Spitzel-Skandal: Erzbischof Wielgus tritt zurück

publiziert: Sonntag, 7. Jan 2007 / 11:01 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 9. Jan 2007 / 00:13 Uhr

Warschau - Polens katholische Kirche wird von einem beispiellosen Skandal erschüttert: Der Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus trat unmittelbar vor der Amtseinführung zurück und zog damit die Konsequenzen aus seiner Spitzelvergangenheit.

Papst Benedikt XVI. akzeptiert den Rücktritt Wielgus.
Papst Benedikt XVI. akzeptiert den Rücktritt Wielgus.
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Nach «tiefem Nachdenken und Einschätzung meiner persönlichen Lage» habe er sein Amt «in die Hände des Heiligen Vaters gelegt», sagte der 67-Jährige in der Warschauer Kathedrale vor Bischöfen, Priestern und Politikern, die sich zur geplanten feierlichen Amtseinführung versammelt hatten.

In dem Gotteshaus kam es zu Tumulten. Gläubige protestierten während der Messe mit lauten Zwischenrufen gegen die Entscheidung und skandierten «Bleib bei uns!». Wielgus verfolgte den Gottesdienst mit versteinerter Miene.

«Angemessene Lösung»

Direkt vor der Messe hatte die päpstliche Nuntiatur bereits mitgeteilt, Benedikt XVI. habe den Rücktritt angenommen. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi bezeichnete die Demission als «angemessene Lösung, um auf die Desorientierung zu reagieren, die in der Nation um sich gegriffen hat».

Das Ansehen von Wielgus sei schwer beschädigt, auch bei den Gläubigen. Viele Jahre nach dem Ende des kommunistischen Regimes fehle «die grosse und unangreifbare Persönlichkeit» von Papst Johannes Paul II.«

Kardinal verteidigt «Fehler»

Anstelle der geplanten Amtseinführung feierten die Gläubigen in Warschau eine Dankesmesse für Wielgus´ Vorgänger Kardinal Jozef Glemp, der nach dem Willen des Vatikans bis auf weiteres die Amtsgeschäfte des Erzbistums führt.

Glemp verteidigte Wielgus in seiner Predigt, die immer wieder vom Beifall der Gläubigen unterbrochen wurde. Auch der Apostel Petrus sei nicht ohne Fehler gewesen und habe Jesus verleugnet; dennoch sei ihm die Führung der Kirche anvertraut worden.

Zugleich kritisierte Glemp den Umgang mit Wielgus nach den ersten Vorwürfen über seine Vergangenheit. Wielgus sei vom Geheimdienst zur Zusammenarbeit gezwungen worden. Nach tagelangem Schweigen hatte Wielgus am Freitag erstmals Kontakte zum früheren kommunistischen Geheimdienst eingeräumt.

(bert/sda)

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