Stammeskrieg auf Rädern

publiziert: Montag, 17. Apr 2006 / 18:36 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 18. Apr 2006 / 20:29 Uhr

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Momentan ist Rasen offenbar in. Jedes Wochenende scheint open Season für Idioten zu sein. Autorennen durch Wohnquartiere, Rennen auf der Autobahn und Verfolgungsjagden mit der Polizei werden zum täglichen Nachrichtenbrot.

Dass es noch nicht zu katastrophalen Unfällen gekommen ist, dürfte einerseits auf reines Glück, andererseits auf die Tatsache, dass die Raser nur selten am helllichten Tag unterwegs sind, zurück zu führen sein.

Es wird jetzt – sehr medienwirksam – zum Kampf gegen diese schnell fahrenden Dünnbrettbohrer aufgerufen. Bundesrat Moritz Leuenberger setzt sich für den Einzug und die anschliessende Verschrottung von Raserfahrzeugen ein. Eine PS-Beschränkung für Autos von Junglenkern schloss er hingegen aus.

Auch schwach motorisiert lasse sich innerorts rasen, führte Leuenberger aus, eine PS-Beschränkung sei daher nutzlos. Und er machte mit dieser Aussage mal wieder jedem klar, dass er vor allem mit dem GA unterwegs ist, aber nicht auf vier Rädern.

Natürlich würde – wie bei Motorrädern – eine PS-Beschränkung sehr viel bringen. Wer jemals mit einem 75 PS-Golf durch die Gegend gezuckelt ist, weiss das genau. Mit schwachen Autos lässt sich sicherlich die Geschwindigkeitsbegrenzung brechen. Völlig klar. Aber rasen? Vergiss' es, Moritz!

Denn es macht nicht den geringsten Spass, mit einer solchen Kiste zu 'rasen'. Weder die Beschleunigung noch die Elastizität der Motoren lassen es zu, grossartigen Fahrspass zu erleben. Wer den 'Kick' sucht, der sich mit einer tollen Beschleunigung einstellt, wird ihn hier sicher nicht finden. Solchen Autos geht eigentlich alles ab, was einen zum Schnell fahren animiert.

Speziell die potentiellen Raserklienten hätten mit solchen Durchschnittsschüsseln keinen grossen Spass. Es geht hier ja nicht nur um den reinen Geschwindigkeitsrausch. Hier spielen uralte Triebe eine entscheidende Rolle.

Die meisten der erwischten Tiefflieger sind männlich, spätpubertär und verfügen über eine schlechte Bildung. Die höchste Form der Rebellion und der Präsentation ihrer verunsicherten Männlichkeit stellt für sie der Bruch der Strassenverkehrsordnung dar. Das automobile Kräftemessen mit ihren Altersgefährten lässt sich bis auf die Mutproben und Initiationsrituale von Naturvölkern zurück verfolgen. Was damals angsterregende Kriegsbemalungen taten, wird heute von Custom-Lackierungen, Lufthutzen, Spoilern und aufgeblasenen Seitenschwellern übernommen. Die Autos selbst werden anstelle der Kampfäxte, Schilde und Speere benutzt. Doch der Kampfplatz ist die Strasse und das Zerstörungspotenzial übertrifft jenes altertümlicher Waffen um ein Vielfaches. Speziell die Kollateralschäden können gigantisch sein.

Die 'Kastration' der Waffen wäre eine Methode unter anderen, diese Junglenker im Zaum zu halten. Viele PS unter der Haube erfordern viel Erfahrung und Verantwortungsgefühl. Wenn dieses fehlt und zudem noch ein hoher Testosteronspiegel dazu kommt, entsteht eine explosive Mischung.

Das Verschrotten der Fahrzeuge von Rasern würde das Problem erst angehen, nachdem bereits gerast wurde, nachdem womöglich schon ein Unfall passierte.

Fragt sich nur noch, wie eine solche Regelung fair gehandhabt würde. Momentan ist es ja unerheblich, ob ein Junglenker (oder überhaupt ein Automobilist) über die Fahrschule hinaus noch weitere Kompetenz auf der Strasse erworben hat. Während der ersten vier Jahre – bis 22 – könnte ein Maximales Leistungsgewicht von 24,5kg/kW erlaubt werden. Bei entsprechender Weiterbildung – Schleuderkurse, Fahrsicherheitstrainings, Nothilfetrainings – könnte ein besseres Leistungsgewicht 'verdient' werden. Wer in einem frisierten Auto erwischt wird oder einem Auto, das zu stark für die Fahrerlaubnis ist, dem wird der Führerschein für ein paar Jahre entzogen.

Vielleicht könnte so die Raserproblematik und die damit einhergehende Hysterie, die jeden der auch nur seinen Motor hoch dreht, zum Kriminellen stempelt, eingedämmt und der Stammeskrieg auf unseren Strassen beendet werden.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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