Motion vom Tisch

Ständerat gegen Abschuss von Wölfen

publiziert: Mittwoch, 9. Mrz 2016 / 14:30 Uhr
«Mit dem Raubtier können alle gut leben, solange es ihnen nur auf dem Poster an der Wand begegnet.»
«Mit dem Raubtier können alle gut leben, solange es ihnen nur auf dem Poster an der Wand begegnet.»

Bern - Der Wolf darf in der Schweiz auch in Zukunft nicht gejagt werden. Der Ständerat hat am Mittwoch einen Vorstoss des ehemaligen Walliser CVP-Ständerats René Imoberdorf abgelehnt.

7 Meldungen im Zusammenhang
SHOPPINGShopping
WölfeWölfe
Der Entscheid fiel nach einer emotionalen Debatte mit 26 zu 17 Stimmen. Die Motion ist damit vom Tisch. Nein sagte der Ständerat auch zu einer Standesinitiative des Kantons Wallis mit demselben Anliegen.

Hätten National- und Ständerat zugestimmt, wäre der Schutz des Wolfes aufgehoben worden. Die Schweiz hätte die Berner Konvention kündigen müssen, den völkerrechtlichen Vertrag über den Artenschutz. Für die Gegner kam es nur schon aus diesem Grund nicht in Frage, den Wolf zur Jagd freizugeben.

«Unverhältnismässig und unsinnig»

Eine solche Konvention zu kündigen, sei etwas Schwerwiegendes, sagte Robert Cramer (Grüne/GE). Die regelmässigen Wolfsdebatten im Parlament bezeichnete er als «unverhältnismässig und unsinnig». Jedes Jahr würden rund 200 Schafe von Wölfen gerissen. Gleichzeitig würden Tausende von Schafen sterben, weil sie verunfallten oder erkrankten. Jene, die vorgäben, sich für die Schafe einzusetzen, sollten anderswo ansetzen.

Daniel Jositsch (SP/ZH) stellte fest, ein Grossteil der Bevölkerung sei der Ansicht, der Wolf müsse Platz haben in der Schweiz. Es brauche Kompromisse, aber die Motion gehe viel zu weit. Den Wolf zum Abschuss freizugeben, würde bei 20 bis 40 Exemplaren bedeuten, das Tier in der Schweiz auszurotten. «Ein bisschen Natur muss doch auch noch sein», befand Jositsch. Auch Thomas Minder (parteilos/SH) befand, es sollte nicht alles ausgerottet werden, was kreuche und fleuche.

Ein Gramm Schaf für den Wolf

Roberto Zanetti (SP/SO) versicherte, er habe grosses Verständnis für die Bevölkerung in den Berggebieten. Aber er werde Nein stimmen. Bei einem Ja könnte auch eine säugende Wölfin abgeschossen werden. «Das ist unethisch», sagte Zanetti mit Verweis auf die Legende zur Gründung Roms. Er erinnerte ferner an die Schafe, die für den Fleischkonsum geschlachtet werden. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Lammfleisch liege bei 1,4 Kilogramm. Ein Gramm davon dem Wolf abzugeben, liege im Bereich des Tolerierbaren.

Sollte das Parlament den Wolf zum Abschuss freigeben, werde es ein Referendum geben, prognostizierte Zanetti. «Reizen Sie nicht hungrige Wölfe, aber reizen sie auch nicht die Tierschützer.» Stefan Engler (CVP/GR) warnte ebenfalls vor einer Eskalation. Am Ende hätten die Bergkantone womöglich gar keine Eingriffsmöglichkeiten, gab er zu bedenken. Gleichzeitig kritisierte er die romantisierende Sicht der Städter auf das Berggebiet - und plädierte dafür, den Bundesrat ein neues Wolfsmanagement ausarbeiten zu lassen.

Wolf nur auf dem Poster schön

Die Befürworter der Motion argumentierten, die Zunahme der Wölfe müsse im Interesse der Berggebiete gebremst werden. Bei Tieren werde es sofort emotional, sagte Beat Rieder (CVP/VS). Es stelle sich die Frage, wo da noch die Verhältnismässigkeit sei zwischen den Interessen des Menschen und jenen des Tieres.

