Sperma-Bestandteil verstärkt HIV-Infektion

publiziert: Sonntag, 16. Dez 2007 / 10:45 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 16. Dez 2007 / 11:29 Uhr

Ulm - Lehrmeinung widerlegt: Nur wenige Viruspartikel reichen für eine Infektion. Ein Bestandteil des Spermas steigert die Infektiosität des HI-Virus bis zum 100'000-fachen.

Jan Münch und Frank Kirchhoff von der Universität Ulm.
Jan Münch und Frank Kirchhoff von der Universität Ulm.
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Es handelt sich dabei um Fibrillen-bildende Peptide, die in der männlichen Samenflüssigkeit reichlich vorhanden sind. Dieser HIV-Verstärker könnte nach Ansicht der Forscher ein neuer Ansatz in der Bekämpfung von Aids sein, denn die meisten der weltweit vier Mio. Neuinfektionen erfolgen durch heterosexuellen Kontakt. Über die Forschungsergebnisse berichtet die jüngste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Cell.

Die Forschergruppen unter der Leitung von Jan Münch und Frank Kirchhoff von der Universität Ulm und Wolf-Georg Forssmann von ViroPharmaceuticals aus Hannover haben zeigen können, dass Fragmente eines in grossen Mengen vorhandenen Spermamarkers amyloide Fibrillen ausbilden.

«Diese Fibrillen, als Semen-Enhancer of Virus Infection (SEVI) bezeichnet, binden HIV-Partikel mit hoher Effizienz und verstärken die Anheftung der Viren an die Zielzellen», erklärt Münch.

«Wir konnten auch belegen, dass Sperma selbst die HIV-Infektion fördert und beweisen, dass SEVI deutlich zu diesem verstärkenden Effekt beiträgt», so der Wissenschaftler. «Die enorme Effizienz von SEVI, die grossen Mengen des Vorläufereiweisses im Sperma und die Tatsache, dass die Virusmenge, die beim heterosexuellem Verkehr übertragen wird, normalerweise zu gering für eine erfolgreiche Infektion ist, machen es äusserst wahrscheinlich, dass diese Fibrillen wichtig für die sexuelle Übertragung des HI-Virus sind», subsumiert der Wissenschaftler.

Überraschende Effekte

«Die Stärke der Effekte war überraschend. In Gegenwart von SEVI benötigten wir nur einige wenige Viruspartikel um Zellen zu infizieren - mehr als 1000-fach weniger als sonst», erklärt Frank Kirchhoff, der Seniorautor der Studie. Dies ändere die bisherige Lehrmeinung, dass nur ein kleiner Teil der Viren infektiös sei. «Obwohl die meisten Infektionen auf den Kontakt mit HIV-infiziertem Sperma beim Geschlechtsverkehr zurückzuführen sind, ist nur wenig darüber bekannt, welche Faktoren die Infektiosität des Virus im Sperma beeinflussen», erklärt Münch.

Für die Untersuchung hatten die Forscher eine Peptidbank untersucht, die von der Arbeitsgruppe um Wolf-Georg Forssmann aus menschlicher Seminalflüssigkeit hergestellt worden war. «Ziel war es eigentlich, neue Hemmstoffe zu finden. Unerwarteterweise hat aber keine der 300 Fraktionen, die eine Vielzahl von Verbindungen aus dem Sperma enthalten, das Virus gehemmt. Eines der Peptidgemische hat die HIV-Infektion mit hoher Effizienz verstärkt.»

Das aktive Gemisch hat Bruchstücke der Sauren Prostataphosphatase (PAP). Zunächst waren die Forscher ratlos, weil frische Lösungen von synthetisch hergestellten Fragmenten keinen Einfluss auf die HIV Infektion hatten. «Wir konnten jedoch beobachten, dass die Lösungen nach kurzer Zeit trübe und aktiv wurden und entdeckten, dass die Eiweissbruchstücke kleine Stäbchen, so genannte Fibrillen, ausbilden», erklärt Münch. «Im in-vitro-Versuch konnten wir zeigen, dass diese SEVI-Strukturen tatsächlich für die Steigerung der HIV-Infektion verantwortlich sind.»

In näherer Zeit werde es dennoch keine effektiven Impfstoffe zur Verminderung einer HIV-Infektion geben. «Denkbar wäre zwar ein Mikrobiozid, dass sich die Frau vor dem Geschlechtsverkehr vaginal appliziert, um die Fibrillenbildung des Spermas zu verhindern, aber das wird wahrscheinlich noch einige Jahre dauern», meint Münch.

(dl/pte)

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