Himmlisches Ballett - irdischer Dreck

Staren-Invasion verdunkelt Himmel über Rom

publiziert: Mittwoch, 31. Jan 2001 / 13:21 Uhr

Rom - In Rom gibt es jeden Winter ein Naturschauspiel der besonderen Art: Hunderttausende Stare bevölkern den Himmel und veranstalten kunstvolle Formationsflüge, die dem Zuschauer den Atem rauben. Niemand kann das himmlische Spektakel erklären.

Der Star fliegt gerne im Schwarm mit seinen Artgenossen.
Der Star fliegt gerne im Schwarm mit seinen Artgenossen.
Wie aus dem Nichts tauchen die Stare im römischen Winter auf. Wird es dann im Frühjahr wärmer, ziehen sie wieder gen Norden. Tausende Römer bewundern ihre akrobatischen Rundflüge. Manche ärgern sich aber auch: Denn die Vögel hinterlassen ganz profanen Dreck - und zwar haufenweise.

Erstmals sei der weissgesprenkelte Zugvogel 1925 in der Ewigen Stadt gesichtet worden, berichten Experten. Inzwischen kommen sie zu Hunderttausenden, manche Schätzungen gehen bis zu drei Millionen. Tagsüber suchen die Vögel Oliven und Beeren im römischen Umland, abends fallen sie wieder in die Hauptstadt ein.

Ornithologen sagen, die Stare liebten die Wärme, die durch die vielen Automotoren entstehe. Aber warum sie ihre Kunstflüge ausgerechnet im schönen Rom vollführen - dafür gibt es noch keine Erklärung.

Raffinierte Flüge

Am liebsten steigen sie kurz vor Sonnenuntergang auf, die Stunde, in der sich der Himmel dunkelblau färbt und die milde Wintersonne die Stadt in goldenes Licht taucht. Urplötzlich tauchen die Vögel dann aus dem Nirgendwo auf - nicht nach und nach finden sie sich am Himmel ein, sondern wie auf einen Schlag sind die Schwärme da.

30 Minuten bis über eine Stunde dauert die Vorstellung. Mal segeln sie in Schlangenlinien über den Petersdom, die Engelsburg bis hin zur Spanischen Treppe - mal sammeln sie sich im dichten Pulk über dem Olympiastadion im Norden Roms.

Die Flüge sind raffiniert und gewagt: Die Vögel drehen am Himmel Pirouetten, bilden in sich verschlungene Kreise - dann reisst der Flug plötzlich ab, wie beim Salto mortale schiessen die Stare in die Tiefe.

"Ich wundere mich immer wieder, wie sie das fertig bringen", sagt eine junge Römerin. "Ich schau mir das seit Jahren an, es fasziniert immer wieder." Eine ältere Dame meint nicht ohne Stolz in der Stimme: "Das gibt es nur in der Ewigen Stadt."

Genervte Römer

Doch das fliegerische Schauspiel hat auch seine Schattenseiten. Denn auch nachts, wenn die tägliche Flugstunde längst vorbei ist, sind die Stare noch in Aktion. Ihr lautes Gezwitscher raubt manchem Römer den Schlaf.

Die Stare leben in "Schlafgemeinschaften", erklären die Ornithologen, insgesamt acht solcher "Dormitori" gebe es über die ganze Stadt verteilt.

Am liebsten lassen sich die Schreihälse auf Pinien nieder. "Die Tiere lärmen die ganze Nacht hindurch", beschwerte sich eine Mutter beim Staren-Sorgentelefon des ornithologischen Vereins FIPU. "Tun Sie was!"

Warnschreie aus Lautsprechern

Die Zoologin Alessandra Bascemi ist aber zuversichtlich. Sie habe eine wirksame Methode gefunden, um die gewaltigen Schwärme auseinander zu treiben. Aus riesigen mobilen Lautsprechern werden die Staren-Quartiere mit den Warnschreien der Vögel beschallt - für die Stare das Signal, das Weite zu suchen, und zwar in kleineren Gruppen.

Mitunter werden die Vögel aber auch fast zum Verkehrsrisiko. Ihre Hinterlassenschaften verschmutzen Autos, Parkbänke, Strassen und Gehwege. "Wenn es regnet, verwandeln sich die Strassen in Rutschbahnen", schimpft ein junger Italiener. Doch wirklich missen will sie niemand.

(Ursina Trautmann/sda)

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