«Mit dem Raubtier können alle gut leben, solange es ihnen nur auf dem Poster an der Wand begegnet», stellte Rieder fest. Anders sei es, den Wolf vor der Haustüre zu haben. Die grösste Bedrohung für die Berglandwirtschaft sei nicht die Strukturschwäche, sondern der Wolf. Die Bäuerinnen und Bauern seien nicht mehr bereit, unter diesen Bedingungen zu arbeiten.

Auch andere Staaten handeln

Die Schadenszahlen stiegen, sagte Rieder. Der Wolf sei nicht ein Problem des Kantons Wallis oder der Schweiz. Viele Westeuropäische Staaten ergriffen Massnahmen. Der Wolf sei nicht mehr von der Ausrottung bedroht. Die Tiere müssten mit einfachen Verfahren eliminiert werden können, denn der Herdenschutz funktioniere nicht.

Werner Hösli (SVP/GL) wies auf die Kosten des Herdenschutzes hin. Wer Herdenschutz fordere, habe keine Ahnung von Alpwirtschaft. Martin Schmid (FDP/GR) stellte fest, die Emotionen gingen auf beiden Seiten hoch. Auch im Kanton Graubünden sei der Wolf ein wichtiges Thema. Es sei die Aufgabe der Politik, einer weiteren Verhärtung der Fronten entgegenzuwirken.

Schutz bereits gelockert

Das Parlament hatte erst vor kurzem einer Lockerung des Wolfsschutzes zugestimmt. Jungwölfe eines Rudels dürfen demnach unter gewissen Voraussetzungen abgeschossen werden - namentlich dann, wenn sich die Tiere regelmässig in der Nähe von Siedlungen aufhalten. Der Bundesrat will im Sommer eine Revision des Jagdgesetzes vorlegen, wie Umweltministerin Doris Leuthard sagte.

Schon 2012 hatte der Bundesrat die Möglichkeit geschaffen, einzelne Wölfe abzuschiessen, wenn trotz Herdenschutzmassnahmen grosse Schäden an Nutztieren auftreten. Mit einer weiteren Revision der Jagdverordnung 2013 wurden die rechtlichen Grundlagen für die finanzielle Abgeltung von Herdenschutzmassnahmen geschaffen.

Das Zusammenlegen regeln

Leuthard stellte fest, es habe schon mit verschiedenen Tieren Probleme gegeben. Und immer gehe es darum, ein Miteinander zu ermöglichen. Das Zusammenleben müsse geregelt werden. Nicht zu ändern sei aber, dass der Wolf ein Raubtier sei. «Tiere fressen Tiere», sagte Leuthard. «Wenn Sie die Natur abschaffen wollen, können Sie das vielleicht verhindern.»

In seiner Antwort auf die Motion Imoberdorfs hatte der Bundesrat darauf hingewiesen, dass eine Kündigung der Berner Konvention negative Folgen für den Schutz vieler Arten und Lebensräume hätte. Die ganzjährige Jagd auf den Wolf würde zudem Artikel 78 der Bundesverfassung widersprechen, der den Bund dazu verpflichtet, bedrohte Arten vor der Ausrottung zu schützen.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Brig - CVP-Kreise haben am Dienstag ... mehr lesen
Im Wallis hat man Angst vor dem Wolf, der auch in  in unmittelbarer Nähe eines Wohngebietes Schafe reisst.
Der Wolfskadaver war am 7. März von einem Fischer am Ufer der Rhone westlich von Raron entdeckt worden.
Sitten - Der im Wallis illegal geschossene Wolf ist identifiziert. Bei dem am 7. März im Raum Raron am Rhonestrand aufgefundenen männlichen Kadaver handelte es sich um den bereits ... mehr lesen
Sils im Domleschg GR - Unbekannte haben im Kanton Graubünden einen etwa einjährigen Wolf mit Schrot geschossen. Danach wurde der Kadaver unter einer Strassenbrücke auf Gemeindegebiet von Sils im Domleschg entsorgt. Dem Täter droht eine Haftstrafe. mehr lesen 
Sitten - Das Tier, dessen Kadaver ... mehr lesen
Der Wolf ist an den Folgen einer Schussverletzung gestorben. (Symbolbild)
Weitere Artikel im Zusammenhang
Bern - Der Ständerat entscheidet am ... mehr lesen
Gibt es keinen genügend grossen Lebensraum für den Wolf in der Schweiz?
Ist der Wolf bald nicht mehr sicher?
Bern - Der Wolf soll in der Schweiz ... mehr lesen

