«Stolz der Azzurri» - «Graue Spiele»
Italien feiert sich und Turin. Die restliche Welt schaute aber auch kritisch auf die Olympischen Winterspiele und spricht von «grauen Spielen».
Italien
«La Gazzetta dello Sport»: «Schau her, Welt: Italien kann auch dies. Die Winterspiele enden im Zeichen der Stolzes der Azzurri: Eine elfte Medaille und Komplimente von allen.»
«Corriere dello Sport»: «Applaus für Turin 2006.»
«La Repubblica»: «Arrivederci Olympia mit Di Centa aus Gold. Zum Finale ein grosses Fest.»
«La Stampa»: «Unvergesslich. Hier zog das »Made in Italy« auf. Die Siegersymbole unseres Landes strahlen bei der grossen Abschlussparty.»
«Corriere della Sera»: «Ein grosses Gold beendet die Spiele. Giogio Di Centa gewinnt die 50 Kilometer. Die Organisatoren: Es war ein Erfolg.»
Schweiz
«Schaffhauser Nachrichten»: «Die 20. Olympischen Spiele gingen so über die Bühne, wie es im Vorfeld zu befürchten gewesen war: chaotisch und ohne Leidenschaft.»
«Basler Zeitung»: «Sicher: Die Wege an diesen Spielen waren weit. Und es war offensichtlich, dass einzelne Anlagen auf den letzten Drücker fertig gestellt wurden. Doch letztlich funktionierte alles reibungslos, fanden die Wettbewerbe unter fairen Bedingungen statt.»
«Neue Zürcher Zeitung»: «Verblüffend gut schlugen sich die Österreicher, doch bleibt von ihnen auch eine hässliche Fratze in Erinnerung: Der »Fall Mayer«, vor allem aber das Verhalten der vereinten Austria-Funktionärskaste, lässt einen schalen Nachgeschmack zurück. Der Schulterschluss des IOC mit den italienischen Behörden erweckte immerhin den glaubhaften Eindruck, dass die Zeit der Schalmeienklänge auf dem Olymp endgültig vorbei ist und ernsthaft gegen Doping vorgegangen wird.»
«Tages-Anzeiger»: «Turin 2006 ergänzte das Programm der Winterspiele um einen zusätzlichen Wettbewerb: dem Suchen nach dem olympischen Geist. (...) Die Italiener veranstalteten weniger Olympische Spiele als eine Ansammlung von Weltmeisterschaften unter erschwerten Bedingungen.»
«Blick»: «Es waren Spiele der kalten Herzen, der coolen Technokraten, des knallharten Geschäftes -- und das ausgerechnet in Bella Italia.»
«Südostschweiz»: «Torino 2006 gebar kaum neue Superstars.»
«Le Matin»: «Die 17 Olympia-Tage boten abseits der Wettkämpfe eine andere Realität als die im Slogan propagierte Leidenschaft. Es herrschte eine extreme Kälte.»
«La Regione» : «In den Bergen war die Stimmung weniger prächtig als im prunkvollen Turin. Die Begeisterungsfähigkeit blieb hinter den entsprechenden Hoffnungen zurück.»
Österreich
«Salzburger Nachrichten»: «Es (waren) grossartige Spiele und davon kann man auch in Salzburg lernen, sollte man die Spiele 2014 bekommen: Denn Olympia ist keine abgehobene Funktionärsclique, es sind die Menschen, die diese Idee mit Leben und Sinn erfüllen. Die tausenden Volontari, die freiwilligen Helfer, haben die Spiele mit ihrer Freundlichkeit und Herzlichkeit neben den Sportlern geprägt und zu einem echten Erlebnis werden lassen.»
«Kurier»: «Hätten die Spiele in Turin auch nur ein paar Tage länger gedauert, die Österreicher wären mit nur drei Medaillen pro (Wett)bewerb nicht mehr zufrieden gewesen. Schon gibt es Stimmen, die meinen, man müsste künftig ganzjährig Olympia durchführen, damit der ORF stets etwas Vernünftiges zu senden habe.»
«Der Standard»: «Wäre das ein Hallo gewesen heut in Salzburg. Das kleine Land hätte ganz gross seine grossartigen Athleten empfangen die ihm eben die erfolgreichsten Spiele aller Zeiten bescherten. (...) Dummerweise aber kam zum Jubel über die neun Goldenen, sieben Silbernen und sieben Bronzenen jene Geschichte, die laut IOC- Präsident Jacques Rogge »nicht einmal Hollywood in Szene setzen könnte«.»
Frankreich
«L´Equipe»: «Das waren weder grosse noch schlechte Spiele. Noch weit mehr als die Sommerspiele scheinen die Olympischen Winterspiele vor allem zu einem grossen Fernsehspektakel zu werden.»
«Le Figaro»: «Die Beute der Spiele bleibt in den Händen einer kleinen Welt, die immer von Deutschland und Nordamerika dominiert wird. Österreich wird von einer Dopingaffäre erschüttert, findet aber dank des Abfahrtlaufs wieder auf den Gipfel.»
«France Soir»: «Winter-Glücksspiele».
Spanien
«El País»: «Die Spiele gehen nicht in die Geschichte ein, weil sie zu den besten gehörten, sondern weil erstmals die Polizei an den Wettbewerben teilnahm, und zwar in der Disziplin des Anti-Doping- Kampfs. Der von den österreichischen Athleten ausgelöste Skandal prägte die Spiele mehr als alles andere.»
