Dank Golfferien und Bargeld

Staatsanwalt beschreibt «System Gloor»

publiziert: Mittwoch, 12. Sep 2012 / 08:41 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 12. Sep 2012 / 19:20 Uhr
Dank Golfferien und Bargeld Teil des «Systems Gloor».
Dank Golfferien und Bargeld Teil des «Systems Gloor».

Zürich - Golfferien, Bargeldcouverts und teure Mittagessen: Am Mittwoch mussten sich beim BVK-Prozess am Zürcher Bezirksgericht zwei weitere Finanzfachleute wegen mutmasslicher Bestechung des ehemaligen BVK-Anlagechefs Daniel Gloor verantworten. Das Urteil gegen alle Angeklagten wird voraussichtlich am 28. November eröffnet.

6 Meldungen im Zusammenhang
Vor Gericht standen ein 47-jähriger ehemaliger Pilot und ein früherer Mitarbeiter (57) der Credit Suisse (CS). Als sich die beiden mit ihren eigenen Vermögensverwaltungsfirmen selbständig machten, kannten sie den BVK-Anlagechef bereits seit Jahren.

Der 47-Jährige spielte mit dem Hauptangeklagten gerne Golf. Den 57-Jährigen kannte Gloor aus der gemeinsamen Studienzeit. Sie waren beste Freunde. Obwohl die neu gegründeten Firmen der beiden Angeklagten, die DLIP und die Argus, keine Referenzen vorweisen konnten, erteilte ihnen die BVK von Beginn an lukrative Aufträge.

Regierungsrat war informiert

Für den Staatsanwalt ist dies ein klares Indiz für das «System Gloor», wie er es nennt. Die Angeklagten hätten sich mit Golfferien, Einkaufsgutscheinen und Geld die Gunst des Anlagechefs erkauft. Als Gegenleistung habe er ihnen die Mandate zugeschanzt.

Damit das System langfristig funktionierte, soll Gloor seine Freunde mit allen Mitteln gegenüber Kritikern verteidigt haben, auch wenn ihre Arbeit zu wünschen übrig liess. Der Studienfreund etwa, der bereits bei der CS für die BVK zuständig war, arbeitete fünf Jahre lang für die BVK und lieferte gemäss Anklage nur in einem einzigen Jahr befriedigende Ergebnisse ab.

Die Firma Complementa, die für die Kontrolle der BVK-Investitionen zuständig war, empfahl wegen «durchwegs schlechter Performance» gar die Vertragsauflösung. Doch nichts passierte. Nicht einmal, als der damalige Regierungsrat Hans Hollenstein (CVP) über die schlechte Leistung der Argus informiert wurde. Dank Gloors Einsatz sei der Vertrag mit der Firma immer wieder verlängert worden, so die Anklage.

Kritiker wurden schlechtgemacht

Auch bei der Firma DLIP liess Gloor keine Kritik zu. Gemäss Staatsanwalt verfasste Gloor 2008 für seinen Golf-Kollegen gar ein über 30-seitiges Verteidigungsschreiben. Es ging direkt an die heutige Finanzdirektorin Ursula Gut (FDP), die Nachfolgerin Hollensteins.

Dieser Bericht sei voll verwirrender Details und voller Lügen und Halbwahrheiten gewesen, sagte der Staatsanwalt. Vertreter der Kontrollfirma vermuteten langsam aber sicher Ungereimtheiten, wurden von Gloor aber desavouiert und damit zum Schweigen gebracht.

Zuwendungen «rein privater Natur»

Für beide Angeklagte fordert die Staatsanwaltschaft bedingte Freiheitsstrafen. Für den Chef der Firma Argus eine solche von zwei Jahren bedingt bei einer Probezeit von zwei Jahren. Für den Chef der Firma DLIP 16 Monate, ebenfalls bedingt auf zwei Jahre.

