Streit um Zahl der Schwangerschaftsabbrüche

publiziert: Sonntag, 3. Dez 2000 / 09:57 Uhr

Basel/Bern - Mit Blick auf anstehende politische Entscheide über die Regelung des Schwangerschaftsabbruchs ist ein Streit zwischen Interessenorganisationen über die Zahl der Abtreibungen in der Schweiz entbrannt. Beide Seiten werfen sich falsche Interpretationen vor; offizielle Statistiken gibt es nicht.

Ausgangspunkt der Kontroverse sind die jährlich veröffentlichten Zahlen der Schweizerischen Vereinigung für Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs (SVSS), die im vergangenen Oktober für das Jahr 1999 publiziert worden waren. Demnach ging die Zahl der legalen Schwangerschaftsabbrüche im Vergleich zum Vorjahr um 429 oder gut drei Prozent auf 12.200 zurück. Die Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK), deren gleichnamige Volksinitiative für ein faktisches Abtreibungsverbot hängig ist, wirft der SVSS nun vor, die Zahlen aus politischem Kalkül zu manipulieren. Eigentlich müsste auf Grund des Zahlenmaterials für 1999 eine leichte Zunahme der Abtreibungen ausgewiesen werden. Überdies seien die Zahlen in früheren Jahren stark überhöht, und die Datenerfassung der letzten Jahre weise Lücken auf und sei nicht transparent.

Einer der Hauptstreitpunkte betrifft die Zahlen aus dem Kanton Zürich. Er gehört zu den wenigen Kantonen, in denen Ärzte ihre getätigten Eingriffe nicht bei den kantonalen Behörden melden müssen. Die SVSS nimmt deshalb periodisch auf Grund von Befragungen der Spitäler und Ärzte in Ortschaften mit mehr als 10.000 Einwohnern eine Schätzung vor. Die letzten beiden Schätzungen ergaben für das Jahr 1993 3.700 Abtreibungen und für das Jahr 1999 noch 3.100 Schwangerschaftsabbrüche.

Gemäss SHMK ist es aber statistisch und demographisch falsch, den vollen Rückgang um 600 Abtreibungen für das Jahr 1999 auszuweisen, statt ihn auf die sechs Jahre zwischen den beiden Schätzungen zu verteilen. Die SVSS hält dem entgegen, niemand wisse, wie sich der Rückgang auf diese Periode verteilt habe. Wichtig seien ohnehin nicht die jährlichen Veränderungen, sondern der langfristige Trend, und der sei im Vergleich zu den 60-er und 70-er Jahren unzweifelhaft rückläufig. In den 90-er Jahren sei die Zahl dann mit geringen Schwankungen mehr oder weniger stabil geblieben. Die SHMK stellt aber auch die Datenbasis der früheren Jahrzehnte in Frage und beschwert sich darüber, dass die Abtreibungsstatistiken seit Jahren von den Befürwortern der Fristenlösung zum Teil ohne Belege erfasst und im Detail nicht offen gelegt würden. Es bestehe deshalb ein dringender politischer Handlungsbedarf, die Zahlen zusammen mit den Abtreibungsmotiven zuverlässig zu erheben. Denn die anstehenden Entscheide dürften nicht auf derart vagen statistischen Grundlagen getroffen werden. Die SVSS bezeichnete die Kritik der SHMK als lächerlich. Alle Fachleute seien sich einig, dass es an der Gesamttendenz nichts zu rütteln gebe. Der Rückgang sei auch absolut plausibel, wenn man die Fortschritte bei der Schwangerschaftsverhütung zwischen den 60-er und den 90-er Jahren betrachte.

(sda)

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