«El Mundo»: «Fast alle Stars versagten. Um das Doping gab es viel Aufregung, aber nur einen positiven Befund. Alles andere war Lärm. Die Spanier kehren ohne Medaille heim. Im Wintersport sind wir so stark wie Finnland im Fussball.»
«El Periódico»: «Es waren graue Spiele. Weder auf dem Eis noch im Schnee ragten irgendwelche Könige oder Königinnen heraus, die die Erinnerung an diese Spiele wach halten könnten.»
Belgien
«La Libre Belgique»: «Wenn ein Land diesen Spielen seinen Stempel aufgedrückt hat, dann war es zweifellos Österreich: durch seine sportliche Bilanz jenseits der Erwartungen und vor allem die Doppelsiege von Benjamin Raich und Michaela Dorfmeister im Alpinski. Und durch den Fortsetzungskrimi mit dem undurchsichtigen Walter Mayer in der Hauptrolle.»
«Le Soir»: «Das spektakulärste Beispiel für die Hinwendung zur Spezialisierung liefert Südkorea in Turin. ... Zehn seiner elf Medaillen wurden in einer einzigen Disziplin gewonnen, dem Short- Track. Die grossen Länder bleiben bei den Winterspielen die gleichen. Aber sie haben alle einen engeren Horizont.»
Schweden
«Aftonbladet»: «Welch wunderbare Spiele. Es waren die besten Winterspiele aller Zeiten. Jedenfalls mit Blick auf sieben schwedische Goldmedaillen.»
«SR-Radio»: «Danke für traumhafte Spiele. Nie zuvor waren wir Schweden so erfolgreich wie in Turin.»
Norwegen
«Aftenposten»: «Turin hat wieder gezeigt, dass Olympische Spiele eine Speerspitze der Globalisierung und Unterhaltungsindustrie auf höchstem Niveau sind.»
«Dagbladet»: «Die Turiner Spiele waren volle Spannung, Tränen und Jubel. Wie Olympische Spiele nun mal sein sollen.»
Dänemark
«Politiken»: «Sportlich lief es gut, aber Turin blieb ohne jede Magie.»
Grossbritannien
«The Times»: «Die Olympia-Organisatoren haben betont, wie gut die Eintrittskarten verkauft wurden. Aber Tatsache ist, dass deutliche Lücken auf den Tribünen zu sehen waren. Man konnte in den vergangenen zwei Wochen an jedem beliebigen Tag in Turin sein, ohne zu wissen, welche Grossveranstaltung dort stattfand.»
«Daily Telegraph»: «Keine Frage, die Spiele waren ein Erfolg. Was bei Olympia zählt, sind die Bedingungen in den Austragungsstätten. Dort hatten die Organisatoren die richtigen Prioritäten gesetzt. Auch der Wettergott spielte mit. Was London (als Austragungsort der Sommerspiele 2012) lernen kann: Transport, Transport, Transport.»
«The Guardian»: «Der britische Delegationschef Simon Clegg muss - als ehemaliger Militär - neidisch sein auf die Unterstützung der deutschen Bundeswehr für die Athleten des Landes. Deutschland hat hier mit 29 Medaillen dominiert, und zwei Drittel der Mannschaft ist in der Bundeswehr, die unglaubliche 27 Millionen Euro in die Förderung von Elite-Athleten steckt.»
Russland
«Kommersant»: «Diese Spiele waren noch nicht zu 100 Prozent unsere. Der vierte Platz ist kein Triumph. Aber wenn sich der Aufschwung fortsetzt, dann könnte in vier Jahren in Vancouver ein Triumph folgen.»
«Komsomolskaja Prawda»: «Wir müssen den Eiskunstläufern zu Füssen fallen. Drei von vier Goldmedaillen zu gewinnen ist ein riesiger Erfolg.»
«Moskowski Komsomolez»: «Alles okay bis auf das Hockey.»
Holland
«De Volkskrant»: «Hip und populär, darum geht es bei den Spielen. Zum Glück wird während der Olympischen Spiele auch noch Fussball gespielt. Das beruhigte die Italiener und lenkte ab. Nur die Gäste nörgelten bis zum letzten Tag. Die Illusion ´Passion lives here´ war nicht genug, um die Spiele zu einem Erfolg zu machen.»
«De Telegraaf»: «Es ist schön gewesen. Die Flamme ist erloschen und die Flagge eingeholt. Und die Turiner werden darum keine Tränen vergiessen. Sie fanden es alle schön, lustig und interessant. Aber kann man sagen, dass der Italiener durch die 20. Olympischen Winterspiele nachts wachgelegen hat? Nein!»
«Algemeen Dagblad»: «Die sommerlichsten Winterspiele aller Zeiten sind vorbei. Es schien so, als ob die Spiele schon eher als gestern Abend vorbei waren. Juventus spielte ein Meisterschaftsspiel zu Hause in Turin und die Fernsehgeräte in den Bars und Restaurants zeigten weder das Eishockey-Finale noch das letzte Programm der Spiele - sondern Fussball.»
Kanada
«Toronto Star»: «Oh, was für Spiele! Unsere Athleten haben in Turin einen starken Eindruck hinterlassen. Der nächste Stopp ist Vancouver.»
(fest/Si)
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