Staatliche Lizenzen für den Gotteswahn kosten Milliarden

publiziert: Samstag, 21. Apr 2012 / 11:56 Uhr / aktualisiert: Samstag, 21. Apr 2012 / 15:14 Uhr
Uni Fribourg: 2/3 der Theologiestudenten aus dem Ausland, weil Schweizer nicht interessiert sind.
Uni Fribourg: 2/3 der Theologiestudenten aus dem Ausland, weil Schweizer nicht interessiert sind.

Eine Arbeitsgruppe entwirft offenbar im Auftrag des Bundes einen Ausbildungsplan für Imame in der Schweiz. Für die Kosten sollen Bund und Kantone aufkommen - also wir alle, mit Steuergeldern - wollen wir das?

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Es wird mit dem Mythos operiert, eine staatlich kontrollierte Ausbildung würde die Auswüchse der Religion verhindern können. Aber schauen wir doch einmal hin:

Die Reformierten haben die Evangelikalen, welche ihre Gesundbeter ausbilden, die auf Schwule angesetzt werden, und ihre Missionare, die ihren Adrenalinkick in religiösen Konfliktgebieten suchen und die dann mit Unterstützung des Bundes befreit werden müssen. Damit der Nachwuchs dieser Extremisten entsprechend erzogen werden kann, erlauben die Kantone rund 20 evangelikale Privatschulen, in denen die Kinder der Gehirnwäsche ausgesetzt werden dürfen, sofern sie den Lehrplan in den Hauptfächern einhalten. Tendenz: auf Kosten der «moderaten» Reformierten und wegen ihrer überdurchschnittlichen Kinderzahl wachsend. Im Kanton Thurgau hat der private Verein der Gideons sogar eine Lizenz der Regierungsrätin, auch an staatlichen Schulen Bibeln zu verteilen.

Katholiken haben ihre Piusbrüder und andere Extremisten, die für die Exorzistenausbildung besorgt sind und weltweit die Angst und Not der Armen für ihre Zwecke instrumentalisieren. Damit der Nachwuchs dieser Extremisten entsprechend erzogen werden kann, erlauben die Kantone rund 70 katholische Privatschulen, in denen die Kinder der Gehirnwäsche ausgesetzt werden dürfen ... Tendenz: auf Kosten der «moderaten» Katholiken und wegen ihrer überdurchschnittlichen Kinderzahl wachsend.

Auch die Juden haben ihre Orthodoxen, die sich von der restlichen Gesellschaft abkapseln. Damit der Nachwuchs dieser Extremisten entsprechend erzogen werden kann, erlauben die Kantone rund 20 jüdische Privatschulen, in denen die Kinder der Gehirnwäsche ausgesetzt werden dürfen... Tendenz: aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Kinderzahl stabil bis wachsend.

Muslime haben ihre Salafisten, die für die Terroristenausbildung bekannt sind und derzeit in der Schweiz mit Megamoscheeprojekten und in Deutschland mit landesweiten Koran-Verteilaktionen für Aufregung sorgen. Damit der Nachwuchs dieser Extremisten entsprechend erzogen werden kann, werden die Kantone Privatschulen erlauben, in denen die Kinder der Gehirnwäsche ausgesetzt werden dürfen ... Tendenz: wohl wegen ihrer überdurchschnittlichen Kinderzahl wachsend.

Damit sich der Gotteswahn in seiner «moderaten» Form erhalten kann, werden dessen Kader an staatlichen Universitäten ausgebildet. Schweizweit besteht ein Überangebot an Professoren und Studienplätzen für reformierte und katholische Theologie, am deutlichsten in Fribourg, wo bereits zwei Drittel der Theologiestudierenden aus dem Ausland kommen, weil Einheimische sich für das Fach kaum mehr interessieren. Und die Muslime werden nun von Reformierten und Katholiken ermuntert, ebenfalls Forderungen zu stellen, damit sie ihr Personal mit universitären Lizenzen schmücken und auf Kosten der Allgemeinheit ihren religiösen Wahn salon- und subventionsfähig erhalten können. Katholiken und Reformierten holen die Muslime heute notgedrungen ins theologische Boot, weil diese sie dabei unterstützen, die Landschaft weiterhin im Namen der Tradition mit Kreuzen zu bepflastern und der Allgemeinheit auch in den Schulen Kruzifixe aufzuzwingen - gegen die in der Realität längst erfolgte Säkularisierung der Gesellschaft.

Das Wegschauen der säkular lebenden Mehrheit ist teuer: Es kostet die Allgemeinheit mehr als 500 Millionen Franken an kantonalen Steuergeldern für den Betrieb der beiden privilegierten Konfessionen (2007, Fakir-Studie NFP 58). Dazu kommen - in der NFP-Studie nicht erhobene - Millionen von kommunalen, kantonalen und Bundessteuergeldern für kirchliche Projekte und für den Erhalt der Tausenden von Kultstätten dieser Konfessionen, die fast ausnahmslos dem Heimatschutz unterstellt worden sind. Und schliesslich verschleudern die Kantone Steuergelder unter dem Titel «Bildungsausgaben» für die Lizenzierung des religiösen Personals an theologischen Fakultäten. Derzeit gibt es rund 100 ordentliche Professuren an theologischen Fakultäten. Die Vollkosten einer ordentlichen Professorenstelle werden auf 500'000 Franken pro Jahr beziffert - allein für diese Stellen werden somit jährlich 50 Millionen verpulvert.

Insgesamt werden also in der Schweiz jährlich ohne Weiteres gegen 2 Milliarden Steuerfranken für den staatlich lizenzierten religiösen Wahn ausgegeben - notabene von einer Allgemeinheit, die sich zu 64 Prozent der Religion gegenüber distanziert verhält. Viel Geld gemessen an den rund 12 Milliarden Franken, die wir in der Schweiz jährlich für die obligatorische Schulbildung ausgeben. Wahnsinnig viel Geld, das eingesetzt werden könnte, für eine bessere Bildung unserer Kinder, für deren Ausgang aus der religiös indoktrinierten Unmündigkeit und deren Zukunft als wissenschaftlich gebildete, ethisch reflektierende, demokratiefähige und kritische BürgerInnen einer Gesellschaft ohne lizenzierten Religionswahn.

(Reta Caspar/news.ch)

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