Unter den acht Traktanden der GV hatte Nummer 6 «Wahlen» schon
vor der Versammlung zu reden gegeben. Eine Gruppe von Exit-
Mitgliedern liess einige Tage zuvor den Medien eine Mitteilung
zukommen, wonach sie «in tiefer Sorge um die Existenz, den guten
Ruf und um das erspriessliche Gedeihen von Exit in der Zukunft»
anstrebe, einen neuen Vorstand zu bestellen.
Für die Diskussion des heiklen Punktes wollten die GV-
Teilnehmenden offenbar unter sich bleiben. In einer Abstimmung zu
Beginn der Versammlung votierte eine Mehrheit dafür, die Medien
nicht zuzulassen.
Diese Abstimmung an sich war nichts Neues: Seit einigen Jahren
ist sie Traditon an den Exit-GV. Neu war das Resultat, wurden doch
in der Vergangenheit die Berichterstatter jeweils zugelassen, auch
wenn heftige Auseinandersetzungen vorprogrammiert waren.
Ehrenamtlichkeit realisieren
Die «Putschisten» kündigten vor der GV an, im Falle eines Siegs
als erstes eine unabhängige und externe Revision der Bücher zu
veranlassen, damit für eine offene, transparente Geschäfts- und
Informationspolitik zu sorgen und verlorengegangenes Vertrauen
längerfristig zurück zu gewinnen.
Ein weiteres vordringliches Anliegen sei ihnen die tatsächliche
Ehrenamtlichkeit des Vorstandsamtes, wie dies in den Statuten
festgehalten sei. Heute sehe die Wirklichkeit anders aus,
kritisiert die Gruppe: Die amtierenden Vorstandsmitglieder hätten
letztes Jahr zwischen 38 000 und 88 000 Franken bezogen - und dies
zum Teil bei Arbeitspensen von 50 oder 60 Prozent.
Bisheriger Vorstand will nicht weichen
Dass der amtierende Vorstand nicht sang- und klanglos das Feld
räumen wird, ist klar. In einer Stellungnahme zu Handen der
Mitglieder empfiehlt er die bisherigen Vorstandsmitglieder zur
Wiederwahl: Elke Baezner (Genf), Michael Brücker (Lenzburg AG),
Ernst H. Haegi (Zürich), Werner Kriesi (Langnau am Albis ZH) und
Jacques Schaer (Ramlinsburg BL) sowie als neues Mitglied Andreas
Blum (Bern).
Die Sterbehilfeorganisation Exit macht seit Jahren immer wieder
von sich reden, sei es wegen interer Streitereien, sei es wegen
umstrittener Freitodbegleitungen. Zu heftigen Turbulenzen war es
etwa an der GV im Frühling 1998 gekommen, an der der damalige
Geschäftsführer schliesslich abgesetzt wurde. Er hatte sich für
Neuerungen und eine Professionalisierung der Organisation
eingesetzt.
(kil/sda)