Beide bestritten vor Gericht, Gloor bestochen zu haben. Die Zuwendungen seien immer rein privater Natur gewesen und hätten nichts mit Gloors beruflicher Tätigkeit zu tun gehabt. Der ehemalige DLIP-CHef wurde bereits im Juli wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 20 Monaten verurteilt, wobei 10 Monate zum Vollzug ausgesprochen wurden.

Weil der Angeklagte damals aber bereits 15 Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte, musste er nicht ins Gefängnis. Er wohnt heute mit seiner Familie auf Mallorca und sucht wieder eine Stelle als Pilot. Der Freund aus Studientagen lebt gemäss eigenen Angaben von 3000 Franken pro Monat und arbeitet als Auto-Importeur. Der Prozess wird am Donnerstag mit den Plädoyers der Anwälte fortgesetzt.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Zürich - Vor dem Zürcher Obergericht hat am Dienstag der Berufungsprozess ... mehr lesen
Der Berufungsprozess gegen Daniel Gloor beginnt heute im Obergericht Zürich. (Symbolbild)
Ursula Gut steht in der Kritik.
Zürich - Die Parlamentarische ... mehr lesen
Zürich - Der Kanton Zürich hat von ... mehr lesen
Die Credit Suisse gestand die Fehler ein.
Zürcher Bezirksgericht
Zürich - Im BVK-Korruptionsprozess ... mehr lesen 1
Zürich - Der ehemalige Anlagechef ... mehr lesen
Staatsanwaltschaft verlangt sechs Jahre Freiheitsstrafe für Gloor.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Zürich - Der ehemalige Anlagechef der Zürcher Pensionskasse BVK, Daniel Gloor, hat am Mittwoch im Strafprozess vor dem Zürcher Bezirksgericht zugegeben, dass er sich von Geschäftspartnern bestechen liess. Er anerkannte die Vorwürfe der Anklage teilweise und erkannte sich der passiven Bestechung für schuldig. mehr lesen  1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Lehrmittel und Lehrpläne sind in Bezug auf Geschlechterdarstellungen oft veraltet.
Lehrmittel und Lehrpläne sind in Bezug auf ...
Bund, Kantone und Wirtschaft in der Pflicht  Bern, 25.05.2023 - Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF richtet Empfehlungen an Bund, Kantone und Wirtschaft. Denn: Obwohl die Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweiz vorankommt, verdienen junge Frauen bereits beim Berufseinstieg weniger als junge Männer und leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit. Um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen, brauche es Massnahmen im Bildungsbereich. mehr lesen 
Die EU hat Meta, den Mutterkonzern von Facebook, mit einer historischen Geldbusse belegt. Der Konzern hatte wegen der fortlaufenden Übertragung von Nutzerdaten in die USA gegen die europäische ... mehr lesen
Meta wird in Berufung gehen und weiter auf Zeit spielen.
Für die Gründung eines Handwerksbetriebes benötigt man in der Schweiz eine entsprechende Ausbildung oder Berufserfahrung.
Verbände Welche Voraussetzungen muss man erfüllen?  Sie möchten gerne ein Gewerbe in der Schweiz anmelden? Welche Voraussetzungen müssen Sie ... mehr lesen  
Bern - Die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) hat entschieden, Swisscom die Konzession für die Grundversorgung für den Zeitraum ab 2024 bis Ende 2031 zu erteilen. Damit ist sichergestellt, dass das ... mehr lesen
Der Kunde kann grundsätzlich zwischen einer Download- und Uploadgeschwindigkeit von 10 Mbit/s beziehungsweise 1 Mbit/s und dem neuen Internetzugang mit 80 bzw. 8 Mbit/s wählen.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 12°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Basel 11°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
St. Gallen 11°C 23°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Bern 12°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 13°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter vereinzelte Gewitter
Genf 12°C 25°C vereinzelte Gewitterleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen recht sonnig
Lugano 16°C 22°C gewitterhaftleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft gewitterhaft
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten