In der 12. Runde gastiert St. Gallen in Zürich, Wil empfängt am Samstag Leader Grasshoppers zum ersten TV-Live-Spiel der Klubgeschichte (SAT. 1 ab 15.45 Uhr). Punktezuwachse sind nach den jüngsten Leistungen und Resultaten nicht unbedingt zu erwarten. St. Gallen unterlag zuletzt GC zu Hause trotz 2:0-Führung mit 2:3 und verlor seine beiden letzten Auswärtsspiele bei Xamax (0:1) und in Delsberg (2:6). Wil hat gegen Thun (1:5) und in Basel (1:7) Kanterniederlagen bezogen und ist seit der Verpflichtung von Marc Zellweger in sechs Spielen ohne Sieg geblieben.
Des weiteren empfangen zum Rückrundenbeginn der Qualifikation Meister Basel das auswärts sieglose Aarau, Luzern die Young Boys, Servette den Aufsteiger aus Delémont und das überraschend auf Rang drei platzierte Thun die Neuenburger von Xamax, die am Mittwoch in Luzern (1:0) zum ersten Auswärtserfolg gelangten.
St. Gallen bittet um Lohnkürzungen
Die sportlichen Rückschläge der Ostschweizer Vereine verlangen nach Massnahmen. Der FC St. Gallen zieht die Spieler in die Mitverantwortung ein und schlägt ihnen eine freiwillige Lohnreduktion für die August-Saläre vor. Präsident Thomas Müller: «Unsere Massnahme ist nicht aussergewöhnlich. Wir hatten vor Saisonbeginn offen kommuniziert, dass uns eine schwierige Übergangszeit bis zum Bezug des neuen Stadions bevorsteht. Der bisher ausgebliebene sportliche Erfolg hat die Lage verschlechert und wirtschaftliche Konsequenzen in Form von Mindereinnahmen nach sich gezogen. Das Heimspiel gegen GC beispielsweise war erstmals seit längerem nicht ausverkauft. Zudem haben wir keine Einnahmen aus dem Europacup, und der Fanartikel-Verkauf ist rückläufig.»
Aus arbeitsrechtlichen Gründen darf der FC St. Gallen die Spieler nicht zu Lohnverzichten zwingen. Die Klubleitung hat jedem Akteur ein Papier abgegeben, auf dem er schriftlich dem Verein mitteilen kann, ob er bereit sei, einmalig auf einen Teil seines Gehalts zu verzichten. «Wir haben den Ball dem Team zugespielt. Das Ganze ist keine Strafaktion. Wir möchten, dass die Mannschaft ihren Teil der Verantwortung mitträgt. Die Klubleitung strebt eine parnterschaftliche Lösung an. Wir warten auf die Antworten der Spieler. Diese werden in Bezug auf die einzelnen Spieler geheim bleiben», präzisiert Müller. Die St. Galler Fussballer haben in guten Zeiten vom Klub profitiert und könnten mit einem freiwilligen Lohnverzicht viele Sympathien bei ihren Anhängern gewinnen.
«Der Trainer ist kein Thema»
Der Trainer sei kein Thema, betont Müller deutlich. Der Vorstand stehe weiterhin geschlossen hinter Gérard Castella, der einen Vertrag bis Ende 2003 besitzt. «Bleibt in einem Klub der sportliche Erfolg aus, sind schnell Stimmen zu hören, die einen Trainerwechsel verlangen. Das gehört zum Fussballgeschäft. Woher nehmen die Leute aber die Gewissheit, dass ein anderer Trainer mehr Erfolg hat?»
Der FC St. Gallen sucht andere Lösungen und hat vor wenigen Tagen sportliche Massnahmen zur Stärkung ergriffen. Die Mannschaft wurde mit dem US-Amerikaner Frankie Hejduk und dem ungarisch-jugoslawischen Spielmacher Leo Lerinc aufgerüstet. Lohnkürzungen da, Neu-Verpflichtngen dort. Widerspricht sich das nicht, Thomas Müller? «Durchaus nicht. Durch die gewünschten Verstärkungen geben wir der Mannschaft die sportliche Chance, wieder Tritt zu fassen. Es bestand sportlich Handlungsbedarf im zentralen offensiven Mittelfeld und auf der linken Flanke. Unser vordringlichstes Ziel bleibt die Qualifikation für die Finalrunde. Dort wollen und müssen wir hin.«
Auch Wil betreibt Ursachenforschung
Auch in Wil wird festgehalten, dass Trainer Heinz Peischl nicht der Grund für die derzeitige Misere des überraschend gut gestarteten Neulings sei. Sportchef Armando Müller: «Der Trainer ist kein Thema. Peischl geniesst uneingeschränktes Vertrauen und ist weiterhin allein für die Mannschaftsaufstellung und andere sportliche Dispositionen verantwortlich. Wir treiben aber intensiv Ursachenforschung und reden mit allen Beteiligten, mit dem Trainer, seinem Assistenten und natürlich auch mit den Spielern.«
Wil hat aus den letzten sechs Spielen nur drei Remis (je ein 2:2 in St. Gallen und gegen Servette sowie ein 1:1 in Luzern) erreicht. Die Kanterniederlagen gegen Thun (1:5) und in Basel (1:7) haben aber nicht nur die Limiten des Aufsteigers erkennen lassen, sondern auch die mangelhafte mentale Einstellung einzelner Exponenten. Müller: «Die Mannschaft bäumte sich nicht gegen die drohenden hohen Niederlagen auf. Das hat uns sehr gestört.»
(Peter Wyrsch /sda)