrschende Meinung: Je eher der Irak wieder ein souveränes Land wird, desto besser.

Dass die Menschen in Diwanija neben der politischen Zukunft ihres Landes auch noch ganz andere, dringendere Sorgen haben, weiss auch der spanische Presseoffizier Vicente Valentin Gamazo: "Die Kläranlage funktioniert nicht. Weil die beiden Fabriken der Stadt keinen Strom haben, können die Menschen nicht arbeiten".

Da der Strom aus Bagdad kommt, können die Spanier, die in Bagdad im grossen Getriebe der Koalitionsbehörde neben den Amerikanern, Briten und Polen nur ein kleines Rädchen sind, daran aber auch nichts ändern.

(Anne-Beatrice Clasmann/dpa)

 
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