Wölfe

Produkte passend zum Thema
DVD - Abenteuer
WOLFSBLUT - DVD - Abenteuer
Regisseur: Randal Kleiser - Actors: Klaus Maria Brandauer, Ethan Hawke ...
20.-
Masks - Tiermasken
WOLFMASKE DELUXE ERWACHSENE - Masks - Tiermasken
Große authentische Wolfmaske mit Sehschlitzen. Diese Wolfmaske ist ext ...
75.-
Nach weiteren Produkten zu "Wölfe" suchen
Mehr Menschlichkeit für Tiere.
Für einen starken rechtlichen Tierschutz!
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der globale Markt für vegane Kosmetik wird bis 2027 auf 20,8 Milliarden US-Dollar ansteigen.
Der globale Markt für vegane Kosmetik wird bis ...
Drogerie News Vegane Kosmetik ist ein Trend, der immer mehr Anhänger findet. Doch was bedeutet es eigentlich, wenn ein Kosmetikprodukt vegan ist? Und welche Vorteile hat vegane Kosmetik für die Umwelt, die Tiere und die Haut? mehr lesen  
Dübendorf - Eine gross angelegte Bestandsaufnahme in Schweizer Bächen hat über 50 Fischarten erfasst. Erstmals wurde auch bei Kleinfischen wie der Groppe ... mehr lesen  
Fischforscher:innen bei der Electrobefischung.
Die Erwärmung der Seen reduziert die Interaktionen in Planktonnetzwerken - im Bild sieht man eine Mikroskopaufnahme einer Planktongemeinschaft aus dem Greifensee.
Das Plankton in Gewässern bildet ein Netzwerk mit unzähligen Interaktionen, das dem gesamten Gewässerökosystem Stabilität verleiht. Dank eines einzigartigen Datensatzes aus zehn ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • paparazzaphotography aus Muttenz 1
    Foto Sanatorio Liebes news.ch Team, es ist für mich eine Ehre dass sie mein Foto des ... Di, 03.01.17 22:12
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Motor hinten oder vorne war dem Tram in Basel völlig egal! Ob ein Auto über- oder untersteuert, ist nicht von der Lage des Motors ... Mi, 01.06.16 10:54
  • Mashiach aus Basel 57
    Wo bleibt das gute Beispiel? Anstatt sichere, ÜBERSTEUERNDE Heckmotorwagen zu fahren, fahren sie ... Mo, 30.05.16 11:56
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Zugang "Das sunnitische Saudi-Arabien, das auch im Jemen-Konflikt verstrickt ... So, 29.05.16 22:06
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Pink Phanter-Bande? Am 25. 7. 2013 hat eine Befreiung von Pink Panther-Mitglied Milan ... So, 29.05.16 15:38
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    ja, weshalb sollte man solches tun? Ist doch krank, Gott zu beschimpfen! Das hat etwas, ... So, 29.05.16 12:12
  • Gargamel aus Galmiz 10
    Warum sollte man überhaupt den Glauben an Gott beschimpfen oder verspotteten? Wie krank ... So, 29.05.16 10:11
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wir sind ja alle so anders als diese "Flüchtlinge". Warum sind auch nicht alle so edel, wie ... Sa, 28.05.16 20:25
Unglücksfälle Zorn über Tötung von Gorilla in US-Zoo Cincinnati - Die Tötung eines Gorillas im Zoo der ...
Wir setzen uns für die Verbesserung der Qualität von Tierheimen und Tier ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 11°C 24°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 15°C 25°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
St. Gallen 14°C 23°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Bern 9°C 23°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Luzern 12°C 25°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 13°C 24°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Lugano 15°C 25°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten